Erwin Teufel, wie man ihn kennt. Der gebürtige Rottweiler war von 1991 bis 2005 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Foto: dpa/Marijan Murat

Von 1991 bis 2005 prägte Erwin Teufel als Ministerpräsident die Geschicke des Landes Baden-Württemberg. Geboren wurde er am 4. September 1939 in Rottweil.

Wie mächtig die Spuren sind, die Erwin Teufel in seinem Leben bisher hinterlassen hat, wurde unter anderem 2019 bei einer Veranstaltung in der Neuen Tonhalle in Villingen kurz nach seinem 80. Geburtstag deutlich. Rund 1000 Besucher und politische Weggefährten waren aus dem ganzen Land zum Symposium „Christliche Werte in der Gesellschaft von heute und morgen“ gekommen, um Teufel zu gratulieren. Der Abend endete für ihn bei Fackelschein mit dem Großen Zapfenstreich.

 

Am 4. September 1939 in Rottweil geboren

Erwin Teufel wurde am 4. September 1939 in Rottweil als ältestes von neun Kindern der Eheleute Julie und Josef Teufel geboren. Er wuchs auf dem bescheidenen elterlichen Bauernhof in Zimmern auf, das damals rund 1200 Einwohner hatte, so das Teufel-Dossier der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Leidenschaft fürs Lesen entdeckt

„Da der begabten Mutter versagt war, das Gymnasium zu besuchen, bemüht sie sich, ihre Kinder nach Kräften zu unterstützen und ihre Bildung zu fördern. So sorgt sie dafür, dass die Kinder, vor allem Erwin, Bücher bekommen und sie somit ihre Bildung erweitern“, heißt es weiter. Sich in alle nur mögliche Themen einzulesen, wurde tatsächlich zu einer großen Leidenschaft Erwin Teufels und ist es bis heute.

Auf der Volksschule in Zimmern

Ab 1945 besuchte er die Volksschule in Zimmern. Nach der Schule mussten er und seine Geschwister auf den Äckern helfen. In der Familie herrschte laut Konrad-Adenauer-Stiftung keine Armut. Trotzdem war das Geld oft knapp. „Sonntags geht die Familie in die Kirche. Als ältestes Kind übernimmt Erwin Mitverantwortung für seine Geschwister, indem er ihnen auch bei den Haus- und Schulaufgaben hilft.“

Später besuchte Erwin Teufel das Albertus-Magnus-Gymnasium in Rottweil. Er verließ es mit der Mittleren Reife.

Engagement in Katholischer Jugend

Schon frühzeitig engagierte sich Teufel in der Katholischen Jugend. Er wurde Dekanatsjugendführer, Vorsitzender des Kreisjugendrings und Mitglied der Kolpingfamilie. „In diesen Gruppierungen schärft er sein Organisations- und rhetorisches Talent. Hier findet er das Forum, in dem er lernt, sich in freier Rede zu schulen, sich mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen und zu diskutieren.“ (Konrad-Adenauer-Stiftung)

Bekanntschaft mit Heiner Geißler

In dieser Zeit lernte er über Bekannte seines Vaters den späteren Bundesminister Heiner Geißler kennen und gründete später mit ihm und Franz Sauter die Junge Union für den Kreis Rottweil.

Als Diplom-Verwaltungswirt (FH) wurde Teufel 1961 Regierungsinspektor im Landratsamt Rottweil. Von 1962 bis 1964 war er Stadtoberinspektor in Trossingen.

Jüngster Bürgermeister

1964 schaffte er es, mit gerade mal 25 Jahren zum Bürgermeister der Stadt Spaichingen gewählt zu werden. Er war damit der jüngste Bürgermeister Deutschlands.

Der Weg ins Spaichinger Rathaus

„Ich wollte damals immer schon Bürgermeister werden“, blickte Teufel bei einem Gespräch vor sechs Jahren in seinem Haus in Spaichingen zurück. Als Stadtoberinspektor Trossingens habe er damals seine Fühler ausgestreckt. „Ich stellte mir zuerst eine kleine Gemeinde vor“, erinnerte sich der geborene Rottweiler im Gespräch. Schließlich fielen für ihn Spaichingen, Sigmaringen und Bad Saulgau in die engere Wahl.

„Eines Samstagmorgens sah ich in der Zeitung einen dicken schwarzen Balkenrand auf einer Seite.“ Es war der Nachruf auf den damals im Amt verstorbenen Spaichinger Bürgermeister Ludwig Wahr. Als wenig später der stellvertretende Bürgermeister Christian Link bekanntgab, dass er keine Bürgermeisterwahl im Hochsommer wolle, wenn alle Menschen im Urlaub sind, sondern erst im September, sah der junge Erwin Teufel seine Chance gekommen. Er schaffte es im zweiten Wahlgang, die absolute Mehrheit zu erringen.

1972 zog Teufel zum ersten Mal als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Villingen-Schwenningen in den Landtag ein.

Zur Arbeit mit dem Zug

Von 1972 bis 1978 war Erwin Teufel Politischer Staatssekretär im Innenministerium sowie Staatssekretär für Umweltschutz, so ein Beitrag der Landeszentrale für politische Bildung. Das Amt des Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion hatte Erwin Teufel von Februar 1978 bis Januar 1991 inne. 1991 wurde er dann zum Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg gewählt. Zur Arbeit fuhr er ab diesem Jahr von Spaichingen aus stets mit dem Zug. Er stieg in Spaichingen frühmorgens ein. Bei der Zwischenstation in Rottweil stieg dann seine langjährige Sekretärin Hilde Troje zu. Die Zeit im Zug nutzten Teufel und Troje dann stets, um die Post zu erledigen.

Bis 2005 Baden-Württembergischer Ministerpräsident

Ministerpräsident Baden-Württembergs blieb Erwin Teufel bis 2005. Nach Teufels aktiver politischer Zeit in Stuttgart folgten viele Ehrenämter und Vorträge.