Den "Lenzkirchener Dengele" kam dieses Jahr die Ehre des Narrensprungs durch das Obere Stadttor zu. Foto: Decoux

Das überregionalen Narrentreffen in Ettenheims Altstadt startete mit einem Narrensprung durch’s Obere Stadttor. Es folgte ein zweistündiger Rund-Defilée durch die barocken Sträßchen – mit Tausenden Zuschauern an der Umzugs-Strecke.

Ettenheim - Die Ehre des mittlerweile siebten Tor-Durchsprungs wurde dieses Mal der befreundeten Narrenzunft "Lenzkirchener Dengele" (unfern des Titi- und Schluchsees) zuteil, weil sie das laut Hoorigen-Oberzunftmeister Sebastian Winter auch mal endlich verdient habe. Das sah deren Obergildenmeister Jörg Rosskopf nicht anders.

Er ließ den von hunderten Zuschauern beobachteten Tor-Einfall der südbadischen Fremdlinge samt zahlreichen Hästrägern mit Kuhglocken, Rätschen und mehreren Sensen unter Obhut der eigenen "Stadtbolizei" sowie mitgebrachter Stadtmusik gemütlich einmarschieren. Nämlich gemessenen Schrittes, denn von echten Sprüngen, wie etwa traditionell im schwäbischen Vorbild Rottweil, war keine Rede. Badener sind da wohl eher bedächtiger.

36 Gruppen mir rund 2000 Teilnehmern

Auf zentralem Prominenten-Wagen vor der Volksbank hatte Michael Frey ("ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das schon mache") seinen Kommentatoren-Platz erneut eingenommen, um gewohnt samt Wortwitz und bester Narrenlaune tausende Straßenrand-Zuschauer näher darüber zu informieren, was da eigentlich an ihnen vorbeizog. Nämlich heuer 36 Gruppen mit rund 2000 aktiven Teilnehmern, überwiegend Hästrager. Das waren zuletzt vor drei Jahren vor Corona schon mal rund 3200 "Mitläufer" gewesen. Doch, vermutet Frey: Seitdem seien auch für die vielen Narrenvereine manche Kosten explodiert, würden sie schon für Anreise-Aufwand allerorten strenger nachrechnen müssen.

Gewohnt buntes Brauchtums-Bild

Dennoch bot sich in Ettenheim ein gewohnt buntes Brauchtums-Bild, nun mit weniger entfernteren Gästen. Am weitesten angereist waren etwa Lörracher, Nollinger und Hausener Narren ganz aus dem unteren Süden, vom entgegengesetzten Schwarzwald-Oben auch Kehler Krutblättle oder Gaggenauer Saubergteufel. Unter den größten Teilnehmer-Gruppen empfahlen sich etwa ganz oben die benachbarten Orschweierer Hornige, aber auch Oberharmersbacher Bären und die Oberkirchener Zunft.

Spezielle Guggemusiken bleiben dieses Mal in Ettenheim aus, doch das wurde nicht empfindlich vermisst. Eher galt dies für den recht sparsam ausgefallenen Weitwurf mit Gutsele für Kinder. Wohltuend hingegen: Frühere Konfetti-Werfereien sind längst eingestellt. Da hat der städtische Bauhof deutlich weniger aufzufegen – außer leider auch gestern am Straßenrad manch noch immer zurück gelassenen leeren Flaschen.

Zuschauer aller Altersklassen

Das Straßen-Narrenspektakel fand bei den Zuschauern aller Altersklassen besten Zuspruch ob der historisch bedingten Hästräger in Spättleskostüm oder anders gewandet. Ob Hexen (so aus Altdorf, Grafenhausen oder Kehl), Sauberg-Teufel (lediglich noch aus Ottenau), Berg-, Wald- oder Häfnetgeister (Nollingen, Stegen): Historische Bezüge blieben ebenso wenig unerklärt wie landwirtschaftliche – beispielsweise zu Münchweierer Gelruewe über Schutterwalder Pflumedrucker, Ruster Hanfrözi (Achtung: früher Hanfanbau!) oder tabakmäßig Schutterner Kruttstumpe, Winzer Ramässer (Ringsheim), gar wald-gesammelte Wällebengel (Ettenheimmünster). Narren sind durchaus geschichtsbewusst.

Neue Umzugsordnung

Die Ettenheimer Hoorigen hatten gut daran getan, die Umzugsordnung etwas umzudenken. Gleich nach obligatorischer eigener Standarte, Narresome und Stadtkapelle plus Offiziellen und Hähnlefeldhexen war die Ortenau mit fünf Gruppen dran. Dann folgte das Dreiländereck-/Breisgau mit acht eigenen, sogleich der nahezu komplette Narren-"Südring" mit elf Zünften, schließlich weitere acht aus der Ortenau.