Der Müll der Stadtputzete wird für 2500 Euro entsorgt. Zweieinhalb Tonnen kamen zusammen.
Bücken, seufzen, Kopf schütteln, weitermachen. Jeweils gut fünf Kilometer legen die Gruppen bei der Stadtputzete zurück. Es sind Abordnungen vom THW, den Baum-Fachwarten, den Binsenhexen, dem Schäferhunde- und dem Schachverein, der Schützengilde. Aber auch Familien und einzelne Müllsammler haben sich eingefunden.
OB Helmut Reitemann zeigt sich erfreut, dass so viele Helfer gekommen sind. „Schade, dass es Menschen gibt, die wenig Sinn für eine saubere Stadt haben.“ Gerade jetzt zur Gartenschau „wollen wir unser schönes Balingen doch sauber zeigen“. Abeysingha Gamage, der vor 44 Jahren aus Sri Lanka gekommen ist, nickt heftig: „Ja, nicht nur schimpfen – einfach was tun.“ Jonas und Marlen vom Schachclub bestätigen das und schwenken ihre Zangen, die Sabine Dächinger vom Bauhof verteilt. Am Ende des Tages sind es 2,5 Tonnen teils widerwärtiger Abfall. Darauf angesprochen, schüttelt es Siegfried Geiger, Naturschutzwart beim Albverein Weilstetten. Seit 30 Jahren stapft er mit Helfern zu den Parkplätzen und der L 440, wo sich vor allem bei den Einfahrten der Waldwege der Müll häuft.
Was so alles gefunden wird, spotte jeder Beschreibung: „Ich hätte Lust, schon vor dem Vesper einen Schnaps zu trinken.“ Gebrauchte Windeln, Grasschnitt, Lebensmittelabfälle – das treffen er und die Helfer an. Und auch alte Möbel, Autoreifen, Bauschutt und Dosen.
„Fürs Grüngut gibt es Sammelplätzen, dann den Gelben Sack und die Sperrmüllabfuhr. Bequemlichkeit oder Unwissenheit?“, denkt Geiger nach. Aus dem Landratsamt ist zu erfahren, dass 2022 im Zollernalbkreis 15,5 Tonnen Abfall sowie 170 Reifen im Abfallwirtschaftszentrum abgeliefert wurden. Die Gesamtkosten für die Entsorgung belaufen sich auf rund 50 000 bis 70 000 Euro. Ein Mitarbeiter vom Bauhof findet sogar einen Einkaufswagen. „Mehr Abfallkörbe aufzustellen, bringt keine Besserung. Die Leute können ihre nicht mehr gebrauchten Gegenstände doch kostenlos zum Wertstoffzentrum bringen“, betont Reitemann. Die Personalkosten nicht mitgerechnet gebe die Stadt Jahr für Jahr für die Entsorgung der Sammelaktion über 2500 Euro aus. In flagranti sei übrigens noch kein Umweltsünder erwischt worden.
Sogar ein Einkaufswagen wurde gefunden
Die Polizei tut sich schwer, Umweltverschmutzer dingfest zu machen. Laut Andreas Fauler von der Polizei Balingen werden Abfallfunde wie Grüngut oder Schnittgut, aber auch Öl, Farbreste oder Chemie gemeldet und angezeigt. „Wir suchen auf Zetteln nach Adressen oder Telefonnummern.“ Der Bußgeldkatalog für Leute, die Farben, Batterien oder andere Umweltgifte wild entsorgen liegt zwischen 50 und 500 Euro Bußgeld. Das ist vergleichsweise wenig. Denn Länder wie Hamburg verlangen für zwei Liter oder zwei Kilogramm wild entsorgten Sondermüll bis zu 5000 Euro.
Der ehrenamtliche Naturschutzwart Geiger wünscht sich deswegen insgeheim eine Umweltstreife wie die „waste-watchers“ in Pforzheim. Doch noch bleibt beim Balinger Umweltputztag nur eines übrig: bücken und sammeln.
„Ich will aktiv etwas tun für die Umwelt und somit für das Klima“, sagt die 13-jährige Joan Maier, Jugendvorsitzende bei der TSG, Abteilung Fechten. Ohne zu murren bückt sie sich, und eine Plastiktüte ploppt in den fast vollen Sammelsack.