Fürs Gruppenfoto sitzen die jungen Ukrainer auf die Steinreihe hinter den Pavillons der Gemeinschaftsschule in Geislingen. Dort lernen sie in ihrer Vorbereitungsklasse vor allem Deutsch. Foto: Schnurr

Seit Ende März besuchen auch zehn Jugendliche aus der Ukraine die Gemeinschaftsschule Kleiner Heuberg.

Geislingen/Rosenfeld - Fünf Mädchen und fünf Jungen, zwischen zehn und 17 Jahren alt, werden seit dem 30. März an der GMS unterrichtet. Mehrheitlich kamen sie mit ihren Müttern in die Region, manche von ihnen sind Geschwister oder Cousins.

Sie stammen aus Lwiw, Tscherkassy und dem inzwischen von der russischen Armee eroberten Mariupol. Jetzt wohnen sie in Geislingen, Erlaheim und Rosenfeld. Für wie lange? Das wissen weder sie noch ihre Familien.

Man hilft sich mit Englisch

Wichtig ist, dass sie sich möglichst schnell in ihrem neuen Lebensumfeld zurechtfinden. Die Kommunikation mit den Einheimischen ist wegen der Sprachbarriere noch etwas schwierig: Häufig behilft man sich noch mit Englisch – das die älteren ukrainischen Jugendlichen oft besser sprechen als ihre deutschen Altersgenossen – oder lässt das Smartphone übersetzen.

Verteilt auf die Schulen auf dem Kleinen Heuberg wurden die jungen Flüchtlinge bald nach ihrer Ankunft von Katja Kastl, der geschäftsführenden Schulleiterin in Rosenfeld. An der GMS besuchen sie die sogenannte "Vorbereitungsklasse" (VKL) von Lehrer Claus Stibor, der sich in Geislingen seit sechs Jahren um geflüchtete Schüler kümmert.

"In der Gruppe zu lernen ist viel einfacher."

Neben den Ukrainern gehen auch Kinder aus Afghanistan, Bosnien, Kroatien, Syrien, der Türkei und Tunesien in die VKL. Deutsch zu lernen, um möglichst bald in eine reguläre Klasse gehen zu können, die ihrem Alter entspricht, ist das Wichtigste: "In der Gruppe zu lernen ist viel einfacher. Da können sie sich gegenseitig helfen", weiß Stibor.

Abgesehen von der Sprache sind die ukrainischen Mädchen und Jungen wie alle Jugendlichen in ihrem Alter: die einen eher reserviert, die anderen mitteilsam und aufgeschlossen. Es gibt den Spaßvogel der Klasse ebenso wie die Wortführerin, die für die jüngeren in der Gruppe übersetzt. Und es gibt auch Jugendliche, die in sich gekehrt sind, denen man die Sorge um Verwandte und Väter in ihrer Heimat anmerkt, auch wenn sie nicht darüber sprechen.

Sport hilft, Anschluss zu finden

Sie haben die gleichen Hobbys wie die Kinder aus Geislingen, Radfahren, Malen und Fußball beispielsweise. Überhaupt soll der Sport ihnen helfen, schneller Kontakt zu Gleichaltrigen zu finden: In diesem Fach werden sie ab der 7. Klasse gemeinsam mit den einheimischen Schülern unterrichtet. Das soll nach und nach auch ihre Deutschkenntnisse auf die Sprünge bringen und sie schneller Anschluss finden lassen.

Die deutschen Mitschüler gingen offen auf sie zu und interessierten sich für sie, berichten die redefreudigeren Mitglieder der Gruppe. Zwei der Jungs, Alex und Paulo, haben bereits deutsche Freundinnen.

Weniger Teenager

Insgesamt sei es in dieser ländlichen Region jedoch schwieriger, Gleichaltrige kennenzulernen, findet Juliia: Sie und die anderen kommen aus Städten, die ähnlich groß sind wie Stuttgart. "Dort leben viel mehr Teenager."

Gibt es weitere Unterschiede zwischen hier und ihrer Heimat? "In Deutschland regnet es mehr", finden die jungen Ukrainer. Ansonsten sei das Klima nicht so verschieden.

Das Mensaessen überrascht die jungen Flüchtlinge

Beim Essen wundern sie sich immer wieder, dass Lebensmittel, die sie kennen, hierzulande ganz anders zubereitet werden als in der ukrainischen Küche: Wenn es in der Schulmensa Kartoffel- oder Wurstsalat gibt, werden diese Gerichte erst einmal etwas misstrauisch beäugt.

Die vergangenen zwei Wochen haben auch die jungen Ukrainer Ferien gehabt. Ab Montag geht es wieder in den Unterricht. Und in nicht zu ferner Zeit sollen die Zehn ganz normal das deutsche Schulsystem durchlaufen. Die neue Sprache zu lernen und hier neue Freunde zu finden sind dafür wichtige Schritte.