Marlene Bucher (von links), Lorenz Bucher, Eva Bucher, Willi Bucher, Gertrud Bucher, Jürgen Knubben, Landrat Wolf-Rüdiger Michel und Kunstbeauftragter Bernhard Rüth freuen sich, dass der Nachlass nun an den Landkreis übergeben wurde. Foto: Siegmeier

Franz Bucher zählt zu den führenden deutschen Holzbildhauern des 20. Jahrhunderts und hat den Kulturraum am oberen Neckar über Jahrzehnte geprägt. Kürzlich wurde der Nachlass Buchers im Glatter Wasserschloss an den Landkreis übergeben.

Sulz-Glatt - Auf dem Dietinger Wasen hat er gelebt und gearbeitet. Er war Absolvent der bedeutenden Bernsteinschule und hat über Jahrzehnte zahlreiche Stelen, Reliefs, Zeichnungen und mehr geschaffen. Holz war als Werkstoff für Franz Bucher von elementarer Bedeutung.

Nach dem Tod des Künstlers 1995 wurde dem Landkreis Rottweil bereits der Kernbestand seines Nachlasses als Leihgabe übertragen. Vor wenigen Tagen nun hat die Familie Bucher den Nachlassbestand des Künstlers an den Landkreis übergeben und damit nicht nur eine dauerhafte Lösung gefunden, sondern auch sichergestellt, dass das Schaffen des Künstlers auch für die Nachwelt erhalten bleibt, wie Jürgen Knubben, der bei der Vermittlung beratend zur Seite stand, bei der Übergabe in Glatt betont.

Treibende Kraft: Willi Bucher

"Für die Bewahrung dieses Kulturerbes sind wir sehr dankbar. Und wir freuen uns über dieses Geschenk von sehr hoher Wertigkeit. Das ist ein sehr großer Vertrauensbeweis für den Landkreis. Wir sehen uns als Kreis der Kunst und Kultur verpflichtet", sagt Landrat Wolf-Rüdiger Michel im Beisein der Familie Bucher.

Treibende Kraft für die Sicherung des Nachlasses sei der Künstler Willi Bucher, der Bruder von Franz Bucher, gewesen. "Unser Dank gilt der Familie Bucher, dass sie uns dieses großherzige Geschenk überlassen", so Michel weiter.

Der Künstler Franz Bucher hat mit seinen Holzskulpturen in der Aufbruchzeit der späten 1950er- und 1960er-Jahre – "man spricht hier auch von der ›zweiten Moderne‹, wie Bernhard Rüth, Kunstbeauftragter des Landkreises, erklärt – auf nationaler und internationaler Ebene einen einzigartigen, unverwechselbaren Beitrag zur Bildhauerei im Spannungsfeld zwischen Informel und Konstruktivismus geleistet.

Ästhetik des Wertstoffes Holz

Für Franz Bucher war die Ästhetik des Werkstoffes Holz von elementarer Bedeutung. Seine Stelen und Reliefs, die in sensibler, subtiler Auseinandersetzung mit der Struktur des Materials aus dem Holz geschlagen sind, erscheinen aus Betrachtersicht organisch gewachsen. "In der Formgebung – die Oberflächen entfalten im Spiel von Licht und Schatten haptischen Reiz – zeigt sich die virtuose Beherrschung des Werkstoffes Holz", so Rüth. Zu Recht habe man Bucher deswegen auch den "Rodin des Holzes" genannt.

Das Nachlasskonvolut, das nun an den Landkreis übergegangen ist, beinhaltet einen repräsentativen Querschnitt durch Franz Buchers künstlerisches Oeuvre. Es beinhaltet exemplarische Arbeiten aus allen Werkgruppen und Schaffensphasen. "Der Sonderbestand umfasst aktuell zwölf Holzskulpturen, ein Skizzenbuch, 38 Zeichnungen, Mischtechniken und Grafiken sowie diverse Unterlagen von dokumentarischem Wert aus dem Zeitraum 1928 bis 1995", informiert Bernhard Rüth. Im Jahr 2000 hatte der Kunstwissenschaftler Andreas Zoller das Nachlasskonvolut bereits inventarisiert.

Elf toskanische Impressionen

Eigens für die Übergabe haben Bernhard Rüth und Rainer Pohler sechs repräsentative Bucher-Werke zu Anschauungszwecken zusammengestellt. "Die drei Holzskulpturen veranschaulichen die Entwicklung der Bucher’schen Formensprache von den späten 1950er- bis in die 1990er-Jahre", sagt Rüth. Aus der Gruppe der Zeichnungen und grafischen Arbeiten wurde eine Bleistiftzeichnung – eine typische Bildhauerzeichnung – aus 1965 ausgewählt.

"Malerischen Charakter weisen die zu einem Skizzenbuch zusammengebundenen ›elf toskanischen Impressionen‹ aus dem gleichen Jahr auf", so Rüth. Zu den dokumentarischen Zeugnissen indes gehören vier Kreidezeichnungen, in denen sich Franz Bucher am 12. Mai 1981 mit dem Tod seines künstlerischen Mentors HAP Grieshaber auseinandergesetzt hat.

Gründervater der Moderne

Der Landkreis Rottweil hat das Andenken an den Künstler Franz Bucher als "Gründervater" der Moderne im oberen Neckarraum über die Jahre mit verschiedenen Ausstellungen wachgehalten, unter anderem im Kultur- und Museumszentrum Glatt, aber auch im Dominikanermuseum in Rottweil.

"In meiner Funktion als ehrenamtlicher Kunstbeauftragter ist es mir ein Anliegen, dass das Andenken an den großartigen Bildhauer Franz Bucher auch unter meinen hauptamtlichen Nachfolgern im Amt des Kulturreferenten vom Landkreis Rottweil bewahrt werden möge. Hierfür bietet das Nachlasskonvolut die materielle Grundlage", so Bernhard Rüth.

Willi Bucher dankte dem Landkreis, dass die Übergabe gelungen ist. "Franz hat es verdient, auch für künftige Generationen sichtbar zu bleiben", fügt Jürgen Knubben an.