Zu lang für die Kurve am Schützenhaus war dieser Schwertransporter im Aichhalder Loch. Er rutsche von der Straße talabwärts in die Leitplanke. Foto: Wegner

Und wieder einmal ist es passiert: Ein Lastwagen, der eigentlich das Aichhalder Loch auf diesem Streckenteil gar nicht hätte befahren dürfen ist von der Straße abgekommen. Nur ein Baumstumpf und die Leitplanke hielten ihn von einem Absturz ab.

Schiltach/Aichhalden - Mehrfach und überdeutlich hat die Gemeinde Aichhalden vor und an der Einfahrt zum Aichhalder Loch Schilder anbringen lassen, dass diese Strecke für Lastwagen nicht geeignet ist.
Aber dennoch, immer wieder lassen sich Lastwagenfahrer, die mit Personenwagen-Navis unterwegs sind – so wie der jüngste Fall – nicht davon abhalten, diese Warnschilder zu ignorieren. Dies wurde am Mittwochmorgen dem Fahrer eines Sattelschleppers aus Bayern zum Verhängnis.

Wenn die Leitplanke nicht gewesen wäre und der Auflieger nicht durch einen alten Baumstumpf zurückgehalten worden wäre, dann wäre das Fahrzeug bei seinem riskanten Rangiermanöver abgestürzt, waren sich Bergungsfachleute vor Ort und auch Aichhaldens Bürgermeister Michael Lehrer, der zur Unfallstelle gekommen war, einig.

Am steilen Hanggelände

Und unterhalb der Straße wäre es mehrere hundert Meter abwärts gegangen – erinnert sich auch der technische Leiter der Gemeinde Aichhalden, Wolfgang Haberstroh, an einen früheren Unfall an fast gleicher Stelle, bei der ein Personenwagen die Kurve nicht gekriegt hatte.

Jetzt allerdings hatte der 57-jährige Fahrer Glück im Unglück: Das Fahrzeug blieb hängen und er konnte unverletzt aus seiner Kabine aussteigen. Und auch sein Fahrzeug war, von leichten Beulen am Staukasten des Aufliegers abgesehen, nach der professionellen Bergung problemlos wieder fahrbereit.

Dem Navi vertraut

Wieso er ausgerechnet diesen Weg genommen habe, kann er auf Frage des Bürgermeisters eben nur mit »wegen des Navis« erklären, das ihn da entlang geleitet habe.

Nachdem das Aichhalder Loch ja schon zu Beginn mit einer Kurve ziemlich steil bergab ging, denken manche dann, es werde besser – aber so ist es eben nicht, machten die Einheimischen kein Geheimnis aus der Tücke dieser Strecke. Aus diesem Grund lässt auch die Gemeinde Aichhalden nach Worten von Michael Lehrer alle Lastwagen, die zu ihrer Kläranlage müssen, von Talseite her anfahren – und informiert vorab die Lieferanten und Speditionen auch  mit einer Anfahrtsskizze.

In diesem Fall hatte, wie gesagt, der Lastwagenfahrer nur seinem Navi vertraut und die Strecke von oben herab ins Loch genommen. Dabei gehörte er in diesem Fall nicht einmal zu denen, die diese schmale Wegeverbindung nur nutzen, um gerade jetzt aufgrund der Baustellensituation, Schramberg umfahren zu können: Die Betonfertigteile waren für eine Baustelle eines landwirtschaftlichen Stalls  im benachbarten Rohrbach bestimmt.

Warten im Rohrbach

Dort warteten seit acht Uhr am Morgen alle Beteiligten auf den Transporter mit den Fertigteilen, der im bayerischen  Neustadt an der Aisch gestartet war – der Autokran für das Aufsetzen war bestellt und auch problemlos dort angekommen, nur die Fertigteile fehlten eben. Erst später erfuhren die Wartenden, dass der Transporter nicht den geeigneten Weg über Schramberg, am Ortseingang von Hinterlehengericht  zunächst den Erdlinsbach hoch, wie in Schiltach das "Loch" heißt, und dann weiter über die Straße zum Rohrbach zur Baustelle genommen hatte.

Kraneinsatz nicht möglich

Eigentlich, so Ewald Kurz vom gleichnamigen Bergungsunternehmen in Sulgen, war geplant einen Kran anzufordern, um den Auflieger und den Motorwagen wieder auf den Gemeindeverbindungsweg zu heben. Dies sei aber aufgrund der dortigen Situation mit zahlreichen Bäumen nicht möglich gewesen. Deswegen hätten sich er und das zweite beteiligte Unternehmen ASS aus Oberndorf entschieden, mit zwei Bergefahrzeugen, die jeweils mit mehreren Seilwinden ausgestattet sind, den Lastwagen zunächst zu sichern und dann  wieder auf die Straße zu ziehen.

Seilwinden und Gleitsand

So war auch dann mit Hilfe speziellen Gleitsands möglich, den rund 20 Tonnen schweren Auflieger beschädigungsfrei aus dem Hanggelände zu ziehen. Gegen Mittag konnte dann auch die Sperrung des Aichhalder Lochs wieder aufgehoben werden.

Weil bei dem Unfall nicht nur die Leitplanke beschädigt wurde, sondern auch ein Stück der Straße selbst abbrach, musste die Gemeinde Aichhalden anschließend mit Baken die Straße sichern. Glücklicherweise traf die erste Befürchtung von Bürgermeister Michael Lehrer, die Straße könnte durch den Abbruch bis zu einer Sanierung gesperrt werden müssen, nicht ein. Dort müsse jetzt aber, so Haberstroh, eine Mauer errichtet werden, um die Straße abzufangen.

Den durch den Unfall entstandenen Schaden gibt die Polizei mit rund 10.000 Euro an. Am Donnerstagnachmittag wurde noch mitgeteilt, dass die Straße heute, Freitag, von 9 bis 15 Uhr wegen Reparaturarbeiten gesperrt sein wird.