Überwältigt von der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft vieler Bürger der Region sind Jonny und Antje Kienzler (links). Foto: Börsig-Kienzler

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine lässt auch die Menschen in der Raumschaft Triberg nicht zur Ruhe kommen. Viele wollen den Flüchtlingen helfen, sich einbringen, nicht tatenlos zusehen. So geht es auch Antje und Jonny Kienzler. Sie organisierten kurzerhand einen privaten Hilfstransport.

Schonach - Die unfassbaren Nachrichten und schockierenden Bilder aus dem Kriegsgebiet lassen das Schonacher Ehepaar, wie viele weitere Raumschaftsbewohner, einfach nicht mehr los. Durch den engen Kontakt zu einem rumänischen Geschäftspartner hatten Antje und Jonny Kienzler den spontanen Gedanken, privat einen Hilfstransport zu organisieren.

 

Auf kurzem Weg Aktion organisiert

Nach kurzer Rücksprache mit dem rumänischen Bekannten, ob ein solches Angebot überhaupt Sinn macht, und dessen sofortiger Zustimmung fackelten Kienzlers nicht lange. Sie informierten am Donnerstag vergangener Woche Freunde, Bekannte und Verwandte auf kurzem Weg über WhatsApp, dass spontan die Möglichkeit besteht, einen Transport mit dem Nötigsten für die Flüchtlinge aus der Ukraine zu arrangieren.

Spenden gehen direkt an Sammelstelle für Flüchtlinge

"Die Sachen gehen direkt an eine Sammelstelle für ukrainische Flüchtlinge in Rumänien. Benötigt werden vor allem Hygieneartikel wie Zahnpasta, Zahnbürsten, Seifen, Shampoo, Babyartikel wie Windeln, Feuchttücher, Verbandsmaterial, Blasenpflaster sowie Babynahrung, haltbare Lebensmittel wie Konserven, Nudeln, Reis und warme Winterkleidung hauptsächlich für Kinder und Frauen, da vor allem diese auf der Flucht sind", schrieben Kienzlers und baten: "Es wäre schön, ihr würdet mitmachen!"

Bis Samstagnachmittag konnten die Spenden zu Kienzlers Firmenräume in der Schonacher Ochsenmatte gebracht werden. Schon am Freitagabend teilten die Organisatoren ihren Freunden, Bekannten und Verwandten erfreut mit: "Wir sind überwältigt von eurer Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft...danke!"

Große Hilfsbereitschaft

"Die Reaktion auf unseren Aufruf ist einfach toll. Wir bekamen fast nur hochwertige Sachen im Kleiderbereich, an Essen und Hygieneartikel aus der ganzen Region. In eineinhalb Tagen kamen fast drei Tonnen Hilfsgüter zusammen", berichten Kienzlers beeindruckt zwischen den vielen Paketen stehend. Die Waren haben sie gemeinsam mit ihren fleißigen Helfern in den Räumen ihrer Holzwarenfabrik zuerst sortiert, zusammenstellt und gleich transportfähig verpackt und überwiegend auf Englisch beschriftet, damit die Kartons vor Ort gezielt und einfacher an die Bedürftigen verteilt werden können.

Beherzt unterstützt wurde das Ehepaar von seinen Kindern Emma und Paul, seinen Müttern Charlotte Kienzler und Marianne Kaiser, Antjes Schwester Ursula Ringwald und deren Tochter Ronja, Monika Kienzler und deren Sohn Jonas, Birgit und Siegfried Disch und deren Söhne Jens und Tobias, Claudia Knab und deren Mann Dieter Preis, Sonja Hettich und Katja Burger.

Transport startet am Dienstagnachmittag

Abgeholt wurden die Hilfsgüter am Dienstagnachmittag. Mit einem kleinen Lastwagen einer Spedition, mit der Kienzlers zusammenarbeiten, werden die gespendeten Sachen an die rumänisch-ukrainische Grenze in rund 1600 Kilometer Entfernung gefahren. Rund 20 Stunden wird der Transport unterwegs sein und nur mit Hilfsgüter beladen, die dringend benötigt werden. "Unsere rumänischen Geschäftspartner werden vor Ort dazustoßen und kontrollieren, dass die Pakete auch tatsächlich direkt an die Geflüchteten verteilt werden", so Kienzler.

Seine Beweggründe für die Aktion: "Ich weiß, dass das Leid dort unten noch dramatischer ist als anderswo, dort trifft arm auf arm, in der Walachei gibt es kaum Infrastruktur, die Gegend ist sehr karg und gehört zu den ärmsten in Europa", schildert Kienzler im Gespräch.