Mit der App „Das E-Rezept“ kann man Verschreibungen vom Arzt in der Apotheke einlösen. Foto: Assanimoghaddam

Das elektronische Rezept hält immer mehr Einzug. Seit Jahresbeginn ersetzt es solche auf Papier – zumindest teilweise. Pharmazeuten in der Region bewerten die Neuerung unterschiedlich.

Ein erleichterter Praxisalltag, weniger Aufwand für die Patienten und ein einfacheres Einlösen der Rezepte für die Apotheker: Das alles macht das E-Rezept möglich – zumindest aus Sicht des Gesundheitsministeriums. Anlass für unsere Redaktion, bei Apotheken in der Region nachzufragen, wie sie den Start des elektronischen Rezepts erleben und bewerten.

 

Karls-Apotheke Kippenheim: „Es ist eine große Umstellung“, bewertet Apotheker Martin Müller die Digitalisierung der Arzt-Rezepte. Noch müssten sich alle Beteiligten „ein bisschen herantasten“, insgesamt sieht Müller die Entwicklung jedoch positiv. Zwar sei die Umstellung für einige Kunden noch erklärungsbedürftig, mit der Zeit würden sie jedoch sehen, wie unkompliziert die Nutzung sei. Die „eleganteste Lösung“ ist für Müller, das Rezept über die elektronische Gesundheitskarte einzulösen. Die meisten Rezepte würden in der Karls-Apotheke auf diesem Weg eingelöst. Neben den positiven Aspekten gilt es aus Müllers Sicht aber auch, mögliche negative Seiten nicht außer Acht zu lassen: Die Apotheke sei durch die Umstellung abhängig von der Technik. Bei einem Internetausfall könnten die Rezepte nicht bearbeitet werden. Noch sei das zwar nicht vorgekommen, Gedanken über das potenzielle Problem mache er sich aber natürlich, schildert er. Zu bedenken gibt der Apotheker auch, das Flexibilität im neuen digitalen Verfahren nicht möglich ist. Sollten Daten – etwa auf Kunden- oder Apothekerseite – nicht exakt stimmen, könne das Rezept nicht bearbeitet werden. Ein Thema, auf das die Apotheken-Branche genau blickt, sei auch die Thematik der Online-Apotheken. Diese Konkurrenz zu den Filialen vor Ort sieht Müller durch die Rezept-Umstellung jedoch nicht zusätzlich gestärkt. Schon früher seien die Hürden, sich Medikamente online zu bestellen, nicht hoch gewesen. Der Apotheker sieht auch die persönliche Beratung in der Filiale und die sofortige Verfügbarkeit als Vorteil gegenüber der Konkurrenz im Internet. Viele Kunden kämen zudem auf ihren Alltagswegen an der örtlichen Apotheke vorbei.

Apotheke am Storchenturm: Die Lahrer Apotheke profitiere bisher nicht vom E-Rezept, berichtet Apothekerin Annette Ising unserer Redaktion: „Für uns ist es noch keine Zeitersparnis.“ Noch zu häufig hake es in der Umsetzung. Wenn das E-Rezept nicht einlösbar ist, sei oft nicht klar, wo das Problem liege, so Ising. Es könne dann beispielsweise einen Fehler in der Arztpraxis gegeben haben. Neben der Gesundheitskarte gibt es auch die Möglichkeit, das E-Rezept in Papierform mit Code zum Scannen einzulösen. Das klappe fast immer. „Ein ausgedrucktes Rezept ist aber eigentlich nicht Sinn der Sache“, findet die Apothekerin. In ihrer Apotheke sind aktuell etwa knapp die Hälfte der Rezepte elektronische. Das E-Rezept decke allerdings nicht alles ab. Betäubungsmittel und Hilfsmittel werden so nicht verschieben. Zudem gilt das E-Rezept bisher nur für gesetzlich Versicherte. Bei den Kunden sei die Akzeptanz des E-Rezepts auch eine Generationenfrage. „Für die Älteren ist es noch ungewohnt, bei den Jüngeren ist es gar kein Thema“, berichtet Ising. Die Apothekerin hofft, dass die bisherigen Probleme zurückgehen und das elektronische Rezept somit tatsächlich eine Zeitersparnis bringt.

Rohan-Apotheke Ettenheim: „Eine Zeitersparnis ist das E-Rezept noch nicht wirklich“, findet auch Christian Weber, Geschäftsführer der Rohan-Apotheken. Alle Beteiligten müssten noch lernen, mit dem neuen System umzugehen. Auch in den Arztpraxen könne der Umgang mit den E-Rezepten noch „etwas holprig“ sein. Zudem gebe es teilweise auch Missverständnisse, berichtet Weber. Die elektronische Gesundheitskarte sei etwa nur der „Schlüssel“ zur Rezepteinlösung. Auf der Karte selbst sei das E-Rezept nicht gespeichert. Die jeweilige Arztpraxis müsse das Rezept erst vollständig bearbeitet haben. Ohne die Signatur der Praxis könne das Rezept nicht eingelöst werden, so Weber. Dennoch sei der Austausch zwischen den Arztpraxen und den Apotheken „sehr kooperativ“. Von den Kunden komme grundsätzlich eine positive Rückmeldung zur Rezept-Umstellung. Die Rezeptbearbeitung über die Gesundheitskarte werde von ihnen als „praktisch“ empfunden. Am Standort Ettenheim werden laut Weber viele Rezepte auch per App eingelöst. Er erkläre sich das mit einer lokalen Arztpraxis, die auf die App-Lösung setze. Wie auch bei anderen Apotheken kommen die ausgedruckten E-Rezepte in Ettenheim ebenfalls zum Einsatz, berichtet Weber. Vor allem für Heimbewohner werde diese Möglichkeit genutzt. Eine Auswirkung des E-Rezepts auf das Apotheker-Geschäft, mit Blick auf Online-Apotheken, kann die Rohan-Apotheke nicht bemerken. Die Nachfrage nach dem Online-Angebot sei unverändert geblieben, so Weber.

Schlüssel-Apotheke: Für den Betreiber der Apotheke am Lahrer „Schlüssel“ ist nicht nur die versprochene Zeitersparnis noch nicht angekommen. Das E-Rezept führe aktuell sogar zu mehr Arbeit, berichtet Michael Wissner. Sobald das Rezept problemlos eingelöst werden kann, sei das System gut, findet der Apotheker. Es mangele jedoch noch an der Zuverlässigkeit. Es komme vor, dass die digitalen Strukturen nicht erreichbar sind. Problematisch seien auch Fehlermeldungen beim Versuch, das elektronische Rezept einzulösen. Das Problem zu finden gleiche manchmal einer „richtigen Detektivarbeit“, berichtet Wissner. Auf der Kundenseite hätten zudem gerade ältere Menschen noch „Verständnisprobleme“ bei der Funktionsweise des E-Rezepts. Für die Zukunft hofft Wissner auf „mehr Stabilität“ des E-Rezept-Systems.