Ein Arbeiter steigt in Rottweil beim Bau des Testturms in eine Arbeitsgondel ein. Wie es nach oben geht, zeigt ein Video. Foto: Otto

Das Unglück an der Hochbrücke in Horb lässt andere „gefährliche“ Großbaustellen wieder in Erinnerung rücken. Am Testturm war in Rottweil eine Arbeitsgondel im Dauereinsatz.

Drei Bauarbeiter im Alter zwischen 40 und 46 Jahren sind ums Leben gekommen, als am Dienstag auf der Hochbrücken-Baustelle in Horb das Seil einer Arbeitsgondel riss. Ermittler prüfen jetzt, wie es zu dem schrecklichen Unglück kommen konnte. Die Rottweiler Staatsanwaltschaft ist hier zuständig.

 

Die Bilder von der Horber Großbaustelle und der roten Arbeitsgondel wecken in Rottweil Erinnerungen an den Bau des Testturms. Vor genau zehn Jahren, als sich der Aufzugstestturm von ThyssenKrupp im Rohbau befand, war dort eine derartige Arbeitsgondel im Dauereinsatz und hatte auf der Besucherplattform für staunende Blicke gesorgt. Die Arbeiter wurden in der Gondel per Kran bis auf 232 Meter hochgezogen – ein Anblick, der bei manch einem schon beim Zuschauen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verursachte.

Vom Anhängen der Arbeitsgondel und dem Transport nach oben hat unsere Redaktion seinerzeit – Anfang Juni 2015 – Videos gemacht. Hier ist zu sehen, wie die Gondel mit einem Seil am Kranhaken befestigt wird, von dem aus dann über Umlenkrollen zwei weitere Seile nach oben zum Ausleger führen.

Am Testturm von ThyssenKrupp gab es zur Personenbeförderung nach oben außerdem einen Baustellen-Aufzug, der an der Außenwand des Turms nach oben führte – und in dem auch unsere Reporter beim Baustellenbesuch des Rohbaus nach oben gebracht wurden. Am 29. Juli wurde am 232 Meter hohen Testturm Richtfest gefeiert. Nach einer Rekordzeit von nur 225 Tagen.

Arbeitskorb bei der Membran

Bei der Installation der Außenmembran, die den Turm umhüllt, kam dann ein offener Arbeitskorb zum Einsatz, der die Arbeiter also nicht nur nach oben beförderte, sondern von dem aus gearbeitet wurde.

Ein Arbeitskorb wird beim Anbringen der Membran eingesetzt. Foto: Patrick Nädele

Dieser hängt ebenfalls an einem Kran, er ist – so auf Fotos unserer Redaktion zu sehen – mit einem Seil und zusätzlich einem breiten Sicherungsband am Haken befestigt.

Hier ist die Aufhängevorrichtung genauer zu sehen. Foto: Patrick Nädele

Nach der Anbringung der Außenmembran wurde die Bauzeit am Testturm in Rottweil dann im Dezember 2017 offiziell beendet. Und Projektleiter Hardy Stimmer verriet bei diesem Termin, dass sein größter Wunsch auf dieser Baustelle in Erfüllung gegangen sei.

Größter Wunsch geht in Erfüllung

Bei der Grundsteinlegung drei Jahre zuvor habe er diesen Wunsch auf einen der Zettel geschrieben, die in einer Kapsel in 30 Meter Tiefe hinuntergelassen wurden: Eine Baustelle ohne Unfall hatte er sich gewünscht – und es ist wahr geworden. „Das ist das größte Geschenk, abgesehen von dem Bauwerk an sich“, so Stimmer.

In Rottweil ist man dafür noch heute dankbar – erst recht, seit dem schrecklichen Geschehen in Horb, das die Menschen noch lange beschäftigen wird.