Der Sohlabsturz bei der „Kistenfabrik“ soll umgebaut werden, damit das Gewässer durchgängig für Fische wird. Foto: Benz

Ein Sohlabsturz blockiert derzeit die Wanderung der Fische – das soll sich mit einem beckenartigen Raugerinne ändern.

Ein Projekt, das schon vor längerer Zeit initiiert wurde, war am Montagabend Thema in der Gemeinderatssitzung im Schulungsraum der Feuerwehr: Der Fischerbach soll im Bereich der „Kistenfabrik“ Ramsteiner ökologisch durchlässiger gestaltet werden. Patrick Herrmann vom Ingenieurbüro Wald und Corbe aus Hügelsheim erklärte die Hintergründe.

 

Nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie gelte es, Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Dies beziehe sich nicht nur auf die Wasserqualität, sondern auch auf die Durchgängigkeit von Gewässern.

Ein gut ein Meter hoher Sohlabsturz im Fischerbach im Bereich der „Kistenfabrik“ verhindere bislang, dass Fische, insbesondere Forellen, vom unteren in den oberen Gewässerbereich gelangen können. Ziel ist, die Durchgängigkeit des Bachs durch ein sogenanntes Beckenartiges Raugerinne herzustellen. Es handelt sich um eine Art von Steigrampe, die aus mehreren Becken besteht, eine Art Treppe aus Steinen, zwischen deren „Stufen“ jeweils ein Schlupf für die Fische gelassen wird.

Da sich durch das Anheben der Sohle im unteren Bereich die Hochwassersituation für die Fabrik verschlechtern würde, beinhaltet das Projekt auch die Abdichtung der Produktionshalle an entsprechender Stelle.

Die Erd- und Wasserbauarbeiten seien beschränkt ausgeschrieben worden, erläuterte Herrmann. Er habe sieben Firmen aufgefordert, ein Angebot abzugeben, letztlich lagen drei vollständige Angebote vor.

Die Kosten sollen rund 1500 000 Euro betragen

Günstigste Bieterin sei die Firma Keune-Bau aus Freiburg, mit einem Angebotspreis von rund 145 160 Euro brutto – eine Summe, die viele Gemeinderäte erst einmal schlucken ließ. Bürgermeister Thomas Schneider erklärte, dass das Projekt komplett durch Gelder für ökologische Ausgleichsmaßnahmen finanziert werde, die durch verschiedene Projekte angefallen seien wie den Radwegebau, Windkraftanlagen und die Anbindung nach Haslach.

Dennoch gab es Kritik seitens des Gemeinderats. „Hat man mal geschaut, wieviele Fische da noch sind“, fragte Tanja Schonhard. „Für mich ist es Schwachsinn. Es ist unser Steuergeld“, fand sie deutliche Worte. Differenzierter sah es Ralf Kammerer. Er fragte, ob das Geld auch anderweitig genutzt werden könne. Herrmann erklärte, dass es gezielt für Ausgleichsmaßnahmen oder Ökopunkte genutzt werden müsse.

Bürgermeister Thomas Schneider erklärte, dass die Durchlässigkeit des Gewässers eine Pflichtaufgabe sei, die ohnehin irgendwann erledigt werden müsse.

Ende Oktober sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein

Kammerer gab zu bedenken, dass das Geld bei einem Nein des Gemeinderats vielleicht für ökologische Maßnahmen in einer anderen Kommune genutzt werde und kam zum Schluss: „Wenn es eh ausgegeben wird und wir es ohnehin machen müssen, sollten wir es tun.“ Die Mehrheit seiner Ratskollegen sah dies ebenso und stimmten der Auftragsvergabe zu. Lediglich Michael Kohmann und Tanja Schonhard votierten dagegen.

Geplant ist nun, dass die Bauarbeiten Mitte/Ende Juli beginnen und Ende Oktober abgeschlossen sein sollen. Zunächst wird die Baustelle eingerichtet, das Gewässer abgefischt und eine Gewässerumleitung hergestellt. Dann geht es an die eigentlichen Arbeiten im Bach und die Abdichtung der Halle.

Durchgängigkeit

Die ökologische Durchgängigkeit soll die möglichst ungehinderte Wanderung von Fischen und wirbellosen Kleinlebewesen stromauf und stromab zwischen ihren Nahrungs-, Laich- und Rückzugslebensräumen gewährleisten. Sie ist in der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie als Ziel festgehalten.