Blick auf die historischen Gebäude am Kirchberg. Viele Ettenheimer verbinden ihre Stadt mit dem Begriff "Barockstadt". Foto: Hiller

99 Prozent der befragten Ettenheimer leben gerne in ihrer "Barockstadt" – das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bürgerwerkstatt. 142 Teilnehmer haben Aspekte der Stadt bewertet. Am besten schnitten die Schulen ab, am schlechtesten der ÖPNV.

Ettenheim - Mit einem Gemeindeentwicklungskonzept will die Stadt Ettenheim eine Leitlinie für die Entwicklungsziele der nächsten Jahre bilden. Damit diese auf die Bedürfnisse der Bürger abgestimmt sind, konnten die Ettenheimer vom 28. Juli bis 11. September an einer Umfrage teilnehmen und erläutern, was ihnen an der Stadt gut gefällt und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. 87 Bewohner der Kernstadt sowie 55 Bewohner der Stadtteile ließen sich die Gelegenheit zur Bürgerbeteiligung nicht nehmen. Die Ergebnisse hat die Bürgerwerkstatt in mehreren Schaubildern präsentiert.

Klima ist ein großer Faktor

Auf die Frage "auf welche vier Themen sollte sich die Gemeindeentwicklung konzentrieren?" war die Förderung des Klimaschutzes die meistgenannte Antwort. 48 Prozent der Teilnehmer wünschen sich einen verstärkten Fokus auf dieses Thema. Die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz schnitten mit einer Note von 3,3 nicht allzu berauschend ab. Die Bewahrung von Landschaft und Natur erhielt mit 3,4 ein noch etwas schlechteres Ergebnis.

Stadtkern soll attraktiv bleiben

Ebenfalls hohe Priorität hat für die Ettenheimer die Attraktivität des Stadtkerns (46 Prozent). Doch das heißt nicht, dass die Ettenheimer unzufrieden sind. Die Attraktivität wurde im Schnitt mit 2,6 bewertet. Der Zustand der öffentlichen Gebäude und die Erhaltung der historischen Bausubstanz sogar mit 2,4. Nachholbedarf sehen die Ettenheimer bei der Barrierefreiheit. Mit 3,3 schnitt diese in dieser Kategorie am schlechtesten ab. Auf die Bitte, drei Worte zu nennen, die die Umfrageteilnehmer mit Ettenheim verbinden, war "Barockstadt" die häufigste Antwort. "Nicht viele Kommunen haben ihre Altstadt so aufgebaut", ist Metz stolz. "Es gibt viele Prädikatisierungen für Ettenheim wie Rohanstadt oder Schulstadt. Aber für die meisten ist es die Barockstadt", freut sich der Bürgermeister. Die Zusatzbezeichnung, die die Stadt Ettenheim für dieses Jahr beantragt hat, darf die Stadt ab dem heutigen Samstag offiziell führen.

Hohe Zufriedenheit mit Bildungsangebot

Besonders auffällig ist, dass die Ettenheimer ihre weiterführenden Schulen gut bewerteten. Mit einem Durchschnitt von 1,8 nach Schulnotensystem erhielten diese das beste Ergebnis der Umfrage. "Es ist ein Glück, dass wir zwei Schulsysteme haben. Das kirchlich getragene und das staatliche", erklärt Bürgermeister Bruno Metz das gute Ergebnis. Durch die beiden Systeme entstehe ein "konstruktiver Wettbewerb", in dem jedes System möglichst viele Schüler für sich gewinnen wolle. Auch in Sachen Grundschule (2,3) und Kita (2,4) zeigten sich die Teilnehmer der Umfrage zufrieden. Die Freizeitangebote in der Stadt schnitten mit 2,5 ebenfalls ordentlich ab, mit einem Ergebnis von 2,1 wurden dabei vor allen die Vereine positiv hervorgehoben. Ein Manko machten die Ettenheimer jedoch aus: Bei Angeboten für Jugendliche (3,7) sehen sie Luft nach oben.

Bürger wünschen weniger Verkehr

Eine geringere Belastung durch Verkehr auf den Straßen ist für 47 Prozent der Umfrageteilnehmer eines der vier wichtigsten Themen. Die Anbindung im Individualverkehr schneidet zwar mit 2,1 gut ab, doch die Ettenheimer wünschen sich Alternativen und haben konkrete Vorstellungen. Die innerörtlichen Radwege halten die Teilnehmer mit 3,9 gerade so für ausreichend, die Anbindung im öffentlichen Personennahverkehr erhielt mit 4,2 das schlechteste Ergebnis der gesamten Umfrage. Entsprechend fordern mehr als 80 Prozent bessere Verbindungen und eine bessere Taktung. Einen Lückenschluss im Radwegenetz und eine Steigerung der Attraktivität von Rad- und Fußwegen wünschen sich mehr als 90 Prozent. "Das System ist verbesserungswürdig", gesteht Metz ein, betont aber jedoch: "Wir hatten drei Jahre lang einen Stundentakt. Dieser ist nicht in dem erhofften Maße angenommen worden".

Kein Ausbau von Wirtschaft und Tourismus

Auf wenig Zuspruch stieß in der Umfrage der Gedanke nach einem Ausbau von Tourismus und Wirtschaft. Jeweils nur sieben Prozent nannten diese beiden Punkte als wichtige Themen. Mit dem Lebensmittelhandel zeigten sich die Ettenheimer mit 1,9 als Durchschnittsnote zufrieden, wenngleich sie beim Einkaufserlebnis in der Altstadt Verbesserungsbedarf sehen (Note 3,5). Den Erhalt und Ausbau von Gastronomie und Einzelhandel sehen mehr als 90 Prozent der Teilnehmer als wichtig an. Auf mehr Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen können die meisten hingegen verzichten. Mehr als 60 Prozent nannten diesen Aspekt als weniger wichtig. "Die Finanzerlöse für alles kommunale Handeln werden von vielen als selbstverständlich angenommen", schließt Metz aus den Umfrageergebnissen. Man könne jedoch "nur Geld ausgeben, wenn auch etwas reinkommt". Die Verwaltung wollte nun daran arbeiten, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass diese Punkte zusammenhängen.

Überschaubare Gemeindegröße

"Ganz klar, das ist schön", sagt Bürgermeister Bruno Metz angesprochen auf das Ergebnis von 99 Prozent der Ettenheimer die "gerne", oder sogar "sehr gerne" in Ettenheim leben. "Leben und wohlfühlen" sei ein Motto, das man stets verfolge. "Die Gemeindegröße bietet ein bisschen was, aber es bleibt auch überschaubar und man versinkt nicht in Anonymität", urteilt Metz. Zudem habe man auch landschaftlich "das Glück in einer schönen Lage zu sein".