Zerstölrte Häuser in Petrovka, etwa 20 Kilometer von Donezk entfernt. Foto: dpa

Die Separatisten erwarten die Stürmung ihrer Hochburg Donezk im Osten der Ukraine, nachdem die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe des Zentrums der Großstadt angegriffen hat. "Wir sind gut darauf vorbereitet", sagte der Separatistenführer Sergej Kawtaradse.

Die Separatisten erwarten die Stürmung ihrer Hochburg Donezk im Osten der Ukraine, nachdem die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe des Zentrums der Großstadt angegriffen hat. "Wir sind gut darauf vorbereitet", sagte der Separatistenführer Sergej Kawtaradse.

Donezk - Der Kampf um die Separatistenhochburg Donezk in der Ostukraine nimmt an Härte zu. Erstmals griff die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe des Zentrums der Großstadt an.

Bei den Attacken auf Stellungen der Aufständischen starben mindestens drei Zivilisten, wie der Stadtrat von Mittwoch mitteilte. Zudem seien Artilleriegranaten in mehrere Wohnhäuser eingeschlagen. Auch eine Gasleitung sei beschädigt worden.

"Die Erstürmung steht unmittelbar bevor, aber wir sind gut darauf vorbereitet", sagte der Separatistenführer Sergej Kawtaradse. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen. Die Armeeführung in Kiew betonte hingegen, sie plane keine Offensive auf die Stadt.

Das Militär beklagte zahlreiche Opfer. Innerhalb von 24 Stunden seien bei erbitterten Gefechten 18 Soldaten getötet und 54 verletzt worden, sagte der Sprecher des Sicherheitsrates in Kiew, Andrej Lyssenko. An dem "Anti-Terror-Einsatz" beteiligte Regierungstruppen meldeten, mehrere ihrer Stellungen in den Regionen Donezk und Lugansk seien von den Separatisten angegriffen worden.

Auch in der ostukrainischen Stadt Gorlowka berichteten die Behörden von einer steigenden Zahl von Toten. In den vergangenen Tagen seien bei Artilleriebeschuss 33 Zivilisten getötet und 129 verletzt worden, hieß es. In mehreren Vierteln sei die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen.

Kein Strom und Wasser in Lugansk

In der Großstadt Lugansk müssen nach Behördenangaben ebenfalls viele Menschen weiter ohne Strom und Wasser auskommen. Schwierigkeiten gibt es demnach zudem mit der Lebensmittel- und Treibstoffversorgung sowie mit der Müllabfuhr. Zudem sei der ukrainische Grenzort Djakowo von russischem Gebiet beschossen worden.

Russland seinerseits warf der ukrainischen Führung erneut den Einsatz von Phosphorbomben gegen Zivilisten im umkämpften Osten des Landes vor. "Eine Bodenprobe hat ergeben, dass die Armee in der Nähe von Slawjansk die verbotenen Brandgeschosse verwendet hat", sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde in Moskau, Wladimir Markin. Der Einsatz sei ein "Kriegsverbrechen" und verstoße gegen die Genfer Abkommen von 1949. Die russischen Behörden bezogen sich auch auf die Berichte ukrainischer Flüchtlinge. Die prowestliche Führung in Kiew hatte die Vorwürfe wiederholt als "Verleumdung" zurückgewiesen.

Im Kampf gegen die Aufständischen will Kiews Geheimdienst SBU mehr Agenten in die Reihen der militanten Gruppen einschleusen. Damit sollten ihre Aktionen untergraben werden, schrieb Anton Geraschtschenko vom ukrainischen Innenministerium bei Facebook. Es gebe kein effektiveres Mittel zum Kampf gegen den Terrorismus, erklärte er. Überdies sollten im ostukrainischen Charkow unbewaffnete Zivilisten die Polizei bei der Arbeit unterstützen, kündigte Geraschtschenko an. Demnach sollen Zivilpatrouillen zum Schutz der öffentlichen Ordnung in der Millionenstadt eingesetzt werden.

In Charkow hatte es zuletzt Proteste prowestlicher und prorussischer Demonstranten gegeben. Zudem berichteten die Behörden über Granatangriffe auf ein örtliches Panzerwerk und ein Wehrkommando.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk sieht Anzeichen für eine Eskalation in der Ukraine. "Dieser Konflikt widerspricht allen bisherigen Regeln. Daher müssen wir auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sein", sagte er in Warschau. Die Gefahr einer unmittelbaren Intervention Russlands in der Ukraine sei größer als noch vor einigen Tagen. "Das wäre eine neue Situation, und meiner Ansicht nach hat heute niemand eine gute Antwort, wie die westliche Gemeinschaft darauf reagieren sollte", sagte Tusk.