Auf dem Foto von links: Christine Ritzi, Diana Kravchuk, Viacheslav Tarasov und Lydia Obergfell. Foto: Cornelia Hellweg

Das Leid und die Not in den vom Krieg betroffenen Gebieten in der Ukraine ist groß. Diana Kravchuk lebt in Tuningen und bringt mit großem Engagement Hilfslieferungen für die Menschen in ihrer alten Heimat auf den Weg.

Nach mehr als drei Jahren Krieg und Zerstörung in der Ukraine ist die Sehnsucht nach Frieden groß, erzählen Diana Kravchuk und Viacheslav Tarasov. Sie sind aus der Stadt Winnyzja vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Seit drei Jahren wohnen sie in Tuningen.

 

Das Leid der Landsleute geht ihnen gerade im sicheren Umfeld der neuen Heimat nahe. Deshalb engagieren sie sich unermüdlich, um Hilfstransporte nach Winnyzja und Umgebung auf den Weg zu bringen. Die mittlerweile elfte dieser ehrenamtlich organisierten Lieferungen ist vor Kurzem losgefahren.

In der Gemeinde Tuningen leben aktuell rund 70 aus der Ukraine stammende Personen, darunter Familien mit Kindern. „Es waren mal deutlich mehr, aber es sind inzwischen einige Ukrainer zurück gegangen“, berichtet Christine Ritzi, Integrationsbeauftragte der Gemeinde Tuningen. Sie begleitet Diana Kravchuk und ihre Familie bereits seit drei Jahren und unterstützt außerdem bei der Organisation von Hilfslieferungen in die Ukraine.

Ein Kraftakt

Mit Unterstützung der Dolmetscherin Lydia Obergfell schildert Diana Kravchuk ihre Motivation, den Kraftakt Hilfslieferungen immer wieder auf sich zu nehmen – mit Unterstützung ihres Mannes Viacheslav Tarasov. „Mir ging es gesundheitlich über einen längeren Zeitraum mal sehr schlecht.“ Daher gehe ihr die bedrückende Situation von Kranken, Behinderten und besonders auf Hilfe angewiesene Menschen wohl besonders nahe.

Eine ältere Frau in der Ukraine erhält Hygieneartikel aus der Hilfslieferung. Foto: Diana Kravchuk

Die hier gesammelten Sachspenden für Menschen in der Ukraine kommen aus der ganzen hiesigen Region. „Die Hilfsgüter gehen an Kinderheime, alte und behinderte Menschen oder auch mal an Krankenhäuser.“ Die Liste der benötigten Güter spannt sich von Rollatoren, Rollstühlen, Toilettensitzen, Krücken, Windeln für Babys und Erwachsene, Hygieneartikel, Milchpulver, haltbare Lebensmittel, Kerzen, Streichhölzer bis hin zu Feldbetten, Matratzen und Spielzeug. Nicht benötigt wird Kleidung.

Da die Transporte via Lkw kostenpflichtig sind, freut man sich auch über Geldspenden. „Die Unkosten für einen Transport liegen inzwischen bei fast 3000 Euro.“ Vom Abladepunkt in der Ukraine werden einige Hilfsgüter in großen Transportboxen per Post – die weitgehend noch funktioniert – verschickt. Und auch das kostet Geld. Angesichts der menschlichen Not, hat die Familie von Kravchuk auch Transporte aus eigener Tasche bezahlt beziehungsweise was zugeschossen, wenn nicht ausreichend Geldspenden vorhanden waren.

Neues Lager gesucht

Etwa alle drei Monate können Hilfsgüter per Lkw transportiert werden. Das funktioniert beispielsweise über Fahrten von der Ukraine nach Deutschland oder angrenzende Länder wie die Schweiz, die sonst leer oder mit anderer Fracht wieder zurückkehren würden. In einem Lager in Aldingen werden die Sachspenden aufbewahrt bis zum nächsten Transport. Die Scheune steht allerdings nur bis Ende April zur Verfügung. Deswegen wird dringend ein Ersatz gesucht.

Überwiegend durch Mundpropaganda melden sich Sozialdienste oder Einzelpersonen an Diana Kravchuk mit der Bitte um Unterstützung und sorgen dann dafür, dass die Sachspenden zielgerichtet ankommen. Das ist ihr sehr wichtig. Sie verfolgt sehr genau, ob die Sachspenden auch dort hin kommen, wo sie hin sollen. Auf der anderen Seite ist es ihr ein Anliegen, dass diejenigen, die Hilfsgüter erhalten, wissen, von wem die Spende ist (sofern das gewünscht wird). „Das ist wichtig für beide Seiten, denn die Dankbarkeit ist groß, und das Ganze ist nicht so anonym.“

Ein Lkw wird mit Hilfslieferungen für die Ukraine beladen. Foto: Diana Kravchuk

Auf Nachfrage schildern sie und ihr Mann den großen Wunsch nach Frieden in der Ukraine. Vom US-Präsidenten Trump ist man enttäuscht. Dadurch, dass er die Mittel für die United States Agency für International Development (kurz: USAID) zusammenstreiche, seien auch die Menschen in der Ukraine betroffen. Ein Beispiel: „Eine Frau, deren Mann als Soldat kämpfe, sitzt jetzt mit zwei Kindern – eins davon behindert – mit nichts da.“

Permanente Anspannung

Die Kriegshandlungen seien eine enorme Belastung für die Zivilbevölkerung. „Man ist permanent angespannt wegen Bombardements und ihre direkten und indirekten Auswirkungen (zum Beispiel Wasser- und Stromversorgung).

Die Kinder gehen nur in die Schule wenn ein Schutzraum vorhanden ist. Aber der Unterricht wird immer wieder unterbrochen.“ Selbst bei der Möglichkeit von Online-Unterricht ist von Normalität keine Spur. Diana Kravchuk spricht ausdrücklich ihren Dank aus an die vielen Spender und Unterstützung hierzulande. „Das ermöglicht es erst, vielen, vielen Menschen in Not in der Ukraine zu helfen.“ Und das wird noch eine Weile notwendig sein.

Dank für Unterstützung

Infos

Kontakt:
Wer mit Sach- oder Geldspenden helfen oder Lagerräume zur Verfügung stellen möchte, kann sich wenden an Christine Ritzi unter der E-Mail-Adresse integrationsbeauftragte@tuningen.de.

Spendenkonto:
Geldspenden können auf das Spendenkonto des AK Asyl bei der Sparkasse Schwarzwald-Baar (Iban DE 06 6945 0065 0001 3025 20, BIC SOLADES1VSS) mit dem Verwendungszweck „Hilfslieferung Ukraine“ überwiesen werden.