Die Zahl der Friseurbetriebe in der Ortenau wächst seit Jahren kontinuierlich – und mit ihr die Diskussion um Barbershops. In der Branche herrscht Unruhe.
Der Name ist anders, die angebotene Leistung ähnlich – und die Unruhe in der Branche groß. Die Rede ist von Friseursalons und Barbershops. Insgesamt 425 Friseurbetriebe, teilweise mit mehreren Filialen, gibt es derzeit (Stand 9. September) im Ortenaukreis. Ende 2024 waren es noch 414, zum Ende des Jahres 2015 genau 400.
„Die Anzahl der Friseurbetriebe ist leicht steigend“, schreibt die Handwerkskammer Freiburg, die nicht zwischen klassischen Friseuren und Barbershops unterscheidet – solange bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Denn wenn ein Barbershop, der in aller Regel Männer als Kunden hat, auch Haarschnitte anbietet, wird er laut Kammer dem „zulassungspflichtigen Friseur-Handwerk“ zugeordnet. In diesem Fall muss der Betrieb gewisse Voraussetzungen erfüllen.
Diese Voraussetzungen müssen Friseurbetriebe erfüllen
„Das bedeutet, dass der Betriebsinhaber einen Meisterbrief oder eine meisterähnliche Qualifikation im Friseur-Handwerk nachweisen oder eine Friseurmeisterin oder einen Friseurmeister als handwerkliche Betriebsleitung anstellen muss“, erklärt die Handwerkskammer Freiburg. Bietet ein Barbershop dagegen nur Bartrasur und -pflege an, gilt kein Meisterzwang.
Manche Friseure haben kaum noch Männer als Kunden im Salon
Indes: Nicht jeder Barbershop hält sich daran. Der Handwerkskammer sind Fälle in der Ortenau bekannt, in denen Friseurdienstleistungen erbracht werden, ohne die nötige Zulassung dazu zu haben. „Schwarzarbeit und das unerlaubte Ausüben eines Handwerks sind Ordnungswidrigkeiten und werden geahndet“, so die Kammer. Und: „Schwarze Schafe schaden dem Ansehen des Handwerks insgesamt und müssen entsprechende Konsequenzen spüren“, so die Handwerkskammer.
Friseur-Innung beklagt niedrige Preise
„Natürlich sind diese Fälle bekannt“, schreibt auch Heike Hartmann, Obermeisterin der Ortenauer Friseur-Innung und Inhaberin eines Haarstudios in Appenweier, auf Anfrage. Sie berichtet von „Unmut und Unruhe in unserer Branche“ – nicht nur aufgrund der Fälle von Haarschnitten ohne die entsprechende Zulassung.
Denn Hartmann und andere Mitglieder der Innung sehen auch die – im Durchschnitt oftmals wesentlich günstigeren – Preise vieler Barbershops für Männerhaarschnitte äußerst kritisch. Die Innungs-Obermeisterin nennt dabei 16 Euro für einen Haarschnitt als Beispiel.
Ein Haarschnitt für unter 20 Euro
Ein Betrag, für den sich ein Mann in Lahr beim Barbier tatsächlich die Haare schneiden lassen kann. „Die Rechnung geht so nicht auf“, findet Hartmann, andere Innungsmitglieder würden das genauso sehen, sagt sie. Laut Hartmann die Folge der niedrigeren Preise in Barbershops: „Es gibt Friseure, die kaum noch Männerkundschaft haben. Und das ist sehr traurig.“
Obermeisterin der Innung hofft auf Dialog mit Barbern aus der Region
Gegenüber unserer Redaktion bezeichneten mehrere Lahrer Barbershop-Betreiber ihre Preise, die im Bereich von um die 20 Euro pro Haarschnitt liegen, als marktüblich. „Die Preisgestaltung ist grundsätzlich individuelle Entscheidung des jeweiligen Betriebs. Jedoch müssen dabei immer die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden“, schreibt die Handwerkskammer Freiburg dazu.
Derweil hofft Innungs-Obermeisterin Hartmann mehr Kontrollen und würde sich für die Zukunft einen Dialog zwischen Friseuren und Barbieren wünschen: „Es wäre toll, den ein oder anderen Barber bei uns begrüßen zu dürfen. Es gäbe sicher einen regen Austausch“, schreibt sie.
Wer kontrolliert?
Kontrollen werden von verschiedenen Behörden übernommen: Der Zoll ist für die Bekämpfung von Schwarzarbeit zuständig, zudem sind auch der Kreis mit der Gewerbeaufsicht und die Ordnungsämter der Städte und Gemeinde involviert. Sobald die Stadt eine Gewerbeanmeldung für einen Barbershop erhält, wird dies der Handwerkskammer gemeldet“, schreibt etwa die Stadt Lahr. Die Kammer überprüfe dann, „ob der einzelne Betrieb Leistungen anbietet, die eines Meisterbriefes bedürfen und ob dieser vorhanden ist. Die Stadt Lahr führt nur auf Hinweis der Handwerkskammer Kontrollen in Barbershops durch.“ Konkrete Zahlen, wie viele Barbershops in der Ortenau in den vergangenen Jahren ohne Erlaubnis Haare geschnitten haben, liegen nicht vor – der Zoll schlüsselt seine Statistik nur pro Bundesland auf. „Aus den Jahren 2024 und 2025 sind uns keine Fälle bekannt, in denen ohne Berechtigung Haare geschnitten wurden oder werden“, teilt die Stadt Lahr mit.