Angela Merkel ermahnt Wladimir Putin. Foto: EPA/POOL

Der Ukraine-Konflikt belastet das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren. Dennoch demonstrieren Kanzlerin Merkel und Kremlchef Putin den Willen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. 

Moskau - Kanzlerin Angela Merkel hat beim Weltkriegsgedenken in Moskau von Kremlchef Wladimir Putin ein stärkeres Einlenken in der Ukraine-Krise gefordert. „Durch die verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion der Krim hat die Zusammenarbeit (zwischen Deutschland und Russland) einen schweren Rückschlag erlitten“, sagte Merkel am Sonntag. Es gehe darum, die territoriale Einheit der Ukraine wieder herzustellen, sagte die Kanzlerin.

Zuvor legten Merkel und Putin am Grabmal des Unbekannten Soldaten anlässlich des 70. Jahrestages des Siegs der Sowjetunion über Hitler gemeinsam Kränze im Gedenken an die Kriegstoten nieder. „Wir verneigen uns vor den Opfern“, sagte Merkel. Eine Militärkapelle spielte die deutsche und die russische Nationalhymne.

Nach der Zeremonie gingen die beiden zu Fuß durch den Alexandergarten zu ihrem Gespräch im Kreml. Schon auf dem Weg begannen sie eine angeregte Unterhaltung. Es war ihr erstes Treffen seit drei Monaten. Genau wie Mitte Februar im weißrussischen Minsk ging es auch diesmal vor allem um den Ukraine-Konflikt.

Merkel erinnert an Friedensplan

Russlands Einverleibung der Schwarzmeerhalbinsel Krim und die Gewalt in der Ostukraine seien eine Gefährdung der europäischen Friedensordnung, mahnte Merkel. Dennoch müssten Berlin und Moskau alles daran setzen, Konflikte auf diplomatischem Weg zu lösen. Russland hatte die Krim im März 2014 gegen den Willen der Regierung in Kiew in seine Föderation aufgenommen.

Merkel rief alle Parteien zu einer Umsetzung des Minsker Friedensplans für den Donbass auf. „Der Erfolg ist alles andere als sicher, aber wir haben nichts anderes und deshalb müssen wir daran weiterarbeiten“, sagte sie.

Putin forderte einen direkten Dialog der Konfliktparteien. Er prangerte einen „verfassungswidrigen Sturz der Regierung in der Ukraine“ durch die heutige Führung in Kiew an. Offen sprach er von den „Problemen“, die die Krise ausgelöst hat. „Es ist kein Geheimnis, dass die russisch-deutschen Beziehungen nicht die besten Zeiten erleben - wegen der Ereignisse in der Ukraine“, sagte er. „Je schneller diese Probleme aufhören, die Beziehungen negativ zu beeinflussen, desto besser.“

Putin würdigt den Besuch von Merkel

Zugleich würdigte der russische Präsident Merkels Besuch zum 70. Jahrestag des Kriegsendes und bezeichnete Deutschland als „Partner und Freund“. Die Sowjetunion habe im Zweiten Weltkrieg nicht gegen Deutschland, sondern gegen Nazi-Deutschland gekämpft. „Deutschland war selbst das erste Opfer“, meinte der Kremlchef. Daher sei es für ihn „ganz natürlich“, dass Merkel 70 Jahre nach dem Krieg zur Ehrung der Opfer nach Moskau gereist sei.

Merkel kam einen Tag nach der größten Militärparade in der jüngeren Geschichte Russlands zum Tag des Sieges. Viele westliche Staats- und Regierungschefs hatten Putins Einladung zur Siegesfeier mit der martialischen Waffenschau wegen Russlands Haltung in der Ukraine-Krise boykottiert. Sie sehen Russland als „Aggressor“ in dem blutigen Krieg zwischen der prowestlichen Führung in Kiew und prorussischen Separatisten im Donbass.