Durchschnittlich registrierte die Polizei im vergangenen Jahr mehr als 45 Unfälle pro Tag, mehr als 161 Verletzte pro Monat, und alle 19 Tage verstarb ein Mensch bei einem Unfall. Dennoch blickt das Polizeipräsidium Pforzheim recht positiv auf das Jahr 2024 zurück.
Das Polizeipräsidium (PP) Pforzheim verzeichnet in seinem Zuständigkeitsbereich für das Jahr 2024 einen deutlichen Rückgang der Gesamtunfallzahlen. Im Vergleich zum Vorjahr ging dabei die Anzahl der im Straßenverkehr verunglückten Personen besonders deutlich zurück. Das geht aus einer Mitteilung der Behörde hervor, die für die Landkreise Calw und Freudenstadt, den Enzkreis sowie die Stadt Pforzheim verantwortlich ist.
Im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums wurden demnach 16 510 (2023: 17 058) Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 3,2 Prozent. Verkehrsunfälle mit Verletzten gingen im Vergleich zu 2023 sogar um 12,5 Prozent zurück.
Nur im Kreis Freudenstadt steigt Zahl schwerer Unfälle
Während im Stadtkreis Pforzheim (-24,4 Prozent), im Enzkreis (-19,6 Prozent) sowie auf der A 8 (-17,4 Prozent) die Unfälle mit Personenschaden merklich zurückgingen, verzeichnete der Landkreis Calw (-2,7 Prozent) einen geringeren Rückgang. Im Landkreis Freudenstadt hingegen stieg die Zahl schwerer Unfälle (+2,2 Prozent) leicht an.
Für 2024 verzeichnet das PP Pforzheim 1496 Unfälle mit Personenschaden. Hierbei wurden 1957 Menschen verletzt oder getötet (2023: 2307); davon 1630 Verkehrsteilnehmer leicht verletzt, 308 schwer verletzt und 19 getötet. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Rückgang der Verunglückten um 15,2 Prozent.
Deutlich unter dem Dreijahresschnitt
Bei Verkehrsunfällen mit tödlich verletzten Personen sei 2024 ein neuer Tiefstand verzeichnet worden. Während 2023 noch 26 Verkehrstote zu beklagen waren, unterstreiche der Rückgang auf 19 tödlich Verunglückter (-26,9 Prozent) die Bedeutung effektiver Verkehrssicherheitsarbeit. Insgesamt liegt die Zahl für 2024 deutlich unter dem Dreijahresschnitt (2020-2022) mit 29 Unfalltoten pro Jahr.
Fast 50 Prozent aller tödlichen Unfälle wurden durch ältere Menschen (sechs) oder junge Erwachsene (drei) verursacht. Beinahe die Hälfte der Getöteten stammte aus den schutzbedürftigeren Verkehrsbeteiligungen. Hierzu gehören Fußgänger, Radfahrer sowie Motorradfahrer. In Pforzheim stürzte erneut ein eKF-Nutzer (Elektro-Kleinstfahrzeug) alleinbeteiligt und verletzte sich dabei tödlich. Neben neun Auto-Insassen (sieben Fahrer und zwei Mitfahrer) verstarb ein Lastwagen-Lenker in Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall.
Unfallursachen
Im Ranking der Hauptunfallursachen bei Unfällen mit Personenschaden stachen die Ursachen „Geschwindigkeit“ und „Abstand“ deutlich hervor. In den eher ländlich geprägten Landkreisen Freudenstadt und Calw lag jeweils die Ursache „Geschwindigkeit“ vorne, im Enzkreis hob sich die Ursache „Vorfahrt“ negativ ab. Die Ursachen „Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren“ stachen im eher urban geprägten Raum Pforzheim hervor. Auf der A 8 war die Ursache „unzureichender Abstand“ deutlicher Spitzenreiter.
Unter den tödlichen Verkehrsunfällen trat die Ursache „Geschwindigkeit“ mit einem Anteil von fast 40 Prozent mehr als deutlich hervor.
Der Aspekt „Ablenkung im Straßenverkehr“ durch Smartphone, Touchscreen-Bedienung und Co. stellt ein wiederkehrendes Problem dar. Daher wird diese Unfallursache seit 2021 gesondert erfasst und bewertet. Ein klarer Nachweis ist dabei im Rahmen der Unfallaufnahme nicht immer einfach zu führen. Das Dunkelfeld dürfte in diesem Bereich sehr groß sein.
Bei einem 2024 tödlichen auf der A 8 Verunglückten lagen eindeutige Hinweise auf Ablenkung vor. Insgesamt war die Anzahl der Unfälle, die nachweislich auf Ablenkung zurückzuführen sind, jedoch rückläufig (von 88 auf 72).
