Ein Teil des Teams hinter dem Förderprogramm am Martin-Gerbert-Gymnasium. Von vorne links: Paul Kreidler, Anne Oechsle, Harald Marks. Von hinten links: Alina Tittjung, Eva Böhringer, Isabel Sommer, Kirsten Gockel und Georg Neumann Foto: Becker

"Lernen mit Rückenwind". Das Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg wird gerade auch am Martin-Gerbert Gymnasium umgesetzt. Die individuelle Ausgestaltung haben die Organisatoren nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit drei Säulen soll es gegen Lernrückstände gehen.

Horb - Der Bund habe den Ländern zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um die Folgen der Corona-Krise im Bildungssektor auszugleichen, erklärt Georg Neumann, Leiter des Martin-Gerbert-Gymnasiums (MGG), die Hintergründe. Mit den mehreren hundert Millionen, die allein Baden-Württemberg zur Verfügung stünden, habe das Land das Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind" ins Leben gerufen. Damit sollen zum einen Lernstandsdefizite aufgearbeitet werden, zum anderen der sozial-emotionale Bereich bei den Schülern gefördert werden.

Die Umsetzung respektive Ausgestaltung des Programms liege wiederum in der Hand der jeweiligen Schule, berichtet Neumann weiter. Für die vorgesehene Dauer von zwei Jahren stünden dem MGG insgesamt 60.000 Euro aus dem Fördertopf zur Verfügung. Mit diesem Geld wiederum würden beispielsweise anfallende Personalkosten gedeckt, etwa, wenn Lehrer für das Projekt Überstunden machten, was unumgänglich sei.

Französisch Lernen: Das Wann legt der Schüler fest

Die Umsetzung des Programms sei zwar lohnenswert, dennoch hätten die Schulen erst einmal zögerlich reagiert, weiß der Leiter des Gymnasiums. Schließlich gehe mit der individuellen Ausgestaltung eine keineswegs geringe Herausforderung auf der organisatorischen Ebene einher. Nach umfangreichen Vorarbeiten, eine Arbeitsgruppe aus der Lehrerschaft hatte eine Konzeption erstellt, sei dann im November des vergangenen Jahres der Startschuss für das Projekt gefallen.

Doch nun zur Sache: Was hat das MGG sich ausgedacht? Das Programm besteht aus insgesamt drei Säulen, die die Verantwortlichen im Rahmen eines Pressegespräches vorstellten: Zum einen gibt es einen digitalen Aufholkurs im Fach Französisch. Da wohl die wenigsten Schüler Lust auf Französisch in der siebten Stunde oder am Nachmittag hätten, habe sie den Kurs einfach ins Digitale verlagert, erklärt Organisatorin und Lehrerin Eva Böhringer das Prinzip. So könne jeder selbst entscheiden, wann er sich den Lernstoff zu Gemüte führe. Zur Überprüfung des Gelernten gebe es sogenannte Quiz-Challenges, wo die Schüler gegeneinander anträten. Hilfreich sei auch ein Motivator wie Mutter oder Bruder, den man sich suchen solle und der einem dabei helfe, dass man den Wochentermin nicht vergesse.

Insgesamt 38 Schüler von den Klassenstufen sieben bis zehn nähmen dieses Angebot wahr, auch kämen immer wieder Schüler, die nachträglich noch nach einer Aufnahme fragten, so Böhringer.

Lernassistenten unterstützen den Lehrer im Unterricht

Zum anderen wird eine integrierte Förderung durch Lernassistenten in einzelnen Klassen geboten, um Defizite im Unterricht auszugleichen. Harald Marks, ein Lehrer, mit einem ebensolchen Assistenten, beschreibt es als "ungeheuer angenehm", zu zweit in einem Klassenzimmer mit 31 Schülern zu sein. Es sei sehr hilfreich, wenn der andere an die Plätze der Schüler gehen könne, um dort individuell auf jene einzugehen, während man selbst unterrichte.

Paul Kreidler gehört als Studierender zu den externen Betreuungskräften, die für das Projekt mit an Bord geholt wurden. "Es gibt auf jeden Fall genug zu tun", stellt er fest. Gerade, weil es vereinzelt Schüler gebe, die "stark hinterhinken". Als Assistent könne er sich um solche Schüler gezielt kümmern, beispielsweise in Sachen der Geometrie

Es gibt Fördergruppen in Mathe, Englisch und Deutsch

Die dritte Säule schließlich setzt sich aus mehreren Fördergruppen in den Fächern Mathematik, Englisch und Deutsch zusammen, die an die jeweilige Klassenstufe gekoppelt sind. Hier dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es hier um zusätzlichen Stoff gehe, der auf die Schüler zukomme, erklärt Marks. Ganz im Gegenteil: Es werde am aktuellen Unterrichtsstoff gearbeitet und dementsprechend für die nächste Klassenarbeit.

Dabei sei es gar nicht so einfach gewesen, hierfür Zeitfenster im Stundenplan der jeweiligen Klassenstufen zu finden, ergänzt Lehrerin Isabel Sommer, die die Bedarfsabfrage hierfür koordiniert hat und selbst eine Fördergruppe in Englisch betreut. Mit acht Schülern arbeitet sie momentan an Grammatik und Wortschatzdefiziten.