Wenn die Wolfacher Kinzigflößer auf ihre Reise gehen, ist der Andrang groß. Die UN-Organisation Unesco hat das alte Handwerk nun als immaterielles Kulturgut eingestuft und damit dessen Tradition gewürdigt. Foto: Damrath

Die UN-Kulturorganisation Unesco hat die Flößerei offiziell zum immateriellen Kulturerbe ernannt. In Wolfach – mit seiner starken Flößertradition – ist die Freude darüber groß.

Wolfach - "Das Handwerk und die Arbeit der Flößer hat die Lebenswirklichkeit vieler Menschen entscheidend geprägt: Das schreibt die Deutsche Unesco-Kommission auf ihrem Webseiteneintrag im "Bundesweiten Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe". Denn das traditionelle Handwerk der Flößerei wurde von der Unesco als ein solches Immaterielles Kulturerbe (siehe Info) eingestuft. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UN) hatte die Entscheidung bei einem zwischenstaatlichen Ausschuss in Marokko gefällt.

In Wolfach als Flößerstadt war die Freude über den neuen Status für das alte Traditionshandwerk groß.

Das sagt der Vorsitzende der Kinzigflößer

Andreas Erker, Vorsitzender der Kinzigflößer, ist stolz: "Das ist natürlich ein Glücksgefühl." Denn der Wolfacher Flößerverein hatte dem Internationalen Flößerverband (IATR) Unterlagen bereitgestellt, die bei der Bewerbung auf den Kulturerbestatus verwendet wurden: Neben Angaben was der Wolfacher Verein genau macht, was die örtlichen Flößer leisten und was es mit dem großen Floßhafenfest in der Stadt (das laut Erker 2024 wieder stattfindet) auf sich hat, wurden von der IATR auch Bilder von den Wolfacher Flößern in Aktion bei der Bewerbung beigelegt, so der Vorsitzende. Frank Thiel, Präsident der internationalen Vereinigung, habe den Prozess maßgeblich vorangetrieben, erklärt Erker.

"Es war ein langer und schwieriger Weg, aber mit Happy End" kommentiert Erker mit einem Lachen, denn das Ernennungsverfahren bei der Unesco hatte laut einer Mitteilung der IATR insgesamt vier Jahre gedauert. Erker freut sich jetzt, da die Einstufung durch die Unesco geklappt hat und findet auch, dass sie ein bisschen überfällig sei, denn die Tradition der Flößerei gibt es schon lange. Der Vorsitzende rechnet mit mehr Aufmerksamkeit für das Flößen auch in Wolfach, denn die Einstufung sei ein Aushängeschild für die gesamte Flößerei.

Das sagt der Wolfacher Bürgermeister

Bürgermeister Thomas Geppert freut sich ebenfalls über den Status als Immaterielles Kulturerbe – er ist selbst Mitglied bei den Kinzigflößern. Er betont, dass das Flößen im Kinzigtal und Wolfach eine wichtige Tradition sei, auch touristisch. "Ich finde es ist auf jeden Fall gerechtfertigt, das Flößen steht für unsere Kulturlandschaft im Kinzigtal", sagt Geppert zur Einstufung durch die Unesco: "Es ist eine wertschätzende Ehre."

Im Bezug auf die Stadt findet er den neuen Status der Flößerei gerade für das "Branding" wichtig: Während sich Haslach als Marktstadt vermarkten würde, sei man in Wolfach noch auf der Suche, so Geppert. Der Bürgermeister erklärt, dass auch wenn das Branding noch nicht Spruchreif sei, die Flößerei definitiv Teil davon sein wird.

Begeistert zeigte sich auch IATR-Präsident Thiel über den Status als immaterielles Kulturerbe: "Es ist ein motivierender Moment für alle Flößerinnen und Flößer, die sich der Bewahrung dieser Handwerkskunst verschrieben haben. Vielen Dank, Unesco", schrieb Thiel in einer Mitteilung der IATR. Er dankte auch den Vereinen, sie haben diese Auszeichnung mit ihrer engagierten Tätigkeit erst möglich gemacht.

Das immaterielle Kulturerbe

Laut der deutschen Unesco-Kommission zählen zum immateriellen Kulturerbe "lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen und Handwerkstechniken". Sie sind nicht mit Weltkulturerbestätten identisch.