Zwei Spezialisten beraten zu Präventionsmaßnahmen, Impfungen und zur HIV-Prophylaxe und bieten regelmäßige Kontrollen an.
Testungen auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Chlamydien, Mpox („Affenpocken“) oder HIV sind in allen Gesundheitsämtern anonym möglich. Doch an wen wendet man sich, wenn eine STI festgestellt wurde? Und wer führt regelmäßige Kontrollen durch, um Infektionen rechtzeitig zu erkennen? „In Baden-Württemberg sieht die Versorgungslage allgemein schlecht aus. Wer sich behandeln lassen möchte, muss meist weite Fahrtstrecken in Kauf nehmen, um medizinische Versorgung zu erhalten“, schreibt die Uniklinik Tübingen in einer Pressemitteilung.
Die wenigen Schwerpunktpraxen in Stuttgart (zwei), Karlsruhe (drei), Freiburg (eine) und Tübingen (eine) sind teilweise überlastet, so dass notwendige Behandlungen oder Präventionsmaßnahme häufig erst nach erheblicher Wartezeit erfolgen können. Mit der neu etablierten STI-Sprechstunde an der Universitäts-Hautklinik in Tübingen soll die Versorgung in Baden-Württemberg verbessert werden.
Erhöhtes Risiko für Infektionen
„Die Sprechstunde richtet sich insbesondere an Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen haben, etwa Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), transgeschlechtliche Menschen, in Sexarbeit tätige Personen oder jene, die Sex mit einer infizierten Person haben“, schreibt die Uniklinik.
In der STI-Sprechstunde der Universitäts-Hautklinik können akute Infektionen abgeklärt und behandelt werden. Ein besonderes Anliegen ist den behandelnden Ärzten auch die regelmäßige Vorsorge: „Viele Personen wissen nicht, für welche Infektionen sie ein erhöhtes Risiko haben. In der Sprechstunde können wir gezielt nachfragen, über Präventionsmaßnahmen aufklären und Termine für regelmäßige Check-ups vereinbaren“, erklärt Manuel Knoll, der die Sprechstunde gemeinsam mit Sebastian Volc leiten wird.
Beratung zu Impfungen
Die Ärzte beraten auch zu Impfungen oder zur HIV-Prophylaxe. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Früherkennung von Analkarzinomen und deren Behandlung sowie auf der Diagnostik und Therapie von Papillomavirus (HPV)-Erkrankungen. Für weitere Abklärungen können Experten der Virologie, Gynäkologie, Endokrinologie oder Psychiatrie hinzugezogen werden.
Die STI-Sprechstunde ist ein geschützter Raum, Patientinnen und Patienten werden hier von Spezialisten auf Augenhöhe behandelt. „Wer einmal bei einem so sensiblen Thema schlechte Erfahrungen gemacht hat, vermeidet meist weitere Arztbesuche“, sagt Volc. Eine rechtzeitige Behandlung der Infektion findet dann nicht statt und Frühsymptome werden nicht beachtet. Dabei können besonders im Anfangsstadium viele Erkrankungen erfolgreich behandelt werden. Das Fortschreiten anderer Erkrankungen, etwa von HIV-Infektionen oder AIDS, kann bei rechtzeitiger Diagnose zum Stillstand gebracht werden.
Zeiten der Sprechstunde
Die Sprechstunde findet ab der ersten Juniwoche immer dienstags von 14 bis 16 Uhr statt. Termine können ab sofort telefonisch unter der Nummer 07071 29-83754 (Mo/Di von 8 bis 12 Uhr sowie 13.30 bis 16 Uhr, Mittwoch von 8 bis 11.45 Uhr, Do/Fr von 8 bis 11 Uhr oder per E-Mail an HA-STI-Sprechstunde@med.uni-tuebingen.de vereinbart werden.
Für die Terminvereinbarung ist eine Überweisung vom Haus- oder Facharzt notwendig. Eine anonyme Vorstellung ist nicht möglich. Anonyme Testangebote bieten die Gesundheitsämter oder die AIDS-Hilfe Tübingen.
Immunreaktion benötigt Zeit
Nicht immer ist ein direkter Erregernachweis möglich oder sinnvoll, weshalb auch die Reaktion des Immunsystems auf Erreger untersucht wird. Diese Immunreaktion benötigt jedoch Zeit. Folgende Mindestabstände zum letzten Risikokontakt werden empfohlen: HIV 6 Wochen, Hepatitis B acht Wochen, Syphilis vier Wochen, Chlamydien und Gonorrhoe drei Wochen.
Weitere Informationen sowie eine Checkliste für den Termin gibt auf der Internetseite.