Viele Flüchtlinge aus der Ukraine kommen mit ihren Haustieren in Deutschland an. Foto: Annette Riedl/dpa

Auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine nehmen viele Menschen auch ihre Haustiere mit. Doch nicht immer können Hund, Katze und Co. mit in die neue Wohnung oder Unterkunft. Hinzu kommt die Gefahr von eingeschleppten Tierseuchen. Abgabestelle bleibt da oft das Tierheim. Unsere Redaktion hat sich in den Einrichtungen in der Region nach der Lage umgehört.

Oberndorf - Der Landestierschutzverband erkundigt sich derzeit bereits bei den Tierheimen in Baden-Württemberg, wo wie viele freie Plätze verfügbar sind, um zur Not Tiere aus der Ukraine aufnehmen zu können. Dabei geht es nicht nur um die Haustiere, die die Menschen auf ihrer Flucht mitnehmen, sondern auch um jene, die in der Ukraine zurückgelassen werden müssen.

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So erhielt Nadine Vögel, Leiterin des Kreistierheims Schwarzwald-Baar-Kreis in Donaueschingen, bereits Anfragen aus Antwerpen in Belgien. Dort wollen Helfer in die Ukraine fahren, frei laufende Katzen einsammeln und in sicheren Tierheime unterbringen. Vögel musste jedoch absagen. "Wir sind ein kleines Tierheim und richten unser Augenmerk deshalb zuerst auf die Flüchtlinge, die im Schwarzwald-Baar-Kreis mit ihren Haustieren ankommen", erklärt die Leiterin. Noch gebe es allerdings keine Meldungen darüber, dass Geflüchtete mit Tieren in der Region angekommen sind.

Ohne Impfpass über die Grenze

Generell gilt, dass Haustiere aufgrund von gelockerten Vorgaben auch ohne die erforderlichen Auflagen über die Grenze nach Deutschland gebracht werden dürfen. Ist kein Impfpass vorhanden oder fehlt eine Impfung, müssen sich die Besitzer der Vierbeiner, sobald sie in ihrer neuen Unterkunft ankommen, beim Veterinäramt melden. Die Haustiere werden dann vorerst in Tierheimen untergebracht, wo sie in Quarantäne kommen, die erforderlichen Impfungen und den Impfpass erhalten und gechippt werden.

"Es geht erst einmal darum, die Ausbreitung von möglichen Tierseuchen zu verhindern", erklärt Vögel. Auch die Gefahr von Tollwut bestehe. Vor allem bei Hunden, die mit anderen Artgenossen spielen und ausgeführt werden müssen, ist die Gefahr größer als bei Katzen, die in der Wohnung bleiben können.

Im Kreistierheim in Donaueschingen sind derzeit vor allem für Katzen noch Kapazitäten frei. Ab Mitte Mai muss sich das Tierheim dann jedoch vor allem um den Nachwuchs der Streuner kümmern. Häufig sind die Kitten krank und müssen erst einmal in Quarantäne. "Ab Juni haben wir in der Regel um die 100 Katzen auf einmal im Tierheim", sagt die Leiterin. Bis dahin ist in den 20 Quarantäne-Boxen im Tierheim jedoch Platz.

"Wir wollen Tier und Mensch nicht trennen"

Und wie lange müssen die Vierbeiner im Tierheim bleiben? Dies sei je nach Krankheit unterschiedlich, erklärt Vögel. Bei Verdacht auf Tollwut beispielsweise dauert die Quarantäne sowohl bei Hunden als auch bei Katzen rund 30 Tage. Anschließend können die Haustiere dann wieder zurück zu ihren Besitzern. "Wir wollen Tier und Mensch nicht trennen", erklärt die Leiterin. Sie betont, dass Tiere aus der Ukraine, die mit ihren Besitzern nach Deutschland gekommen sind, nicht vermittelt werden.

Dies gilt auch dann, wenn ein Tier aus der Ukraine nicht in die neue Unterkunft mit darf. Dann kann der Vierbeiner im Tierheim abgegeben und regulär besucht werden. Vögel rät bei solchen Fällen, zuerst im Tierheim nachzufragen, ob noch Platz frei ist. "Wenn der Bedarf größer ist als unsere Kapazitäten, müssen wir leider aussortieren, und dann haben Quarantäne-Tiere Vorrang." Zur Not gebe es jedoch auch Pflegestellen, die die Haustiere übergangsweise aufnehmen können.

Tierheime sind voll

Auch in den Tierheimen in Horb (Renate Lang) und Freudenstadt sind noch keine Tiere aus der Ukraine untergebracht. In der Freudenstädter Einrichtung sei dies auch derzeit gar nicht möglich, "weil wir voll sind und keinen Platz haben", erklärt die stellvertretende Leiterin Janika Dattler. "Wir sind außerdem ein relativ kleines Tierheim und haben auch nur eine Quarantäne-Box."

Menschen aus der Umgebung, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen, aber deren Haustiere nicht unterbringen können, rät Dattler, sich erst einmal an eine Pflegestelle zu wenden. Sollte das Tierheim zukünftig wieder Kapazitäten haben, werden die Mitarbeiter auch Tiere aus der Ukraine aufnehmen.

Pflegestellen als Alternative

Ähnlich ist die Lage im Tierheim Rottweil. Dort gingen ebenfalls noch keine Anfragen ein, Tiere aus der Ukraine aufzunehmen. "Hunde können wir momentan eh nicht aufnehmen, da wir voll sind", berichtet Mitarbeiterin Verena Marquardt. Sie und ihre Kollegen sind bereits mit dem Veterinäramt aufgrund der Situation im Austausch. "Nicht alle Flüchtlinge dürfen ihre Tiere mit in die Notunterkünfte nehmen. Wir rechnen deshalb damit, dass von diesen Tieren auch einige zu uns kommen werden", sagt Marquardt.

Deshalb wurde beschlossen, die Kapazitäten der Einrichtung nicht voll auszuschöpfen, um zur Not einige Plätze frei zu haben. Auch Marquardt weist auf Pflegestellen als Alternative hin.

Info

Wer eine Unterbringungsmöglichkeit für ein Haustier eines Geflüchteten sucht oder sich als Pflegestelle zur Verfügung stellen möchte, kann sich beim örtlichen Tierheim oder Tierschutzverein melden.