Beim digitalen Vernetzungstreffen haben sich Akteure aus Einrichtungen, Stadt und Vereinen zum Austausch getroffen. Ihre Hilfsangebote für Ukraine will die Stadt koordinieren. Foto: Kauffmann

Zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine sind schon in Hechingen, weitere werden erwartet – und zahlreiche Menschen wollen helfen. Die Stadt will die Angebote nun koordinieren, weshalb am Donnerstag ein digitales "Vernetzungstreffen" stattfand. Manch einem Teilnehmer arbeiten die Mühlen der Stadt derweil zu langsam.

Hechingen - Vereine, Stadt und öffentliche Institutionen wollen den ukrainischen Flüchtlingen, die in Hechingen ankommen, helfen, und haben dazu schon zahlreiche Initiativen gestartet. Um diese zu organisieren, sind die Akteure in einem Online-Vernetzungstreffen am Donnerstagabend zusammengekommen, um sich – wie es der Name sagt – zu "vernetzen" und zu koordinieren. Eingeladen dazu hatten Dorothee Müllges, die von Seiten der Stadt die Hilfen für Flüchtlinge organisiert, und Integrationsbeauftragte Hanna Johner.

Wie Müllges berichtete, seien derzeit 112 Personen aus der Ukraine in Hechingen. Davon sind 9 Kinder im Kindergartenalter und 37 weiter im schulpflichtigen Alter. Bislang seien alle Ukrainer in privaten Unterkünften untergekommen. Dazu sollen städtische Wohnungen in Weilheim und Boll hergerichtet werden.

Darüber hinaus suche die Stadt auch weiterhin nach privatem Wohnraum für die Ukrainer. Müllges sprach in diesem Zusammenhang von einem "überwältigenden Rücklauf". Sie habe bereits zehn Wohnungen besichtigt, sechs bis sieben kommen infrage. Die Daten leite sie ans Sachgebiet Liegenschaften weiter, die mit den Eigentümern den Mietvertrag schließen – als Mieterin tritt die Stadt Hechingen auf.

Zimmer sind nicht gesucht

Bei den Wohnungen, die sie besichtigt habe, sei "alles dabei", von der perfekten Wohnung bis hin zu solchen, die die Stadt lieber nicht anmieten wolle. Wichtig zu wissen für alle privaten Eigentümer, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen: Die Stadt nimmt nur Wohnungen, die abgeschlossen sind. Wer also einen freies Zimmer oder ein Dachgeschoss ohne eigenen Zugang hat, scheidet aus. Diesen Wohnraum meldet die Stadt jedoch auf Initiative von Verena Schetter dem Arbeitskreis Asyl.

Wie läuft die Ankunft der Ukrainer in Hechingen ab? Die Geflüchteten melden sich bei der Meldebehörde im Bürgerbüro an. Wenn sie keine Papiere haben, um sich auszuweisen, kümmert sich die Ausländerbehörde des Zollernalbkreises. An diese Behörde meldet die Stadt auch die Daten der Geflüchteten, die sich ausweisen können. Das ist wichtig, denn nur wenn sie registriert sind, erhalten sie den Asyl-Status, was wiederum Voraussetzung ist, um Asylbewerberleistungen zu erhalten.

112 Ukrainer in Hechingen

Wie Müllges auf Nachfrage aus der Runde erklärte, beinhalteten diese Leistungen auch Beträge für das Wohnen. Wer also privat Unterkünfte zur Verfügung stellt, kann auf staatliche Unterstützung hoffen, allerdings erst nach Prüfung der Wohnung durch die Behörde des Landratsamts.

Rechtsanspruch besteht

Wichtig zu wissen: Wenn Die Ukrainer in Deutschland als Asylbewerber anerkannt sind, gilt auch für sie der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Zusammen mit den Trägern, der KbF sowie den beiden Kirchen, sucht man nach Lösungen, denn es gebe ja Wartelisten und man wolle Unmut vermeiden, wenn ukrainische Knirpse die Wartenden einfach so ›überholen‹ und sofort einen Platz erhalten. Nun ist man auf der Suche nach geeigneten Räumen und Ehrenamtlichen, die die Kinder aus der Ukraine wöchentlich stundenweise betreuen können. Pfarrer Herbert Würth sprach von "Spielgruppen", die zehn Stunden pro Woche zusammenkommen.

Inzwischen sind es an der Grundschule vier und an der Werkrealschule 22 ukrainische Kinder, die die Vorbereitungsklassen besuchen. Wie Hanna Johner berichtete, sei derzeit eine Überlegung, ob die Kinder doch schon früher die regulären Schulklassen besuchen.

Fragebogen wird verschickt

Mit einem Fragebogen sollen die einzelnen Angebote der Vereine und Einrichtungen Hechingens nun erfasst werden. Diesen wird Johner herumschicken. Die Stadt fasst die Ergebnisse zusammen, um koordinierend tätig werden zu können.

Es geht zu langsam

Einige Teilnehmer monierten, dass der Wille zu helfen zwar vorhanden sei, aber die Gesamt-Organisation durch die Stadt ist in ihren Augen nur schleppend. Die Hilfen müssten schneller organisiert werden. Wichtig zu wissen sei doch, was schon in den kommenden Tagen wo und wann benötigt wird. Müllges wies unter anderem darauf hin, dass die Hilfe für Flüchtlinge eine langfristige Aufgabe sein wird.