Der VfB Stuttgart wird international spielen in der kommenden Runde. Nur der Wettbewerb ist noch offen. Foto: IMAGO/Peter Hartenfelser

Der VfB Stuttgart liegt auf Kurs Champions League. Unabhängig von seinen eigenen sportlichen Ergebnissen gibt es ein Szenario, das dem Club ohne eigenes Zutun die europäische Königsklasse garantieren könnte.

Sebastian Hoeneß ist ja bislang ganz gut damit gefahren, sich und seiner Mannschaft jeweils den Blick auf das Wesentliche zu verordnen. Also sagt der Trainer des VfB Stuttgart auch vor dem Auswärtsspiel am diesem Sonntag (15.30 Uhr) beim SV Werder Bremen erstmals rein Fachliches: „Wir wollen die Ball- und Spielkontrolle an uns nehmen, Torgefahr entwickeln und gut in der Restverteidigung stehen.“ Und er betont: „Wir müssen uns alles erst wieder erarbeiten.“ Wobei sich Entscheidendes schon am Donnerstagabend beinahe von ganz alleine geregelt hätte.

 

Die Teilnahme an der Europa League in der kommenden Saison hat der VfB durch seine fantastische Saison ja bereits sicher. Damit kehrt der Club nach elf Jahren Abstinenz auf die internationale Fußballbühne zurück. In greifbarer Nähe ist für den aktuell Tabellendritten zudem die Champions League. In der Königsklasse fehlte der VfB sogar noch länger, in der Saison 2009/2010 verabschiedete man sich nach dem Aus im Achtelfinale für lange Zeit aus diesem elitären Kreis – den die Stuttgarter am Donnerstag fast ohne eigenes weiteres Zutun wieder erreicht hätte. Wegen des Uefa Performance Rankings.

Drei deutsche Teams noch im Europapokal-Rennen

Das beschäftigt in diesen Tagen die Fußballfans in ganz Deutschland, ganz besonders aber die des VfB Stuttgart. Denn je nachdem, wie die aktuell sich noch in den internationalen Wettbewerben befindlichen deutschen Clubs – der FC Bayern, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen – weiter abschneiden, könnte der fünfte Platz im Bundesliga-Abschlussklassement bereits für die Champions League reichen. Und tiefer als auf diesen Platz kann der VfB gar nicht mehr abrutschen – selbst wenn er alle fünf noch ausstehenden Spiele verlieren würde.

Durch die Ergebnisse in der Europa League und der Conference League vom Donnerstagabend wäre es schon beinahe soweit gewesen, dass VfB-Fans sich über den sichere Champions-League-Teilnahme hätten freuen können. Doch Benfica Lissabon mit dem deutschen Trainer Roger Schmidt musste sich Olympique Marseille im Elfmeterschießen geschlagen geben. Aufgrund dessen und wegen eines englischen Faktors ist es rechnerisch nach wie vor möglich, dass Deutschland den zweiten Platz im Performance Ranking noch abgeben muss. Allerdings wurde der Vorsprung nun erst einmal ausgebaut.

Damit die Bundesliga den zweiten Platz im Ranking noch verliert, müssten mit Blick auf die englische Premier League folgende Konstellationen eintreten: Der letzte verbliebene Club von der Insel Aston Villa holt den Titel in der Conference League und gewinnt dabei alle seine ausstehenden Spiele (zwei Halbfinals und das Finale). Dann käme England im Ranking auf insgesamt 18,250 (aktuell 17,375) Punkte. Die Bundesliga steht aktuell bereits bei 17,928 Punkten, die drei Mannschaften dürften also in ihren mindestens noch ausstehenden sechs Spielen nicht mehr als drei Ranking-Punkte holen – etwa durch lediglich drei Unentschieden oder einen Sieg und ein Remis.

Ein Sieg bringt im Uefa-Ranking zwei Punkte für ein Land, ein Remis einen Punkt. Setzt sich eine Mannschaft in Hin- und Rückspiel durch, gibt es ebenfalls einen Punkt dafür. Die Gesamtzahl wird dann durch die Zahl aller teilnehmenden Teams eines Landes auf internationaler Bühne geteilt, so entsteht der ausschlaggebende Koeffizient. Dass die Premier League die Bundesliga noch überholt, ist also eher unwahrscheinlich. Bleibt die französische Variante.

So kann Frankreich den deutschen Rang noch gefährden

Die Ligue 1 hat noch zwei Vertreter im Rennen – Paris Saint-Germain in der Champions League und Olympique Marseille in der Europa League. Mit aktuell 16,083 Punkten liegt Frankreich zwar deutlich hinter Deutschland im Performance Ranking, kann aber noch einen großen Sprung machen. Nämlich dann, wenn sowohl der Verein aus dem Süden des Landes als auch der Hauptstadtclub alle ihre noch ausstehenden Spiele (inklusive der dann möglichen Finals) gewinnen. Dann käme Frankreich auf 18,417 Punkte im Abschlussklassement. Deutschland bräuchte in diesem Falle vier Punkte, also beispielsweise zwei Siege oder vier Unentschieden aus den noch mindestens sechs Spielen, um vor Frankreich zu landen. Auch das also ein Szenario, das für die Bundesliga spricht.

Sicher also ist der fünfte Champions-League-Rang für die Bundesliga also noch nicht – weshalb auch beim VfB noch keine Sektkorken ob der zu erwarteten Antrittsprämie von fast 20 Millionen Euro knallen konnten. Nach den Halbfinal-Hinspielen am Abend des 2. Mai kann sich das ändern. Wobei die Stuttgarter da vielleicht bereits selbst alles klar gemacht haben mit der Königsklasse.

Dem Spiel bei Werder Bremen folgt am 27. April die Auswärtspartie bei Bayer Leverkusen. Bei zwei Siegen und Patzern der Konkurrenz aus Leipzig oder Dortmund kann dann auch Platz vier schon sicher sein. Für Sebastian Hoeneß eine Variante, mit der er sehr gut leben könnte.

„Ich habe auch angefangen zu rechnen, aber es dann irgendwann aufgegeben“, gibt er mit Blick auf die Europapokalwoche zu – schiebt aber nach: „Dann lasst uns eben mindestens Vierter werden.“