„Das Federmäppchen liegt auf dem Tisch“ – Lehrerin Olga Herner erklärt den ukrainischen Schülern die deutschen Präpositionen. Foto: Thomas Fritsch

Mit viel Spiel und Spaß lernen ukrainische Schülerinnen und Schüler an der Lembergschule Deutsch. Die Vorbereitungsklassen ermöglichen den Kindern wieder „Normalität“ und lassen sie viel über den Osterhasen oder die „Tante aus Marokko“ erfahren.

Die Stimmung in der Vorbereitungsklasse ist gut. Die neun ukrainischen Schüler bilden in der Mitte des Raumes einen Kreis und geben einen Ball reihum.

 

„Tiger“, „Papagei“, „Meerschweinchen“ und „Eisbär“ rufen sie einer nach dem anderen. Der Rest lauscht gespannt, ob einmal ein Tiername doppelt vorkommt. Ist das der Fall, sorgt es für große Heiterkeit und die Person ist aus dem Spiel.

„Wir lernen hier den Wortschatz viel in spielerischer Form“, erklärt Olga Herner. Die ukrainische Grundschullehrerin lebt seit mittlerweile 13 Jahren in Deutschland, vor zwei Jahren kam sie im Zuge der Ganztagesbetreuung an die Lembergschule.

Zwei Lehrkräfte helfen den Kindern

„Als der Krieg ausbrach, wurde ich gefragt, ob ich die ukrainischen Kinder unterrichten will“, sagt sie. Jetzt ist Herner jeden Tag vier Stunden an der Schule und gibt Deutsch, Mathematik, Kunst und Sport.

„Wir haben das Glück, zwei Lehrkräfte für die Vorbereitungsklassen zu haben“, schildert Rektorin Petra Brauer die Situation an ihrer Schule. Das komme daher, dass für die Lembergschule noch der alte Personalschlüssel gelte, als die Einrichtung 30 Kinder aufgenommen hatte.

„So können wir jetzt in 1. und 2. Klasse sowie 3. und 4. differenzieren“, erklärt sie. Die jüngeren Kinder lernten dort lesen und schreiben.

Die ältere Gruppe nimmt nach der Schule meist noch am ukrainischen Online-Unterricht teil. „Ich schaue, dass wir die Hausaufgaben alle hier erledigen, damit die Kinder nachmittags Zeit für die Aufgaben ihrer Heimatschulen haben“, pflichtet Herner bei.

Freude und Trauer im Unterricht

Für sie ist das Unterrichten in der Vorbereitungsklasse sehr erfüllend. „Ich sehe, dass meine Arbeit nicht umsonst ist“, sagt sie mit überzeugter Stimme. Es sei ein schönes Gefühl, wenn die Schüler sich Tag für Tag besser ausdrücken können und sie beim Spielen mit ihnen in lachende Kindergesichter sieht.

Allerdings gibt es auch traurige Momente. „Manchmal kommt ein Kind zu mir und erzählt, dass sein Haus, das im Kriegsgebiet liegt, von einer Rakete zerstört wurde“, berichtet die Lehrerin. Doch gerade in solchen Situationen will sie mit ihrem Unterricht dazu beitragen, den Heranwachsenden durch die schulische Struktur das Gefühl von Normalität zu vermitteln.

Osterhase und die „Tante aus Marokko“

Neben gruppendynamischen Bewegungsspielen gibt es aber auch natürlich Phasen der Einzelarbeit. In ihnen können die Kinder ihr Wissen um deutsche Präpositionen vertiefen, beispielsweise, dass die Flasche auf dem Tisch und dieser vor dem Fenster steht. Gleichzeitig werden so auch die jeweiligen Artikel der Nomen – also der, die, das – wiederholt und gefestigt.

Doch neben der scheinbar trockener Grammatik geht es auch viel um Kultur. „Das Lieblingslied der Klasse ist „Ich hab ’ne Tante aus Marokko“, erklärt sie mit Blick auf das bekannte Kinderlied von Volker Rosin.

Besonders angetan habe es ihren Schülern der Osterhase, nennt Herner ein weiteres Beispiel. Den gebe es in der Ukraine nämlich gar nicht. „Beim Wandertag waren sie total überrascht und erfreut, dass der Osterhase ihnen ein Geschenk versteckt hatte“, nennt sie einen besonders schönen Moment.