Das Stromnetz der Ostbaar ist für die Einspeisung von regenerativen Energien, beispielsweise von Photovoltaikanlagen, am Ende seiner Kapazität. Es gibt Pläne der Netze BW, diese zu erhöhen. Für das Unternehmen eine hohe Investition.
Seit mehreren Jahren weiß man um den Sachverhalt, die Lösung war nicht ganz einfach, denn die Bundesnetzagentur hat ein Wörtchen mitzureden. Sie überprüft, dass der gesetzliche Rahmen eingehalten wird, der vorsieht, möglichst kostengünstig zu arbeiten. Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Es gibt auch ein Zeitfenster bis zur Fertigstellung.
Man muss es sich so vorstellen: Das Stromnetz besteht aus Autobahnen, Bundesstraßen und Kreisstraßen, und auf allen liegt eine unterschiedliche Spannung an, bis der Strom in den Haushalten ankommt. Und irgendwann ist dieses Stromnetz ausgelastet, und die Trassen müssen ausgebaut werden.
Im Moment ausgelastet
Auf der Ostbaar ist für einen Teil des Stromnetzes die Netze BW zuständig, die unterm Strich zur EnBW gehört und innerhalb des Südwestkonzerns der größte Verteilnetzbetreiber ist. Dieses Netz der Ostbaar ist ausgelastet und nicht mehr aufnahmefähig. So ist aus diesem Grund beispielsweise eine Freiflächenphotovoltaikanlage im Bereich des Autobahnkreuzes zwar genehmigt, aber noch nicht gebaut.
Rund 20 Millionen Euro
Um die Problematik zu lösen, benötigt es ein Umspannwerk und dessen Anschluss an die Stromautobahn. Investitionssumme: rund 20 Millionen Euro, teilt die Netze BW im Gemeinderat mit. Ein Standort ist aber schon gefunden, er liegt in der Nähe der Unterführung des Autobahnzubringers, unweit der Verbindungsstraße Hirschhalde-Verkehrskreisel Biesingen/Sunthausen. Die Fläche für den Erstausbau beträgt 11 500 Quadratmeter. Darüber hinaus ist eine Erweiterungsfläche für den Endausbau erworben.
In einem ersten Ausbauschritt sollen zwei Transformatoren und eine Leitungseinführung gebaut werden. Im Endausbau sollen es drei Transformationen und zwei Leitungsführungen sein. Die erste Ausbaustufe würde den aktuellen Bedarf der Ostbaar abdecken. Doch geht man von einem weiter wachsenden Bedarf aus.
Nun muss dieses Umspannwerk an das Stromnetz angeschlossen werden. Und man könnte denken kein Problem, in der Nähe verlaufen die Hochspannungsleitungen. Doch dem ist nicht so, wie der Gemeinderat aufgeklärt wurde.
Leitungstrasse notwendig
Angeschlossen wird dieses Umspannwerk zwischen Trossingen und Mühlhausen. Auf dem Weg dahin muss die Mühlhauser Halde, ein Naturschutzgebiet, überbrückt werden, hier laufen die Gespräche bereits bei den Naturschutzbehörden, um die umweltverträglichste Trassenvariante zu identifizieren, es benötigt keine Zustimmung der Behörde.
Dazu müssen Untersuchungen zur technischen Machbarkeit und der Trassierung durchgeführt werden. Außerdem ist eine umfangreiche Umweltplanung notwendig. Alleine die hierfür erforderliche Erfassung der gegebenenfalls betroffenen Arten kann bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen, informieren Benedikt Hein und Jenny Knab von der Netze BW.
2030 als Ziel angepeilt
Insgesamt ist dieses ganze Genehmigungsverfahren für die Leitungsanbindung aufwendig und benötigt nach jetzigem Stand – inklusive Bauphase – bis 2030. Das Umspannwerk selbst könnte nach den Angaben der beiden Netze BW-Mitarbeiter bis Anfang 2029 fertig sein. Doch es nutzt nichts ohne die Stromanbindung. Diese Trassenanbindung kostet zusätzlich rund 1,1 Millionen Euro. Das Umspannwerk Ostbaar ist eines von mindestens 20 bis 30 Umspannwerken, welches die Netze BW in den kommenden Jahre bauen muss.
Eine Mammutaufgabe
Wolfgang Kaiser (LBU) war in den vergangenen zweieinhalb Jahren an den Gesprächen zwischen Netze BW und Stadt beteiligt. Es ist und war ein Herzensprojekt von ihm – auch mit Blick auf die Energiewende und auf die CO2-Neutralität. Er wünschte sich eine zeitige Information der Bevölkerung. Hier erklärte Benedikt Hein, dass die Planung Stand jetzt noch nicht konkret genug sei. Sie werde aber mit Sicherheit erfolgen.
„Es war eine Mammutaufgabe“, erklärte Netze BW Regionalmanager Jens Schwarz dem Gremium. Er betonte, dass man in Bad Dürrheim den Wille spüre, voranzukommen. Und dass man durch diese Zusammenarbeit enorm weit gekommen sei in der Zeit.
Umspannwerk
Anforderungen
Die Standortauswahl hängt von verschiedenen Kriterien ab. Idealerweise befinde sich das Umspannwerk in unmittelbarer Nähe einer bestehenden 110-kV-Freileitung. Es muss neben der Fläche gewährleistet sein, dass beim Bau die schweren Transformatoren problemlos angeliefert werden können.
Genehmigung
Hier greift das Baugesetz. Bereits mit dem Genehmigungsverfahren werden auch alle Umweltgutachten erstellt sowie beim Bau dann Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahem in Sachen Naturschutz ausgeführt.
Bauphase
Ein üblicher 63 kVA-Transformator wiegt maximal 100 Tonnen. Treten Flurschäden auf, werden diese behoben. Die Montage ist geräuscharm und findet während normaler Arbeitszeiten statt, informiert die Netze BW. Der Bauprozess dauert nach diesen Angaben zwei bis drei Jahre.
Kontrollen
Regelmäßige Kontrollen stellen laut Netze BW sicher, dass Immissions- und Naturschutzwerte nicht nur eingehalten, sondern deutlich unterschritten werden. Richtlinien sind die vorgegebenen gesetzlichen Werte.
Elektrische- und Magnetische Felder
Diese Richtwerte sind ebenfalls gesetzlich geregelt. Elektrische Felder lassen sich durch viele Materialien leicht abschirmen, so die Netze BW in ihrer Infobroschüre. Dazu gehören Bäume, Sträucher und Büsche ebenso wie Gebäude.