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Land unter am Amazonas: Rund um die brasilianische Metropole Manaus steigt das Wasser immer höher. Der Rio Negro erreicht den höchsten Wasserstand seit mehr als 100 Jahren. Experten haben eine Vermutung.

Manaus - Im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiets sind die größten Flüsse nach starkem Regen auf Rekordniveau gestiegen und haben heftige Überschwemmungen verursacht. Am Hafen von Manaus erreichte der Rio Negro, der dort in den Amazonas mündet, mit 29,98 Metern den höchsten Wasserstand seit dem Jahr 1902, wie das Nachrichtenportal „G1“ am Dienstag (Ortszeit) berichtete. Beim historischen Hochwasser von 2012 notierte der Pegel bei 29,97 Meter.

Die Amazonas-Metropole kämpft bereits seit mehr als einem Monat mit starkem Hochwasser. Nach Angaben der Zeitung „Folha de S. Paulo“ überstieg der Pegelstand die Höhe für „ernsthafte Überschwemmung“ von 29 Metern erstmals Ende April. Es werde erwartet, dass der Wasserstand in den kommenden Tagen auf etwa 30 Meter steige und sich dann stabilisiere, teilte der Geologische Dienst Brasiliens mit. Ab der kommenden Woche könnte das Hochwasser dann wieder abflauen.

Überflutungen in der Region häufen sich

Wie die „Folha de S. Paulo“ berichtete, häufen sich Überflutungen in der Region, was vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen sei. „In weniger als drei Jahren wiederholt sich ein Ereignis, das eigentlich nur alle 50 Jahre auftreten sollte“, sagte Luna Gripp vom Geologischen Dienst Brasiliens der Zeitung. Insgesamt seien sechs der zehn Rekord-Hochwasser in der Millionenstadt Manaus in den vergangenen 20 Jahren aufgetreten.

Mehr als 24 000 Familien und 15 Stadtteile von Manaus waren „G1“ zufolge betroffen, viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Insgesamt wurden in den am stärksten betroffenen Gegenden mehr als 9000 Meter Holzbrücken - die sogenannten Marombas - gebaut. Auf Fotos war zu sehen, wie Passanten sich darauf fortbewegten. Manche machten auch wie vor Sehenswürdigkeiten Fotos mit dem Rekord-Hochwasser.

Überschwemmungen fast im gesamten Bundesstaat

Unter Wasser standen Teile der Hafengegend und des historischen Zentrums von Manaus. Das Wasser drang in Läden ein und überschwemmte den wichtigsten Markt, die Verkäufer wurden mit Booten weggebracht. Manchen Bewohnern, die ausharrten, soll der Fluss laut „G1“ Fische in die Küche gespült haben.

Das Hochwasser führt nahezu im gesamten Bundesstaat Amazonas, der etwa viereinhalb Mal so groß ist wie Deutschland, zu Überschwemmungen. In fast 60 von 62 Gemeinden verursachte es Schäden, mehr als 450 000 Menschen sind betroffen. Auch der Amazonas, der wasserreichste Fluss der Welt, erreichte in Städten wie Itacoatiara Höchststände.