In einigen Real-Märkten gehen über kurz oder lang die Lichter aus - in welchen, ist noch unklar. Foto: dpa

Sieben Standorte betroffen - darunter VS, Oberndorf, Horb und Balingen. 10.000 Mitarbeitern droht Kündigung.

Region - Monatelang lebten Real-Mitarbeiter in Ungewissheit. Seit Dienstagabend ist klar: Die Supermarktkette wird verkauft.

Etwa ein Drittel der deutschlandweit etwa 34.000 Real-Mitarbeiter müssten mit einer Kündigung rechnen, heißt es von Seiten des Gesamtbetriebsrats. 30 Märkten droht die endgültige Schließung. Welche davon betroffen sind, ist bislang unklar. Ebenso unklar ist, bis wann es Gewissheit darüber gibt.

Großteil der Standorte wird weiterbetrieben

Der Finanzinvestor SCP habe sich mit der Metro AG auf eine hundert

prozentige Übernahme von Real geeinigt, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung beider Unternehmen vom Dienstagabend in Düsseldorf. Mit dem Vertrag steht die Supermarktkette mit 276 Real-Märkten, 34.000 Beschäftigten, 80 Immobilien und dem Online-Shop real.de vor der Zerschlagung. Demnach soll ein Großteil der Real-Standorte "langfristig weiterbetrieben werden, entweder unter der Marke Real oder durch andere Einzelhändler".

In der Region betrifft die Übernahme insgesamt sieben Real-Märkte, und zwar Donaueschingen, Villingen-Schwenningen, Tuttlingen, Balingen, Oberndorf, Horb und Jettingen. Die Zukunft aller ist noch ungewiss. "Wir können uns noch nicht zu einzelnen Standorten äußern", hieß es aus der Presseabteilung von Metro auf Anfrage des Schwarzwälder Boten.

SCP kündigte an, dass der Großteil der heutigen Real-Märkte an andere Einzelhändler verkauft werden soll - unter anderem an Kaufland und Edeka. Unter den potenziellen Käufern der Filialen sollen Experten zufolge aber auch Rewe, Lidl, Netto und die Baumärkte Toom und OBI sein. Im Anschluss würden auch andere Händler die Möglichkeit erhalten, Angebote vorzulegen.

Für langjährige Kunden von Real allerdings bedeutet dies oftmals, auf das bewährte Sortiment verzichten zu müssen. In Horb etwa gilt das Warenhaus als erste Anlaufstelle für Elektronik und Spielwaren. Auch in Oberndorf herrscht Verunsicherung unter den Beschäftigten. "Wir wissen auch nur das, was in der Presse steht", so eine Real-Angestellte, die anonym bleiben möchte. Das traurige Resümee: "Wir Mitarbeiter werden es ja ohnehin zuletzt erfahren."

In Balingen wiederum wurde erst im Sommer 2019 ein neuer Real-Markt nach langer Umbauphase unter dem neuen Markthallen-Konzept eröffnet. Schwer vorstellbar, dass die millionenschwere Investition schon wieder aufgegeben werden soll. Zudem waren der Eröffnung längere Streitigkeiten mit Edeka vorausgegangen. Letzterer hatte Ende 2019 direkt gegenüber der Markthalle einen Vollsortimenter eröffnet.

Mitarbeiter verlieren Anspruch auf Arbeitsplatz

Dramatischer ist die Situation für die etwa 100 Mitarbeiter der Real-Niederlassung im Schwarzwald-Baar-Center in Villingen-Schwenningen: Stehe die Fläche, etwa durch einen Umbau, eine Neuorientierung oder noch andauernde Verhandlungen, länger als ein halbes Jahr lang leer, verlören die Mitarbeiter den Rechtsanspruch auf ihren Arbeitsplatz dort. Dies erklärte Markus Klemt, Fachbereichssekretär Handel beim Bezirk Südbaden Schwarzwald der Gewerkschaft Verdi, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Rund 50 Real-Märkte in Deutschland werden für 24 Monate unter der Marke Real weitergeführt. Mit welcher Filiale was geschehen soll, ließen die Beteiligten allerdings zunächst offen. Da ein Weiterverkauf vom Bundeskartellamt geprüft werden müsste, kann es auch noch dauern, bis hier Klarheit herrscht. Die Entscheidung kann sich über Monate hinziehen. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sprach am Mittwoch von einem "bitteren Tag für die Real-Beschäftigten".