Wissenschaftsministerin Theresia Bauer will der Uni Hohenheim helfen, ihre Schulden abzubauen. Foto: dpa

Uni Hohenheim muss sparen und setzt künftig auf junge, günstige Nachwuchswissenschaftler.

Stuttgart - Die Uni Hohenheim muss Schulden abbauen. Mit 400.000 Euro steht die Hochschule mit ihrem Personalmanagement in der Kreide. Jetzt hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) ihre Unterstützung angeboten.

Schulden, ein Rüffel des Wissenschaftsministeriums und Studentenproteste – für Stephan Dabbert, frischgebackener Rektor der Uni Hohenheim, waren bereits die ersten Wochen im Amt eine Bewährungsprobe. Am 22. März erreichte ihn ein Schreiben, in dem das Ministerium der Universität bis auf weiteres untersagt, Professoren in Gehaltsverhandlungen „dauerhafte Leistungszulagen“ anzubieten. Hintergrund: Seit 2007 habe die Universität ihr Personalbudget, den sogenannten Vergaberahmen von 9,5 Millionen Euro im Jahr, überzogen. 114 Professoren werden aus diesem Topf bezahlt, 400.000 Euro Schulden seien in den letzten Jahren aufgelaufen.

„Nahezu alle anderen Universitäten im Land halten den Vergaberahmen ein“

Auf den Brief folgte Ende April der Protest. 500 Studenten setzten sich für die unbefristeten Leistungszulagen ein. Sie fürchteten eine Verschlechterung der Lehre, den Imageverlust ihrer Universität. Beim Wettbewerb um die klügsten Köpfe habe man ohne die Zulage keine Chance.

Vor einigen Tagen schrieb das Wissenschaftsministerium erneut an Rektor Dabbert. Diesmal versöhnlicher: Die Universität müsse ihre Schulden im Personalbereich schnellstmöglich abbauen, aber man werde sie damit nicht alleine lassen. „Wir haben ein starkes Interesse daran, dass renommierte Forscher an die Hochschulen des Landes geholt und dort gehalten werden“, hieß es. Das Ministerium habe keine Sparauflage verfügt und mit dem ersten Brief lediglich auf die bestehenden Gesetze hingewiesen. „Nahezu alle anderen Universitäten im Land halten den Vergaberahmen ein“, so ein Sprecher. Wie lange Hohenheim bei Gehaltsverhandlungen noch auf das Zuckerl der unbefristeten Leistungszulage verzichten muss, könne man nicht sagen.

Vorschläge zur Tilgung der Schulden vorlegen

Dennoch scheint Dabbert sichtlich erleichtert: „Wir begrüßen, dass das Ministerium uns helfen will.“ In den kommenden Tagen werde die Universität Vorschläge zur Tilgung der Schulden ausarbeiten und vorlegen.

Klar ist, dass Hohenheim künftig bei den Gehältern sparen und statt etablierten Kräften Nachwuchswissenschaftler anstellen wird. Gekürzt werden sollen auch die sogenannten Funktionsleistungsbezüge, die ein Professor bekommt, wenn er ein zusätzliches Amt übernimmt.

Auf einen Vorschlag ist das Ministerium bereits eingegangen. Bisher werden aus dem Personal-Topf auch die Zuschläge bezahlt, die Professoren von ihren Universitäten bekommen, sollten sie über ihre Pension hinaus weiterarbeiten. „Wir haben diesen Konstruktionsfehler bereits erkannt und korrigiert“, lautet es im Schreiben. Damit wäre rund ein Fünftel der Schulden getilgt.

Hohenheim damals benachteiligt

Den Vergaberahmen kritisiert Dabbert nach wie vor. Bei der Umstellung von der C- auf die W-Professur errechnete man für jede Universität ein Personalbudget aus dem Durchschnitt der bestehenden Gehälter. Hohenheim sei damals benachteiligt worden. Dabbert: „Würde bei uns der gesetzliche Durchschnitt gelten, hätten wir die Schulden schon zur Hälfte getilgt.“ Dieser liegt an baden-württembergischen Universitäten bei 7044 Euro im Monat für einen Universitätsprofessor. Wie viel weniger Hohenheim zusteht, ist nicht bekannt. Laut Ministerium liege die Universität aber nur leicht unter dem Schnitt.

Eine erste Konsequenz der Geschichte hat Hohenheim schon zu spüren bekommen. Einer der derzeit 19 Bewerber auf eine Professur ist bereits abgesprungen, angeblich, weil die unbefristete Leistungszulage weggebrochen ist. Thorsten Quandt, einer von fünf Lehrstuhlinhabern im Fachbereich Kommunikationswissenschaft, hat ein Angebot aus Münster erhalten und entscheidet sich in dieser Woche, ob er bleibt. Dabbert räumt allerdings ein, dass es bei Entscheidungen für oder gegen eine Universität selten auf das eigene Gehalt ankomme. Wie auch in anderen Berufen zählten das Arbeitsumfeld, die Kollegen, die Ausstattung und die Personalstellen fürs Institut.