Seit dem Wochenende hält sich dieser Weißstorch im verschneiten Bannhardt zwischen Winterlingen und Harthausen auf. Foto: Gauggel

Ein Storch, der einige Tage lang in einer Parkbucht zwischen Winterlingen und Harthausen lebte, schien sich beim Sturm mit Schneefall auf die Alb verirrt zu haben. Mittlerweile wurde dem Tier, das laut Markierung aus Frankreich kommt, geholfen.

Winterlingen-Harthausen - Auf der Heimfahrt von der Arbeit ist Doris Schließus aus Harthausen in einer Parkbucht nahe der L415 auf halbem Weg zwischen Winterlingen und Harthausen, wenige Schritte von der Straße entfernt, zu Wochenbeginn ein Storch aufgefallen. Nachdem sie den großen Vogel an derselben Stelle tags darauf noch einmal entdeckte, informierte sie die Harthauser Vogelfreunde.

Paul Pfaff, ausgebildeter Jäger und Hobby-Ornithologe, vermutet, dass der Storch auf seinem Zug aus dem Winterquartier entweder verletzt oder durch Hunger geschwächt sein könnte. Mit etlichen Eintagsküken als Futter im Eimer machte er sich umgehend auf den Weg ins verschneite Bannhardt.

Schnee und Eis hinderten ihn an der Weiterreise

Der Weißstorch verharrte immer noch in der Parkbucht und pickte in einem aus dem Schnee ragenden Grasbüschel herum. An den Bewegungen, den fest anliegenden Flügeln und dem wachen Blick des Vogels erkannte Paul Pfaff sofort, dass der Vogel unverletzt scheint, sondern ihn wohl tatsächlich der Hunger zu diesem Nothalt am Waldrand genötigt hat. Gut möglich, sagt der Experte, dass der heftige Sturm am Wochenende in Verbindung mit Schnee und Eis diesem Zugvogel auf der Alb erheblich zugesetzt, und ihn an der Weiterreise gehindert hat.

Gierig verschlang der hungrige Storch ein Küken nach dem anderen und zeigte dabei mit direktem Entgegenkommen bis auf eine geringe Distanz von wenigen Metern an, dass er immer noch ordentlich Kohldampf hatte. Erst nach einem Dutzend der aufgetauten Küken flog er kurz auf und landete nach kurzem Flug über die Straße in Sichtweite der Vogelfreunde auf einem Stoppelfeld.

Storch stammt aus Frankreich

In den darauffolgenden Tagen haben die Harthauser Vogelfreunde immer wieder nach dem Storch geschaut und sich mit Ute Reinhard, der Storchenbeauftragten des Regierungspräsidiums Tübingen, ins Benehmen gesetzt. Der Vogel hatte einen Metallring um sein Bein mit der Inschrift C.R.B.O. 4540. Damit konnte Reinhardt den Vogel identifizieren. Bei dem Tier handelt sich um einen rund 20 Jahre alten Storch aus Frankreich. Im Februar kommen die ersten Störche aus ihren afrikanischen Winterquartieren an ihre angestammten Brutplätze zurück.

Reinhard bestätigte die Annahme Pfaffs, dass der Vogel möglicherweise aufgrund des Sturms mit Schneefalls von seiner Route abgekommen ist und auf der Zollernalb landete.

Vogel ist in einer Auffangstation für Wildtiere

Mittlerweile ist der Storch in Balingen bei Björn Gruner, der dort ehrenamtlich in Zusammenarbeit mit den Tierschutzvereinen eine Auffangstation für Wildtiere und Exoten in Notsituationen betreibt. Am Dienstagabend wurde der Storch in Absprache mit dem Polizeiposten Winterlingen mit einem Netz gefangen und in einer geräumigen Box nach Balingen gebracht. Laut Gruner dient das sowohl zum Schutz des Storches, der auch mal auf der Straße herumspaziert ist, aber auch zum Schutz der Verkehrsteilnehmer.

Laut Gruner ist der Storch sehr geschwächt und benötigt noch einige Tage Pflege im sicheren Gehege. Wenn dann das Wetter und vor allem die Thermik passt,  wird der 20 Jahre alte Storch wieder in die Freiheit entlassen, sodass er hoffentlich wohlbehalten in seinem Brutrevier in Frankreich ankommen wird.