Im Kursaal des Höfener Rathauses werden vorerst keine Patienten mehr behandelt. Die Arztpraxis ist geschlossen. Foto: Bernd Mutschler

Die Höfener müssen sich einen neuen Arzt suchen – die Praxis Elsenbruch schließt bereits wieder. Der Bürgermeister fürchtet, auf dem Großteil der Umbaukosten von 70.000 Euro sitzen zu bleiben. Über den Grund sind sich Betreiber und Schultes uneins.

Das ist ein Paukenschlag für Höfen. Vor gut einem Jahr eröffnete wieder eine Hausarztpraxis im Ort. Doch damit ist nun schon wieder Schluss. „Liebe Bürgerinnen und Bürger von Höfen, heute erreicht die Gemeinde, für uns völlig überraschend, die schriftliche Kündigung von Roland Elsenbruch für die Räumlichkeiten der Arztpraxis (ehem. Kursaal im Rathaus).“

 

Das teilte Höfens Bürgermeister Heiko Stieringer am Montagabend über seine Facebookseite mit und zeigte sich „verwundert“ über die Entscheidung. „Nach unserem Ermessen“ sei „die Praxis sehr gut angenommen“ worden. Stieringer schreibt weiter: „Wir bedauern deshalb sehr, dass Ihr Vertrauen und auch unser Vertrauen hier nicht erfüllt worden ist.“

Im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt Stieringer, dass die Praxis zunächst seit Ende Mai wegen Krankheit geschlossen sei. Wenn der Arzt und die medizinische Fachangestellte krank seien, sei das auch „alles nachvollziehbar“.

Überrascht zeigte er sich dann aber von der „außerordentlichen Kündigung“, die jetzt bei der Gemeinde einging. Stieringer „verärgert“ zu nennen, wäre in dieser Sache wohl noch untertrieben. In einem Gespräch mit den Praxisinhabern habe er gefordert, dass die Patienten „unverzüglich“ informiert werden müssten. Und zwar von der Arztpraxis. „Das ist nicht unsere Aufgabe. Ich kann sie nicht behandeln, das ist auch nicht mein Job“, sagt er.

Gab es finanzielle Schwierigkeiten?

Dabei habe es vor zwölf Monaten so gut angefangen. Die Gemeinde hat rund 70.000 Euro „reingesteckt“, um aus dem Kursaal im Höfener Rathaus eine Arztpraxis zu machen. Und die Praxis sei gut angenommen worden, so Stieringers Empfinden. Die Aussagen der Praxisbetreiber seien anders gewesen, daher rührten auch die finanziellen Schwierigkeiten. Das will der Höfener Schultes aber nicht so recht glauben: „Ich höre etwas anderes, ich habe keine Ahnung, was da schief gelaufen ist“, sagt er weiter. Wie es auch immer zu den finanziellen Schwierigkeiten gekommen sei, sei „Privatsache. Das geht mich nichts an, es ärgert mich nur.“

Foto: Bernd Mutschler

Stieringer ergänzt: „Ich lasse nicht zu, dass man sagt, die Patienten in Höfen haben uns nicht angenommen.“ Und er ärgert sich darüber, dass die Gemeinde jetzt wohl auf den Kosten für den Umbau sitzen bleibt. Die 70 000 Euro „hätten sich auf 36 Monate amortisieren sollen“, erklärt Stieringer. Davon bleibt der größte Teil jetzt wohl an der Gemeinde hängen. Die Praxis ist zum 30. September gekündigt. Ob bis dahin noch Miete fließt? „Das wissen wir nicht. Rechtlichen Anspruch haben wir“, sagt er.

Leid tut es dem Bürgermeister auch um die Patienten, zum Großteil aus Höfen. „Die Patienten fangen wieder bei Null an. Das ärgert mich, dass die irgendwie ein Stück weit verarscht worden sind.“ Vor einem Jahr war Stieringer froh, nach zwei Jahren wieder einen Arzt vor Ort zu haben. „Jetzt stehen wir wieder am Anfang – alles zurück auf Los!“

Gespräche mit dem Landkreis

Wie geht es weiter? In der kommenden Woche stehen Gespräche mit Frank Wiehe, dem Ersten Landesbeamten des Landkreises Calw, an. Stieringer hofft auf dessen Netzwerk, und „dass da eine Lösung entspringt“. Denn schließlich seien die bei der Praxis angestellten Ärzte, die in Höfen arbeiteten, ja jetzt „eigentlich ohne Beschäftigung“. Möglicherweise könnten ja die „unter einem neuen Dach“ weitermachen.

Das sagen die Betreiber Praxismanagerin Sabine Elsenbruch bestätigt Mitarbeitermangel aufgrund von Krankheit sowie finanzielle Gründe für das Aus der Praxis: „Wir haben viel Geld reingesteckt“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Dazu käme noch die weitere finanzielle Situation: „Was kommt rein? Was kommt raus?“, fragt sie und gibt gleich selbst die Antwort: Wenn das Raus doppelt so hoch sei wie das, was reinkomme, müsse man reagieren.

Im Endeffekt seien viel zu wenig Patienten gekommen. Dabei hätten „die Höfener geschrien, sie wollen einen Arzt“. Und dann sitze der in Vollzeit angestellte Arzt nachmittags da und drehe Däumchen, weil zu wenige kämen. Ob das daran liege, dass er einen ausländischen Namen habe, kann Elsenbruch nur spekulieren.

Eine solche Praxis sei normalerweise mit 1800 bis 2000 Patienten gefüllt – in Höfen seien „gerade mal 300 Patienten gekommen“. In einer Gemeinde wie Höfen „hätten locker 1500 Patienten rauskommen müssen. Dann hätte es sich auch gerechnet“, sagt sie.

Kurzfristige Entscheidung Deshalb – und wegen des Mitarbeitermangels – „blieb gar nichts anderes übrig“. Dabei sei die Entscheidung sehr kurzfristig gefallen, bis zuletzt habe man noch versucht, Personal zu finden – am Ende ohne Erfolg. „Wir hatten anderes vor, es tut uns furchtbar leid“, sagt Elsenbruch. Und sie versichert, dass die Höfener Patienten „nicht gleich den Kopf in den Sand stecken“ sollen. Sie würden aus Herrenalb versorgt, Rezepte würden auch verschickt. Aber eines sei klar: Da die Praxis in Bad Herrenalb physikalisch-rehabilitative Medizin anbiete, stehe fest: „Ja, sie müssen sich einen neuen Allgemeinarzt suchen.“