Im Rahmen einer MANV-Studie (MANV: Massenanfall von Verletzten) üben Einsatzkräfte in Horb. Foto: Wagner

Polizei und Rettungskräfte übten in Horb ein Katastrophen-Szenario, von dem sie hoffen, dass es nie eintreffen wird: In dem Szenario kam es während eines Stadtfests zu einem Amoklauf.

Horb - Im Rahmen einer MANV-Studie (MANV: Massenanfall von Verletzten) der Universität Bonn soll bewertet werden, ob und wie Mithilfe einer neuen Technologie die Abläufe bei einem Großeinsatz optimiert werden können. Hierfür wurden insgesamt vier verschiedene Übungs-Szenarien geschaffen, wobei die IoT-Technologie (Internet of Things) des Unternehmens ZF Friedrichshafen zum Einsatz kommt.

Erste Übung war Anfang des Monats

Bereits am 3. September wurden mit der Unterstützung vieler Ehrenamtlicher zwei Szenarien auf dem ehemaligen Horber Kasernengelände durchgespielt. Darunter das DRK sowie die Johanniter Unfallhilfe und Feuerwehr Einsatzkräfte aus dem Landkreis. Insgesamt 127 Personen mit 29 Einsatzfahrzeugen nahmen an den Übungsszenarien teil. Im ersten Szenario wurde ein Brand in einer Betreuungseinrichtung simuliert, während im zweiten Szenario ein Zugunglück mit einem verunfallten Pkw simuliert wurde.

Neues Szenario

Bei der jüngsten Übung wurde die neue Technik in zwei weiteren Szenarien eingesetzt, darunter in einem Amoklauf-Szenario. Insgesamt 62 Personen und 18 Einsatzfahrzeuge wurden bei den Übungen eingesetzt. In dem Szenario kam es während eines Stadtfests zu einem Amoklauf, bei dem eine Person mit einer Waffe wahllos in die Menschenmenge schoss und anschließend die Flucht ergriff. Im weiteren Verlauf des Szenarios wurde der Täter durch die Polizei, unter Einsatz der Schusswaffe, gestellt.

Eine unübersichtliche Lage

Als Herausforderung galt, dass die exponierten Personen über eine große Fläche verteilt waren, was zu einer unübersichtlichen Lage führte. Die IoT-Technologie inklusive GPS-Tracker sollte hierbei ermöglichen, die verschiedenen Einsatzkräfte und das Equipment vor Ort miteinander zu vernetzen, Daten auszutauschen und in Kommunikation zueinander zu bringen. Erschwerend kam zu Beginn des Szenarios hinzu, dass sich ein Rettungswagen im Gefahrenbereich befand und die Rettungskräfte zunächst ausharren mussten, bis die Polizei den Täter ausmachen konnte und Entwarnung in dem Gefahrenbereich geben konnte.

Kein Himmelfahrtskommando

"Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir diesen Zeitraum einfach abwarten müssen. Wir wollen niemanden in ein Himmelfahrtskommando mit offenem Ende schicken", erklärte der Leiter des Polizeireviers Freudenstadt, Polizeioberrat Gerold Schumacher. Zwar gehört ein Szenario wie dieses zur Seltenheit, jedoch ereigneten sich ähnliche Fälle auch hierzulande. "Wir hoffen, dass es nie real wird, aber wir müssen auf solche Situationen vorbereitet sein. Daher unterstützen wir diese Übung auch so gut es geht", betonte Schumacher.

Schusswechsel mit der Polizei

Um den Schusswechsel mit der Polizei zu simulieren, wurden während der Übung immer wieder kleine Böller gezündet, bis der Täter letztlich gestellt und der Gefahrenbereich freigegeben wurde. Nun konnten auch die übrigen Einsatzkräfte zu den Verletzten ausrücken, um diese zu den eingerichteten Patientenablagen zu befördern. "Die Technologie ist wie gemacht für ein solches Szenario", stellte Alexander Grupp (ZF/Technische Betreuung) zum Ende der Übung fest. Gemeint waren Großschadenslagen, in denen die Patienten weit verstreut sind, was es schwierig macht, einen Überblick über das Geschehen zu bekommen. Hier erwies sich der Einsatz der "GPS-Tracker" als deutlicher Vorteil.

Zufrieden gab sich auch Studienleiter Frank Klink hinsichtlich der neuesten Erkenntnisse. Nun folgt eine mehrmonatige Auswertungsphase. Voraussichtlich zum Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Studie zur Verfügung stehen.