Die Städtlewecker haben die Schiltacher am Schmotzigen Donnerstag aus ihrem Schlaf geholt und frohe Kunde verbreitet: Die fünfte Jahreszeit beginnt.
Pünktlich um 6 Uhr in der Früh ertönen am Raiffeisenmarkt in der Bahnhofstraße die fünf Böllerschüsse, die signalisieren: Jetzt geht die Fasnet so richtig los. Und damit die frohe Kunde auch keinem Schiltacher entgeht, setzen sich die Städtlewecker mit ihrem Ruf „Uff-stau“ sogleich in Bewegung, um ihrem Namen alle Ehre zu machen.
Doch damit die Narren auch ordentlich Lärm machen können, ist erst einmal eine Stärkung nötig. Und so warten nur wenige Meter nach dem Start am roten Brummer auch schon die ersten Getränke, zu denen längst nicht nur Kaffee und Kaba zählen. „Wie macht der Bär?“, fragen die Städlewecker und haben die Antwort natürlich selbst parat – „leer“. Die Bären sind an diesem Morgen gar als Rudel erschienen und mit den Kapuzen an ihren Kostümen bestens für das Wetter gerüstet, das noch an der ersten Station von Niesel- zu strömendem Regen umschwingt.
Die Städtlewecker lassen sich von der Nässe und der Kälte aber nicht aufhalten, und schon gar nicht die Musiker der Halbmeiler Halunken, die „Sweet Caroline“ zum Besten geben und dafür reichlich Applaus ernten. Da wird auch schon mal zu früher Stunde das Tanzbein geschwungen, was ebenfalls gegen die Kälte hilft.
„Straße dicht – wir auch“
Als die Narren die Innenstadt erreichen, zeigt sich das Wetter dann aber freundlich und so auch die Schiltacher Bürger, die aus dem Fenster winken. Verständnis zeigen auch die Bauhofmitarbeiter und andere Verkehrsteilnehmer, die das ein oder andere mal ausgebremst werden. Die Beamten des „Amtes für Verkehrsanmaßung“ senden ihnen schließlich die unmissverständliche Botschaft „Straße dicht – wir auch“.
Nicht nur das Städtle erwacht, sondern allmählich auch der Tag, als sich die Narren der zweiten Verpflegungsstation in der Kurve der Schramberger Straße nähern. „Wir hoffen, es gibt nicht nur Kinderpunsch“, wünschen sie sich und werden nicht enttäuscht. Das stimmt auch die Frauen aus dem Aufsichtsrat zufrieden, die sich über „20+1 Jahre“ Städtlewecken freuen.
Zum Gelingen tragen seit jeher die zahlreichen Gruppen bei, darunter auch die Fiechtewaldt-Hexen, die an Station drei in die Fiechte-Bar laden. „Die Schiltacher und Halbmeiler können schon gut was vertragen“, stellt man dort fest.
Dass dem so ist, wird auch im Lehengerichter Rathaus unter Beweis gestellt, wo weitere Erfrischungen auf die Städtlewecker warten, die sich seit nunmehr zweieinhalb Stunden „im Dienst“ befinden. Im Rathaus kocht nicht nur die Stimmung, auch die Temperatur steigt auf ein Sauna-ähnliches Niveau an, als die Narren in Scharen in den Saal strömen und dieser beinahe aus allen Nähten platzt.
Rathaus „hat au scho bessere Tage gsehe“
Dazu passt der Appell: „Das alte Gemäuer so urig schee, hat au scho bessere Tage gsehe“, reimt Kai Nakic. „Da müsset wir Wecker schon wieder appellieren, ma könnt das Lehengerichter Rathaus sanieren“, ergänzt Rita Schmieder. Eins steht für die Städlewecker jedoch fest: „Trotz alledem wir fühlen uns wohl, vielleicht liegts ja au am Alkohol.“
Wohl fühlen sich die Narren auch in der Zunftstube, ihrer letzten Station, bevor sie mit Bussen zur Grundschule fahren, um die Schüler aus dem Unterricht zu befreien.