Beteiligte
Die Gesamtanzahl der Unfälle unter Beteiligung eines Fußgängers fiel im Vergleich zum Vorjahr von 195 auf 176. Das entspricht einem Rückgang um 9,7 Prozent. Bei den verunglückten Fußgängern verhielt es sich ähnlich. So gab es einen Rückgang um 16 auf 165 (-8,8 Prozent). Am deutlichsten zeichnete sich ein Rückgang bei den Schwerverletzten ab (-31,7 Prozent).
Im Stadtkreis Pforzheim waren die Unfälle mit Fußgängern im Vergleich noch deutlicher rückläufig (-20,9 Prozent). Im Enzkreis (-6,7 Prozent) und dem Landkreis Freudenstadt (-13,3%) konnte ebenfalls eine geringere Anzahl von Verkehrsunfällen mit Fußgänger festgestellt werden. Einzig im Landkreis Calw stiegen diese (+21,2 Prozent) an.
Die Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern (inklusive Pedelec) lag mit einem Rückgang um 17,1 Prozent deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (2024: 296 / 2023: 357).
Damit ging auch ein Rückgang der dabei verunglückten Radfahrer um 15,3 Prozent einher. Bei Unfällen von Radfahrern unter Beteiligung anderen Verkehrsteilnehmern besteht der Hauptkonflikt im Falle eines Unfalls weiterhin zwischen Autos und Radfahrern. Bei neun Unfällen im Präsidiumsbereich war ein zu geringer Abstand des Autos beim Überholen unfallursächlich.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung der Nutzer von Elektro-Kleinstfahrzeugen stieg im Betrachtungszeitraum um 40,6 Prozent von 32 auf 45 an.
Die Anzahl der Motorradunfälle fiel präsidiumsweit gegenüber 2023 um 10,9 Prozent von 303 auf 270. Die Zahl der verletzten Motorradfahrer ging um 7,0 Prozent zurück.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung des Schwerverkehrs fiel im Vergleich zum Vorjahr von 780 auf 731 um 6,3 Prozent. Die Anzahl der dabei verunglückten Verkehrsteilnehmenden veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr nicht.
Risikogruppen
Die Zahl der Unfälle unter aktiver Beteiligung eines Kindes (bis 13 Jahre) stieg 2024 leicht um 3,7 Prozent (von 81 auf 84). Die Anzahl verunglückter Kinder (auch als Insassen) ging 2024 gegenüber dem Vorjahr um 31,3 Prozent spürbar zurück.
Im Jahr 2024 gab es insgesamt 17 sogenannte Schulweg-Unfälle. Bei diesen wurden 16 Schüler (sechs bis 17 Jahre) verletzt. Diese verunglückten zu 88 Prozent mit oder auf einem Fahrrad. Bei den Schulwegunfällen gab es im Landkreis Freudenstadt einen Rückgang. Zuwächse verzeichnen die Landkreise Calw und Enzkreis. Im Stadtkreis Pforzheim stagnierte die Anzahl dieser Unfälle auf dem Vorjahresniveau.
Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung mindestens eines jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) fiel um 8,3 Prozent von 1255 auf 1151. Die Anzahl der Beteiligung bei Unfällen mit Personenschaden stieg hingegen um 4,0 Prozent an. Hierbei erhöhte sich vor allem der Anteil der verursachenden jungen Erwachsenen bei Unfällen mit Personenschaden merklich um 10,3 Prozent.
Die Anzahl der Unfälle unter Beteiligung älterer Menschen (ab 65 Jahre) ging um 4,6 Prozent von 1337 auf 1276 zurück. Unfälle mit Personenschaden waren dabei mit -9,3 Prozent noch stärker rückläufig. Die Zahl verunglückter älterer Menschen fiel um 14,2 Prozent spürbar.
Berauschende Mittel
Die Zahl der Unfälle, bei denen mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war, liegt mit 206 und einem Rückgang um 23,4 Prozent deutlich unter den Vorjahreszahlen (269). Der Anteil dieser Unfälle mit Personenschaden ging hierbei um 37,2 Prozent auf 71 noch deutlicher zurück.
Im Landkreis Calw (-39,7 Prozent) sowie auf der BAB 8 (-66,7 Prozent) war der jeweilige Rückgang besonders deutlich.
Die Unfälle unter dem Einfluss von Drogen und/oder anderer berauschender Mittel oder Medikamente fielen um 16,7 Prozent von 36 auf 30. Die Anzahl der bei diesen Unfällen Verunglückten ging dabei weitaus deutlicher zurück (-61,5 Prozent).