Viele Kriegsvertriebene aus der Ukraine haben im Meßstetter Ankunftszentrum eine Bleibe gefunden. Foto: Müller

Rund 1200 Kriegsvertriebene aus der Ukraine leben derzeit im Ankunftszentrum in Meßstetten. Weitere 1500 sind vorwiegend privat untergebracht, 470 leben in "vorläufiger Unterbringung". Sozialdezernent Georg Link informierte über die aktuelle Situation.

Meßstetten - Im Schul-, Kultur- und Sozialausschuss des Kreistags am Montag hielt Link fest: "Die Lage spitzt sich landesweit zu." Anders gesagt: Täglich kämen neue Kriegsflüchtlinge an.

Im Ankunftszentrum werden, wie Link sagte, derzeit vier Gebäude für die Unterbringung der Ukrainer genutzt. Es gelte dringend, weiteren Wohnraum, auch außerhalb des Ankunftszentrums, nutzbar zu machen. Bei der Vermittlung von Wohnraum sei auch das Landratsamt behilflich.

Viele Anträge bearbeitet

"In den vergangenen Wochen", sagte Link, "war alles grenzwertig". Insgesamt seien beim Sozialamt 700 Anträge auf Asylbewerber-Leistungen eingegangen. Davon seien rund 100 noch zu bearbeiten. Die Hauptlast trage zweifellos das Jobcenter, das seit Juni den ukrainischen Kriegsvertriebenen, die als Arbeitssuchende gemeldet sind, Leistungen nach SGB II (Hartz IV) bezahle: Ein Viertel aller erwerbsfähigen Leistungsempfänger im Zollernalbkreis seien Kriegsvertriebene aus der Ukraine. Für mehr als 1600 Menschen, Kinder mit eingerechnet, seien die Daten erfasst, die Anträge gestellt worden, "oft mit dem Handy und dem Google-Übersetzer". Insgesamt sei es eine "Sisyphos-Arbeit" gewesen. Und im Herbst und Winter sei mit deutlich mehr Zugängen zu rechnen.

Belastung nimmt zu

Manches laufe in die falsche Richtung, sagte Landrat Günther-Martin Pauli. Er habe von Menschen erfahren, die zunächst in Polen gearbeitet hätten, aber über die Jobcenter bekämen sie deutlich mehr Geld. "Ganze Züge kommen nach Deutschland, und die kommunale Belastung nimmt zu", sagte Pauli. "Ich befürchte, dass die Stimmung kippt."

Pauli hofft, dass der Rechtskreiswechsel wieder rückgängig gemacht werde. Allein schon die Tatsache, dass mit den Kriegsvertriebenen auch Kinder kämen, "die noch nie eine Bildungseinrichtung von innen gesehen haben", stelle die Mitarbeiter und Helfer im Ankunftszentrum vor gewaltige Herausforderungen. Was den digitalen Fernunterricht angehe, der aus der Ukraine per Internet übertragen werde, dafür sei man jetzt, zu Beginn des neuen Schuljahrs, gerüstet.