Der neue Rüstwagen der Abteilung Stadt war der Star der Übung auf dem Flößerwasen in Horb. Foto: Morlok

Mit einer spektakulären Hauptübung demonstrierte die Abteilung Stadt der Horber Feuerwehr wieder einmal ihre Stärke bei der Menschenrettung. Die Zeiten, als man die Wehr nur dann rief, wenn es brannte, die sind längst vorbei.

Horb - Die Freiwillige Feuerwehr hat sich schon lange zu einer universellen Hilfs- und Rettungstruppe entwickelt, die man zu fast allen Einsatzlagen rufen kann.

Szenario wirkt echt

Bei der Hauptübung ging es darum, zwei eingeklemmte Personen aus zwei Autos zu befreien, die sich bei einem Verkehrsunfall ineinander verkeilt hatten.

Eines der Fahrzeuge war voll von hinten in das vor ihm fahrende Auto reingeknallt und hatte es durch den Aufprall sogar umgeworfen. Die mehr als 250 Zuschauer, die sich an diesem Samstagnachmittag vor der Markthalle, die man als Übungsort ausgewählt hatte, versammelten, erlebten ein Szenario, wie man es realistischer hätte nicht darstellen können. Eine vorbeikommende Dame sagte beim Anblick der havarierten Fahrzeuge und der vielen Feuerwehrleute zu ihrem Begleiter: "Mach schnell ein Foto, das schicken wir dann den Kindern und schreiben dazu, dass wir auf der A8 unterwegs waren." Makaber, aber lebensecht. Mit sensationshungrigen Gaffern müssen die Einsatzkräfte bei solch einer Gefahrenlage ebenso rechnen wie mit explodierendem Treibstoff oder anderen Gefahrenquellen.

Wie wichtig solche Übungen unter realistischen Bedingungen sind, das durfte man schon öfters miterleben, und doch erstaunt es immer wieder, wie reibungslos all die Handgriffe sitzen, wenn man auf das scheinbare Gewusel der vielen Feuerwehrleute schaut. Doch alles hat seinen Sinn. Jeder Arbeitsschritt, jede Aufgabenstellung ist schon mehrfach geübt worden, und alles greift wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander. Der ganze Ablauf muss routiniert passen, denn bei einem echten Einsatz kommt es auf jede Sekunde an. Wichtig ist dabei die Konzentration jedes einzelnen Feuerwehrkameraden auf die ihm zugeteilte Aufgabe. Was man bei solch einem Einsatz aber gar nicht gebrauchen kann, das ist Hektik.

Routiniertes Vorgehen

Von Hektik war bei dieser Hauptübung, die in ihren Übungsschritten von Stadtkommandant Thomas Danninger erklärt und kommentiert wurde, nichts zu spüren. Im Gegenteil. Zwei Trupps arbeiteten sich auf verschiedenen Wegen – beispielsweise durch das Entfernen des Fahrzeugdaches, das Entfernen der Frontscheibe und das teilweise komplette Zerlegen der Autos – zu den Verletzten (in diesem Fall Übungspuppen) vor, um sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Dazu wurden hydraulische Scheren und Spreizer verwendet, denen das Metall der Autos nicht viel Widerstand leisten konnte.

Gut, die Autos hatten hinterher etwas mehr als einen erheblichen Lackschaden abbekommen, doch Blech kann man ersetzen, Menschenleben nicht. Während die beiden Teams an den Autos arbeiteten, sicherten ihre Kameraden die Arbeiten mit Wasser und Schaumlöschern ab, und ein anderer Trupp sorgte für den Abtransport der Verletzten zu den Johannitern, die an diesem Nachmittag als Hilfskräfte vor Ort waren.

Nach knapp 20 Minuten waren alle Anforderungen an diese Übung erfüllt, und das Kommando "Antreten zur Manöverkritik" ertönte.

Rettung wird komplizierter

Der städtische Gesamtkommandant Marco Schlagregen sah eine hervorragende Übung, wie er zufrieden feststellen durfte. Er machte darauf aufmerksam, dass durch immer stabilere Fahrgastzellen und Antriebstechniken gerade die Rettung bei Autounfällen immer komplizierter wird. Und deshalb müsse man üben, üben und nochmals üben, um allen Herausforderungen gerecht zu werden. "Und dies machen unserer Feuerwehrleute in ihrer Freizeit, nach Feierabend und an den Wochenenden", hob Oberbürgermeister Peter Rosenberger hervor. Er betonte, dass es für ihn immer ein Vergnügen sei, bei den Hauptübungen der einzelnen Abteilungen dabei zu sein und wertete das große Zuschauerinteresse als eine Art Wertschätzung für das, was die Freiwillige Feuerwehr leistet.

Segen fürs neue Fahrzeug

Doch um ihre Aufgaben auch optimal erfüllen zu können, brauchen die Wehren auch zeitgemäß ausgerüstete Fahrzeuge. So kam an diesem Nachmittag der neue Rüstwagen, den man im Frühjahr dieses Jahres in Dienst stellen konnte, zum Einsatz. Dieses Fahrzeug, das stolze 461 000 Euro gekostet hat, wurde als Ersatz für den bisherigen Rüstwagen, der im Jahr 1992 angeschafft wurde, gekauft.

Gleichzeitig wurde das neue Hochwasserboot, das mit pannensicheren Rädern und mit einem speziellen Spurkranz-Rüstsatz auch für die Schiene geeignet ist, der Abteilung Stadt übergeben. Thomas Danninger taufte das Boot auf den Namen "Horbadross".

Stadtpfarrer Elmar Maria Morein segnete beide Fahrzeuge sowohl im Namen der katholischen als auch der evangelischen Kirchengemeinde und hofft, dass die Fahrzeuge und ihre jeweiligen Besatzungen immer gesund aus den Einsätzen zurückkehren.

Wie bei den Horber Hauptübungen schöne Tradition, intonierte der Spielmannszug unter Stabführung von Hubert Rasch zwischen den Wortbeiträgen den Erzherzog-Albrecht-Marsch und Preußens Gloria, bevor es nach dem Aufräumen hieß: "Abtreten zur Schlachtplatte und zum abschließenden Kandelmarsch durch Horbs Gassen."