Besonders in der Industrie ist die Stimmung ziemlich im Keller. Foto: Felix Kästle/dpa

Nach einem schwachen Jahresauftakt hat sich die konjunkturelle Laune und Lage im Landkreis Böblingen nicht verbessert, teilweise hat sie sich sogar verschlechtert. Das ist das Ergebnis des jüngsten Konjunkturberichts der IHK-Bezirkskammer Böblingen.

Gegenüber dem Vorbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen zum Jahreswechsel haben sich die Meldungen der Unternehmen im Landkreis Böblingen zur wirtschaftlichen Situation kaum verändert. Etwas mehr als ein Viertel der Betriebe verzeichnet eine aktuell gute Geschäftslage. Knapp 19 Prozent geben ein schlechtes Urteil ab.

 

Ein ähnlich konstantes Bild zeigt sich auch in den Geschäftserwartungen. Der IHK-Indikator zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ist seit nun zwei Jahren mehr oder weniger deutlich im negativen Bereich und liegt zurzeit bei minus acht Punkten. Dieser gleichbleibende Pessimismus „lähmt die Wirtschaft“, heißt es in einer IHK-Meldung – und es seien aktuell auch wenige Lichtblicke zu spüren.

Nachfrage befindet sich im Sinkflug

Ganz im Gegenteil, die Aussichten scheinen auch künftig wenig erfreulich. So hat sich der Auftragseingang quer über alle Branchen hinweg noch einmal verschlechtert. Bei 44 Prozent der von der Böblinger IHK befragten Betriebe befindet sich die Nachfrage im Sinkflug, lediglich 17 Prozent können einen Zuwachs beim Auftragseingang verzeichnen. Weitaus dramatischer, auch in der perspektivischen Wirkung auf die Gesamtwirtschaft, ist die Situation in der Industrie.

Mit vielen inländischen Hemmnissen konfrontiert

Bei 66 Prozent der Unternehmen des produzierenden Sektors ging der Absatz zurück. Sowohl die Nachfrage aus dem In- als auch im Ausland ist hier stark rückläufig und trübt die Stimmung deutlich ein. Neben den bekannten weltweiten Krisen sieht sich die Wirtschaft aber auch mit vielen inländischen Hemmnissen konfrontiert.

Die Wettbewerbsfähigkeit hat in den letzten Jahren massiv unter der hohen Inflation, gestiegenen Energie- und Lohnkosten, der personellen Situation und nicht zuletzt einer alles lähmenden Bürokratie gelitten. Der psychologische Effekt dieser Gemengelage, die wie Mehltau über allem liegt, sei nicht zu unterschätzen, heißt es von der IHK. Die Politik werde als wenig handlungsfähig und als Problem an sich wahrgenommen. Schnelle Lösungen, den gordischen Knoten der wirtschaftlichen Lähmung zu zerschlagen, werden vor diesem Hintergrund nicht erwartet. Diese Erwartungshaltung verstärkt den Pessimismus in der Unternehmerschaft zusätzlich.

Produktionsnaher Großhandel durchschreitet eine Durststrecke

Unter diesen negativen Voraussetzungen leidet derzeit die wirtschaftlich stärkste Branche des Landkreises Böblingen, die Industrie, besonders stark. Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage fällt hier, auch im Hinblick auf den massiven Einbruch der Nachfrage, deutlich negativer aus. Fast ein Drittel der produzierenden Unternehmen des Kreises meldet im Lagebericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen eine schlechte Situation, lediglich sechs Prozent können eine gute Lage angeben. Entsprechend negativ ist so auch der Ausblick der Betriebe.

Mit dieser negativen Stimmung geht auch die Entwicklung des Handels einher. Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel ist eine Zurückhaltung der Kundschaft zu verzeichnen. Gerade der produktionsnahe Großhandel durchschreitet mit der Industrie eine Durststrecke, von der aktuell niemand sagen kann, wann diese endet. Vom Bausektor gibt entgegen dem allgemein schwachen Trend erste Signale der Hoffnung. Mit einer Entspannung der Inflation und der damit einhergehenden Zinswende, können wieder mehr Käufer erreicht werden.

Dienstleister als Lichtblick am Konjunkturhimmel

Ein Lichtblick am sonst so trüben Konjunkturhimmel sind derzeit einmal mehr die Dienstleister. Mehr als 40 Prozent können sich über eine gute wirtschaftliche Lage freuen, sieben Prozent geben eine negative Lagebeurteilung ab.

Der IHK-Indikator zur wirtschaftlichen Lage liegt mit 33 Zählern noch deutlich im positiven Bereich. Mit einer recht stabilen Nachfrage geht auch ein optimistischer Ausblick einher. Fast 30 Prozent der Befragten im Dienstleistungssektor rechnen mit einer Verbesserung der Lage.