Die Zahl der Menschen, die bei der Schramberger Tafel einkaufen, ist stark gestiegen. Foto: Fritsche

Durch die vielen Flüchtlinge aus der Ukraine hat sich die Nachfrage bei der Tafel Schramberg verdoppelt. Gleichzeitig wird das Angebot knapp, weil die Lebensmittelgeschäfte weniger Waren spenden.

Schramberg - Immer freitags von 13 bis 16 Uhr hat die Tafel Schramberg geöffnet, um Lebensmittel kostengünstig an Bedürftige abzugeben, an Menschen mit geringem Einkommen. Schon eine Viertelstunde vor der Öffnung sammelt sich am Gebäude in der Geißhaldenstraße 6 bei der Tunnelausfahrt in Schramberg oft eine große Schar vor dem Eingang der Tafel. "Waren es früher 40 Kunden, sind es heute oft bis zu 100", berichtet Elisabeth Spöttle vom Vorstand der Tafel auf Nachfrage unserer Redaktion.

Großes Einzugsgebiet

Einkaufen kann nur, wer sich einen Einkaufsausweis bei der Stadtverwaltung Schramberg besorgt und dort sein geringes Einkommen nachgewiesen hat. "100 Kunden bedeutet also 100 Ausweise", erläutert Spöttle. Weil eine Familie nur jeweils einen Berechtigungsausweis erhält und die Familienmitglieder oft mitgekommen, können also oft mehr als 100 Menschen vor der Tür stehen. Zumal sich der Einzugsbereich der Tafel nicht nur auf Schramberg, sondern auch auf Aichhalden, Hardt, Eschbronn, Dunningen und Lauterbach erstreckt. Auch eine Anfrage im Schramberger Rathaus bestätigt den Trend steigender Zahlen: "2021 wurden 92 Ausweise ausgestellt. 2022 sind es Stand heute 183 Tafelausweise", teilt die Stadtverwaltung mit. Die aktuelle Flüchtlingssituation mache sich dabei deutlich bemerkbar.

Alles weg

In der Folge sind die Regale der Tafel am Freitag leer. "Alles ist dann weg, wir müssen von Anfang an einteilen", erklärt Spöttle. Sonst sei nach den ersten 60 Kunden für die anderen nichts mehr da. "Das ist eine große Belastung für unsere Mitarbeiterinnen, denn nicht alle Leute akzeptieren das." Manche, und zwar ganz gleich welcher Nationalität oder Herkunft, seien recht fordernd: "Das steht mir zu, ich brauch das", verlangten sie. Und dann müssten sich die Mitarbeiterinnen dem stellen und sich rechtfertigen. "Das passt aber eigentlich nicht zu einer freiwilligen ehrenamtlichen Arbeit", stellt Spöttle fest.

Weniger Ware

Verschärft wird die Lage, dass zwar die Kunden, aber nicht die gespendeten Waren zugenommen haben. "Die großen Geschäfte verkaufen inzwischen zum Beispiel nach 16 Uhr Ware selber günstiger, dann bleibt weniger für die Tafel", berichtet Spöttle. Früher sei die Tafel alle 14 Tage mit dem Transporter zum Tafel-Regionallager nach Singen gefahren, jetzt nur noch alle zwei oder drei Wochen. "Wie müssen also weniger an mehr verteilen und das ist schwierig." Und gleichzeitig brauche man wegen der gestiegenen Nachfrage dringend weitere ehrenamtliche Helfer, "speziell für die Bereiche Warentransport, Vorbereitung und Verkauf", so Spöttle.

Die Anfänge der Tafel

Fünf Kooperationspartner haben die Schramberger Tafel am 22. Januar 1999 gegründet: die vier katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Schramberg und Lauterbach sowie die Arbeiterwohlfahrt (Awo). Den Anstoß zur Gründung der Tafel habe, wie Elisabeth Spöttle erzählt, der Schramberger Elisabethenverein gegeben. Sozial engagierte Bürger hätten von der damals bereits existierenden Tafel in Rottenburg erfahren, seien hingefahren, um sich das Beispiel anzusehen und es dann auch in Schramberg umzusetzen. "Damit wurde die Schramberger Tafel zur ersten im Landkreis Rottweil", erklärt Spöttle. Oberndorf und Rottweil seien später dem Beispiel gefolgt.

In der Tafel werden qualitativ noch gute, jedoch meist kurz vor dem Verfallsdatum stehende oder überschüssige Lebensmittel gegen ein geringes Entgelt (damit werden die anfallenden Kosten für Transport, Abfallentsorgung und so weiter finanziert) an bedürftige Menschen weitergegeben. Alles außer Frischfleisch gibt es, Wurstwaren nur verpackt, Brote nur im Ganzen. Die Kunden der Tafel in der Geißhaldenstraße kommen nicht nur aus Schramberg, sondern auch aus Aichhalden, Hardt, Eschbronn, Dunningen und Lauterbach. 80 ehrenamtliche Mitarbeiter halten den Betrieb am Laufen.