Unter dem Motto "Kriege stoppen – Frieden stiften" eröffneten Friederike Heinzmann (von links), Martin Schwer und Andreas Kussmann-Hochhalter die Kundgebung. Foto: Wagner

An die 100 Bürger nahmen am Sonntagabend an der Friedenskundgebung in der ehemaligen Klosterkirche teil. Das Entsetzen über das Leid, der Aufruf zum Helfen und die Hoffnung auf Frieden fanden in den Ansprachen Ausdruck.

Oberndorf - Die von der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde organisierte Kundgebung stand unter dem Motto "Kriege stoppen – Frieden stiften", welches sich wie ein roter Faden durch die Ansprachen zog. Ein großes Banner sowie von der Klasse 6b des Oberndorfer Schulverbundes unter der Anleitung von Sarah Wolf entworfene Plakate und beschriftete Friedenstauben unterstützen das Motto stimmungsvoll. An die 100 Menschen fanden sich zur Kundgebung in der Klosterkirche ein.

 

Traum vom Frieden zerstört

Pfarrer Martin Schwer sprach von einer Ungeheuerlichkeit, was in der Ukraine geschehe und man fühle sich wie in einem falschen Film. Sein Dank gelte allen, die in dieser Situation nicht wegschauen würden. Reiner Engelkes rief mit einem selbst geschriebenen Lied zum gewaltlosen Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine auf und forderte auf: "Lass uns nach Kiew gehen, und auf der Straße stehen".

Pfarrerin Friederike Heinzmann erzählte aus ihrer Grundschulzeit, in der der Traum vom Frieden eine sehr große Rolle gespielt hatte. Der Traum sei zusammengefallen und sie sei wütend, aber ohnmächtig. Nun müsse man Zeichen für den Frieden setzen.

Bürgermeister findet deutliche Worte

Bürgermeister Hermann Acker wurde deutlich. Es gebe keinerlei Rechtfertigungsgründe für den russischen Staatspräsidenten. Seit mehr als fünf Wochen erlebe man ein mörderisches Kriegstreiben und die Missachtung jeglichen Völkerrechts. Alles was man mit unserer Werteordnung verbinden würde, wie Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, das Recht auf Frieden und Gerechtigkeit sowie alle Menschenrechte, werde von ihm mit Füßen getreten. Acker erklärte, dass er sehr wohl wisse, dass weder die Kundgebung noch die Gebete den russischen Diktator beeindrucken würden. Trotzdem müsse man die Stimme erheben und vor allem humanitäre Hilfe leisten.

Aufruf zur Nächstenliebe

Wirklich lindern könne man das Leid nicht, man könne aber helfen indem man Wohnraum für die Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet anbiete. Auch eine persönliche Betreuung der Menschen sei dringend geboten. Er appellierte an die Nächstenliebe der Bevölkerung und bot als Ansprechpartner das städtische Integrationsmanagement an.

Irmhild Sellhorst von der Fachstelle für Geflüchtete und Traumatisierte des katholischen Dekanats Rottweil erinnerte an die Bilder des Grauens in Butscha und sprach von Völkermord. Traumatisierte Menschen, hier insbesondere Kinder, bedürften der besonderen Hilfe. Andreas Kussmann-Hochhalter hatte mit Marion Probst einen Gast mitgebracht, der aus eigenen Erfahrungen über die Situation in der Ukraine berichten konnte. Ihr Sohn Michael Maier befindet sich derzeit in der Ukraine, um Hilfe zu leisten und berichtet ihr regelmäßig.

Helferin schildert Erlebnisse

Sie selbst unterstützt Hilfsaktionen und hat auch schon Hilfstransporte mit der Firma Hauser an die ukrainische Grenze begleitet. Eindrucksvoll schilderte Marion Probst wie sie als Augenzeugin miterlebt hat, wie ein ukrainischer Soldat seine Frau und Kinder an die Grenze gebracht hatte, um sie in Sicherheit zu bringen.

Auch Ursula Eppler von der Aktion "Offene Hände" in Oberndorf erklärte, dass der Krieg den Menschen nahe gehe, sie traurig, aber gleichzeitig auch wütend mache. Der Krieg müsse schnell beendet werden. Bis dahin allerdings müsse man versuchen so vielen Flüchtlingen wie möglich eine neue Heimat zu geben, sie gut und freundlich zu behandeln und dafür zu sorgen, dass sie bestens versorgt würden. Zudem müsse man aus der lauschigen Sofaecke herauskommen, um dem Krieg Menschlichkeit entgegenzusetzen.

Antikriegslieder gespielt

Auch Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde hatten sich im Unterricht Gedanken über den Krieg gemacht und diese in Gebeten zusammengefasst. Diese teilweise erstaunlich tiefgründigen Erkenntnisse wurden den Besuchern in der Klosterkirche von Pfarrerin Friederike Heinzmann, Pfarrer Martin Schwer und Andreas Kussmann-Hochhalter überbracht.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch eine Abordnung der Stadtkapelle Oberndorf die mit ihren Musikstücken, insbesondere der "Ode an die Freude" Akzente setzte. Diese setzten auch Gerhard Romppel, Jörn Gräfe und Reiner Engelkes, die mit Antikriegsliedern von Hannes Wader, aber auch mit "Sag mir, wo die Blumen sind" und "We shall overcome" an die Unsinnigkeit von Kriegen erinnerte.