Hat für die neue Agentur „TheRepublic“ geworben: Friedrich Merz. Foto: dpa/Michael Kappeler

Die neu gegründete unionsnahe Agentur „TheRepublic“ will nach der verlorenen Wahl den Kampf im Internet gegen einen angeblichen „Linksdrift“ zum Geschäftsmodell machen.

Berlin - Das Video ist knallig und mit dramatischer Musik unterlegt: Man sieht eine Demo für Enteignung, die Ausschreitungen vom Stuttgarter Schlossplatz, Übergriffe von Migranten in der Kölner Silvesternacht und Greta Thunberg. Dazwischen hat die Regie immer wieder Redeschnipsel vor allem von grünen Politikern geschnitten. Unterschwellige Botschaft: Mit diesen Leuten wird das Land bald so aussehen. Am Ende heißt es: „Deutschland steht am Scheideweg. Wir haben es in der Hand. Gemeinsam in die Offensive.“

So präsentiert sich seit Donnerstag im Internet eine Gruppe, die sich „TheRepublic“ nennt und einen Adlerkopf als Emblem führt. „Wir stoppen den politischen Linksdrift“, heißt es auf der Website. Der Film, der von der Bildsprache her ein wenig an den US-Wahlkampf erinnert, sorgte im politischen Berlin für Aufmerksamkeit – vor allem aus einem Grund: Es ist nicht ganz klar, wie stark die CDU eigentlich mit der Neugründung verbunden ist.

„Deutschland am Scheideweg“

Nach der Wahl hätten „führende Köpfe der Union“ eine Kampagnen-Agentur gegründet, um mit einer eigenen Plattform für konservative Anliegen zu werben, so berichteten es die „Bild“-Zeitung und andere Medien. Mit im Boot angeblich: Friedrich Merz, Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU), CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach und dessen Tochter Caroline. Doch nirgends findet sich ein entsprechender Hinweis. Und tatsächlich beeilte sich Bär zu verkünden, sie habe mit dem Projekt nichts zu tun. Auch Fraktionsvize Carsten Linnemann ist nach eigenem Bekunden nicht beteiligt. Friedrich Merz erklärte, er gehöre nicht zu den Gründern, wünsche aber im Sinne der Meinungsfreiheit viel Erfolg.

Friedrich Merz beim Fundraiser

Wer und was also ist „TheRepublic“? Anruf bei Armin Petschner-Multari – Gründer und alleiniger Gesellschafter, der sich mit dem Unternehmen selbstständig gemacht hat. Übrigens doch nicht so ganz ohne Hilfe von Friedrich Merz: „Er hat bei einem Abendessen in Leipzig für uns geworben und wir haben unser Projekt vorgestellt.“ Petschner-Multari kennt viele in der Union, der Social-Media-Experte war bis vor kurzem für die digitale Kommunikation der CSU-Landesgruppe im Bundestag zuständig.

Außerparlamentarische Guerilla?

Und genau dort hat er die Grenzen kennengelernt, die ein Parteiaccount hat, wenn es zum Beispiel ums Zuspitzen geht. Mit seiner Agentur will er nun offenbar etwas mehr Beinfreiheit nutzen um eine Art Gegenöffentlichkeit aufzubauen. „Wir bedienen die Logik der Plattformen, das machen andere auch.“ Also eine Art Guerillatruppe für die C-Parteien? „Wir wollen für konservative Positionen werben, die ein oder andere Schlagzeile produzieren und Debatten für uns entscheiden.“ Viele Unterstützer seien mittelständische Unternehmer, die ihre Sicht zur Sprache kommen lassen wollten. Auch Politiker hätten Unterstützung zugesagt.

Kampagnen erinnern an AfD

Um dem „bürgerlichen Lager aus der Defensive“ zu helfen, wie es auf der Website heißt, will die Agentur Multiplikatoren aufbauen und die Strategie pflegen, mit anderen Partnern gemeinsam zu agieren. Noch ist der Laden klein: Es gibt drei Vollzeitmitarbeiter. Drei Kampagnen, die sich die Agentur zum Start ausgesucht hat, erinnern allerdings an bekannte Social-Media-Kernthemen der AfD. So geht es um den Kampf gegen das Gendern, um eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, und um einen Förderungsstopp für zivilgesellschaftliche Vereine, die gegen Rechtsextremismus oder für eine andere Klimapolitik kämpfen und hier als „undurchsichtiges Netzwerk radikaler Aktivisten“ bezeichnet werden. Petschner-Multari verteidigte die Themen und sagte, es gebe zu allem Beschlüsse der CDU.