Tesla-Chef Elon Musk. In der Nähe von Berlin hat er eine Gigafabrik errichten lassen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Vertrauensverhältnis zwischen Beschäftigten und Unternehmen ist bei Tesla offenbar gestört, meint Daniel Gräfe. Die unangekündigten Hausbesuche bei kranken Beschäftigten schaden am Ende allen.

Man überlege sich: Da klopft der Chef an der Wohnungstür, um zu überprüfen, ob man tatsächlich krank ist. Für die meisten Beschäftigten wäre das wohl ein klarer Misstrauensbeweis, der Gift für das Arbeitsklima im Unternehmen ist. Und doch hat es Tesla in Grünheide so praktiziert, in mehr als zwei Dutzend Fällen.

 

Tesla setzt auf das Prinzip Abschreckung

Es ist ein höchst zweifelhaftes Mittel, mit dem das US-Unternehmen auf seine Beschäftigten Druck ausüben will: Wir kontrollieren euch, soll das heißen – so leicht ist bei uns keiner länger oder öfter krank. Für die Kranken ist das eine zusätzliche Belastung. Im schlimmsten Fall stecken sie aus Angst vor den Folgen Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz an oder gefährden ihre eigene Sicherheit.

Die wenigen wiederum, die tatsächlich eine Krankheit vortäuschen, kann Tesla ohnehin in aller Regel nicht mit Aktionen wie diesen überführen. Die Beschäftigten könnten in der Apotheke, beim Spaziergang oder zur Pflege bei einem Freund sein – bei einer psychischen Erkrankung ist gar der Besuch im Freibad arbeitsrechtlich legal und möglich. Für Tesla wiederum sind es nur wenige Schritte, mit den Hausbesuchen das Hausrecht und die Privatsphäre der Mitarbeitenden zu verletzen.

Sinnvoller wäre es, die wesentlichen Gründe für den teils ungewöhnlich hohen Krankenstand aufzuarbeiten. Hier könnten eine hohe Arbeitsbelastung, ein mangelhaftes Gesundheitsmanagement oder eine schlechte Unternehmenskultur eine Rolle spielen. Dass das Vertrauensverhältnis bei Tesla zumindest in Teilen gestört ist, lässt sich bereits an den Hausbesuchen ablesen.