Was für ein Brauchtumsfest: Fünf Traditionszünfte demonstrierten in Schörzingen Fasnet in Reinkultur. Das Publikum, das zwar ganz schön frieren musste, war mehr als begeistert.
Zunächst hatte es den Anschein, dass der Zuspruch eher spärlich ist, was durchaus auf die Eiseskälte zurückzuführen gewesen wäre. Doch je näher der Zeiger der Kirchturmuhr von St. Gallus auf 19 Uhr rückte, desto mehr füllte sich der Flecken. Als sich dann schließlich die Hexen und Schellnarren, angeführt vom Schörzinger Zunftmeister Markus Bregenzer, die Krattaweiber, die Clons, die Köhler und die vielen anderen Hästräger auf den Weg in Richtung Ortsmitte machten, wimmelte es nur so vor Leuten am Straßenrand, die im Takt der Märsche mitjuckten oder sich über die eine oder andere Süßigkeit freuten.
„Fünferbund“ trifft sich
Wenn der „Fünferbund“ sich trifft, dann hält’s halt doch niemanden mehr aus in den eigenen vier Wänden. Denn die Zünfte aus Frittlingen, Wellendingen, Wilfingen, Deilingen-Delkhofen und Schörzingen, die sich nach 2009 wieder einmal unterm Oberhohenberg trafen, kennen sich gut, pflegen alle paar Jahre mal gemeinsam ihre altüberlieferten Bräuche. Dann zieht’s auch Schörzinger, die schon vor Jahrzehnten weggezogen sind, wieder zurück zu ihren Wurzeln. Wie zum Beispiel die Töchter von Arthur Weinmann, dem früheren Vorsitzenden des Musikvereins. Andrea, die jetzt mit Nachnamen Rohr heißt, lebt seit 30 Jahren in Mannheim, Sybille, jetzt Rethmann, schon gleichlang in München. Die beiden Schwestern sind sich einig: „Wer die Fasnet im Herzen trägt, kann einfach nicht anders, muss zurück in die Heimat.“
80 Hästräger aus Schörzingen
Zusammen mit ihren Freunden verfolgten sie, als Rehe verkleidet, das kunterbunte, aber wohlgeordnete Schauspiel, die Fackeln tragenden Narrenräte und die stattlich großen Musikvereine. Fasnet in Reinkultur eben. Hexen, die mit Stroh um sich schmeißen oder sich auf der Straße wälzen, dröhnende Guggenmusiken oder Narren mit Trinkbecher am Häs – nein, davor blieb das Fasnetsvolk verschont.
An die 1000 Teilnehmer mögen es gewesen sein. Die Schörzinger – ihre Zunft wurde 1922 gegründet und ist damit noch zwei Jahre älter als die in Schömberg – schickten an die 80 Hästräger auf die Straße. Freilich haben die Gastgeber viel mehr Narren, aber ein Großteil musste sich schließlich um das Wohl der Besucher kümmern – sowohl in den Besenwirtschaften als auch nach dem Umzug beim Brauchtumsabend.
Zünfte mit Tradition
In der Hohenberghalle gaben alle Vereine noch einmal einen Einblick in ihre Traditionen. Außerdem wirbelten die Juniorenshowtänzerinnen aus Schörzingen unter der Leitung von Lea und Lara Koch, ihre Kolleginnen aus Wilflingen und Deilingen-Delkhofen sowie die Gardemädchen aus Frittlingen über das Parkett.
Am dritten Februar-Wochenende geht’s für die Schörzinger zum Treffen des Narrenfreundschaftsringes Schwarzwald-Baar-Heuberg nach Aldingen, eine Woche später zum Brauchtumsabend nach Dormettingen. Die Kindershowtanzgruppen treten noch in Spaichingen und Frittlingen auf.
Ab dem „Schmotziga“ geht’s rund
Wie’s der Brauch so will, sind am „Schmotziga“ wieder die freien Ruß-Hexen in Schörzingen unterwegs, am Fasnetssamstag, 1. März, lädt die Zunft zu ihrem Bunten Abend – Beginn ist um 19.30 Uhr – in die Hohenberghalle ein. Der Startschuss für den großen Umzug am Rosenmontag fällt um 9 Uhr. Weil’s da so schön ist,gibt’s am Fasnetsdienstag ab 14 Uhr noch einmal einen Umzug.