97-Jähriger wird verdächtigt, an der Ermordung von 16.000 ungarischen Juden mitgewirkt zu haben.

Budapest - Die Budapester Staatsanwaltschaft hat den mutmaßlichen ungarischen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary festgenommen.

Der 97-Jährige wird verdächtigt, während des zweiten Weltkriegs an der Ermordung von 16.000 ungarischen Juden mitgewirkt zu haben. Im Falle einer Verurteilung wegen Kriegsverbrechen droht ihm lebenslange Haft.

Simon-Wiesenthal-Zentrum spürte Csatary auf

Csatary wurde am Mittwoch erstmals von der Staatsanwaltschaft in Budapest verhört. Wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete, wurde anschließend bei einem Untersuchungsrichter Haftbefehl beantragt. Wie es hieß, werde Csatary verdächtigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben. So soll er während des Krieges Menschen gefoltert haben.

Am Wochenende war durch Berichte der britischen Zeitung "Sun" bekanntgeworden, dass Csatary bereits seit Jahren in Budapest lebt. Dies hatte das Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums bereits ein Jahr zuvor herausgefunden und sofort die ungarische Staatsanwaltschaft unterrichtet. Als diese daraufhin zunächst keine Schritte gegen Csatary unternahm, schalteten die Jerusalemer Nazi-Jäger die Presse ein.

1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt

Csatary hat nach Angaben des Wiesenthal-Zentrums 1944 als Polizeichef von Kosice im damals ungarisch besetzten Teil der Slowakei dazu beigetragen, dass 15.700 ungarische Juden in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht wurden. Bereits 1941 soll er 300 Juden in das ukrainische Kamenez-Podolsk deportiert haben. In dem von der Wehrmacht eroberten Ort verübten die Nazis kurz darauf ein Massaker an insgesamt 23.600 Juden.

Csatary war für seine Rolle während der Nazi-Zeit bereits 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er hatte lange unbehelligt in Kanada gelebt. 1997 war ihm die kanadische Staatsbürgerschaft entzogen worden. Daraufhin zog Csatary nach Budapest.