Könnte ich das auch? Viele Schüler haben kein Bild davon, was sie bei einer Ausbildung – hier ein Schweißer in der Metallbranche – erwartet. Foto: dpa

IHK wirft Grün-Rot einseitige Förderung des Studiums vor – Erfolgreiche Werbung für Lehrberufe.

Stuttgart - Studieren? Für Sebastian Krov war schon früh klar, dass er nach dem Abitur lieber eine Ausbildung zum Mediengestalter macht. Doch dieser Karriereweg sei an Gymnasien nicht unbedingt vorgezeichnet, sagt der 24-jährige Stuttgarter: „Die Lehrersicht ist oft so, dass die Schüler studieren sollen.“

Das war mit ein Grund, dass sich Krov bereit erklärt hat, am Projekt Ausbildungsbotschafter mitzumachen: um den angehenden Abiturienten zu erklären, dass es auch attraktive Ausbildungsberufe gibt. „Das ist für sie eine hilfreiche Zusatzinformation“, sagt der angehende Mediengestalter, der mittlerweile drei solcher Info-Termine absolviert hat.

Genauso haben es sich Wirtschaftsministerium und Industrie- und Handelskammern (IHK) vorgestellt, als sie vor einem Jahr das Projekt aus der Taufe hoben: Jugendliche und junge Erwachsene geben authentische Einblicke in ihre meist dreijährige Ausbildung, berichten über ihre persönlichen Erfahrungen und sichern so gleichzeitig den Nachwuchs für die Unternehmen.

Wirtschaft beklagt Nachwuchsmangel

Die klagen zwar lauter denn je über mangelnde Fachkräfte, doch ohne die sogenannten Ausbildungsbotschafter sähe die Lage womöglich noch trister aus. Am Erfolg der Aktion lässt Claudius Audick, der Projektleiter bei der IHK, nach einem Jahr jedenfalls keinen Zweifel: Sie mache deutlich, dass Karriere auch mit Lehre möglich sei. Außerdem hätten sich Schülervorstellungen und Realität durch die Präsentationen ein Stück weit angenähert.

Laut IHK sind mittlerweile 2000 Ausbildungsbotschafter aus mehr als 170 Berufen unterwegs. Bisher fanden mehr als 600 Schuleinsätze vor rund 15.000 Schülern statt. Das waren keineswegs nur Gymnasiasten: Ausbildungsbotschafter gehen auch zu Förderschulen und in Jugendhäuser, zu Hauptschülern und Realschülern.

Enge Verzahnung mit Informationskampagne

Zu den Sparten zählen nicht nur die Berufe der dualen Ausbildung wie etwa im Handwerk oder im kaufmännischen Bereich, sondern auch berufliche Ausbildungsgänge wie etwa Alten- und Krankenpfleger.

Eng verzahnt sind die Ausbildungsbotschafter mit der Informationskampagne www.gut-ausgebildet.de. Auf dieser Internetseite sind auch 40 Kurzfilme abrufbar zu Berufen von A wie Altenpfleger bis Z wie Zimmerer.

Minister Schmid lobt das Projekt

Mit Blick auf die positiven Reaktionen der Schulen zeigt sich auch Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) zufrieden: „Die gute Lage auf dem Ausbildungsmarkt gibt uns Rückenwind für unsere Kampagne gut-ausgebildet.de, mit der wir für die Attraktivität der Berufsausbildung werben.“

Die Landesregierung wolle mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Arbeitsagentur alles dafür tun, damit Jugendliche einen schnellen und direkten Einstieg in eine berufliche Ausbildung schafften, sagte Schmid. Eine erste Auswertung von 2000 Rückmeldungen hat ergeben, dass 90 Prozent der Schüler mit den Ausbildungsbotschaftern zufrieden waren. Diese hätten einen sehr guten Einblick in ihre Berufsausbildung gegeben.

Die Auszubildenden gehen in der Regel zu zweit in eine Klasse und stehen ihr dort 90 Minuten lang Rede und Antwort. Sebastian Krov zum Beispiel stand zweimal mit einer angehenden Bürokauffrau vor Schülern. Zur Vorbereitung erhalten die Ausbildungsbotschafter vor ihrem ersten Einsatz eine eintägige Schulung.