Bart Brentjens ist voller Vorfreude auf die WM. Foto: sb

UCI Mountainbike-WM: Der Olympiasieger Bart Brentjens über Ehrgeiz und Vorfreude. Mit Interview

Bart Brentjens, der erste Olympiasieger im Mountainbike, freut sich in seiner Rolle als Teamchef und Lifestream-Co-Kommentator auf die WM in Albstadt – auch wenn er als Fahrer die schwere Strecke im Bullentäle nicht lieben würde, wie er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zugibt.

Bart, vor 25 Jahren gab es zum letzten Mal Cross-Country-Weltmeisterschaften in Deutschland. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Kirchzarten 1995?

Natürlich gute Erinnerungen, wenn man Weltmeister wird (lacht). Ich hatte damals das Gefühl: Das war ganz einfach, das mache ich noch mal. Aber wenn du zurückschaust, dann war es doch nicht so einfach (schmunzelt). Ich bin jedenfalls stolz, dass ich ein Jahr das Regenbogen-Trikot tragen durfte. So was gibt es ja nur im Radsport, das ist was Spezielles.

Wie erinnern Sie sich an das Event im Schwarzwald?

Hmm, ich weiß nur, dass sehr viele Leute – sehr, sehr viele Leute – da waren. Es war ganz laut, daran erinnere ich mich, das war ein richtiger Tunnel. Man hat keine Schmerzen gespürt, so war die Atmosphäre.

Nach Ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Weltcup in Albstadt, glauben Sie, das lässt sich in Albstadt wiederholen?

So einen Tunnel wie in Kirchzarten kann man nicht überall an der Strecke haben, aber im Bullentäle wird sicher eine sehr besondere Atmosphäre herrschen. Da werden viele Leute sein. Für Team-Manager ist es schwierig, man kann den Sportlern kaum etwas zurufen. Für den Sport und das Fernsehen ist das natürlich gut, aber praktisch ist das nicht (lacht).

Als Co-Kommentator bei den Red Bull-Liveübertragungen sind Sie schon eine Art Institution. Hatten Sie vorher bereits ähnliche Erfahrungen?

Nein, keine. Wir hatten einmal eine Schulung in London. Aber wenn du Spaß daran hast, dann geht das.

Was daran macht denn Spaß?

Es ist die Kombination mit Rob Warner, aber auch mit den Leuten hinter den Kulissen, zum Beispiel mit den Technikern. Da passiert im Hintergrund sehr viel, was man nicht sieht. Und man muss sich viele Informationen erarbeiten. Inzwischen bin ich auch nicht mehr so nervös.

Rob Warner war selbst aktiver Downhiller, kennt sich aber im Cross-Country nicht so gut aus. Sie übernehmen da den Part des Experten.

Ja, ich kenne fast alle Leute. Das hat mich immer schon interessiert; auch im Training an der Strecke stehen und schauen. Wenn neue Leute, junge Sportler, auftauchen, versuche ich, mit ihnen zu sprechen. Aber Rob macht auch viel Arbeit.

Ist das noch mal eine andere Perspektive auf den Sport, wenn man ihn vor dem Bildschirm kommentiert?

Zunächst mal ist es so, dass wir weniger sehen. Meistens nur die besten zehn. Du weißt nicht, ob dahinter jemand ein besonders gutes Rennen fährt. Das ist ab und zu schwierig, auch wenn wir zusätzliche Informationen von der Strecke bekommen.

Sie haben parallel aber auch das Livetiming zur Verfügung.

Ja, das haben wir. Aber es ist schwierig, alles gleichzeitig im Blick zu behalten. Ich achte mehr auf die Körpersprache der Fahrer.

Auf was kommt es beim Kommentieren an, was wollen Sie dabei transportieren?

Wichtig ist, dass das Rennen spannend ist. Aber du kannst als Kommentator auch Spannung erzeugen, wenn ein Fahrer eine Minute in Führung liegt. Da braucht es Hintergrund-Informationen. Zum Beispiel, wenn man weiß, dass ein Fahrer zum Einbrechen neigt oder eine Fahrerin ein starkes Finish hat. Oder über die speziellen Fähigkeiten eines Fahrers.

Sie sind im Jahr 1992 Ihr erstes Weltcup-Rennen gefahren. Welche gravierenden Entwicklungen lassen sich aus Ihrer Sicht nachzeichnen?

Sie sind auf jeden Fall viel interessanter anzuschauen. Die Strecken sind kürzer, technisch anspruchsvoller, und das Rad ist ziemlich durchentwickelt. Mein Olympia-Rad von Atlanta 1996 hat ungefähr zwölf Kilo gewogen, war aus Stahl, und die Federung vorne war 40 Millimeter. Da hast du einfach viel Luft reingepumpt (lacht). Die Sportler sind professioneller geworden, und sie müssen auch in den sozialen Medien präsent sein. Bei uns gab es nur die Presse. Schnell fahren, das war alles, was wir tun mussten. Jetzt ist jeder Sportler auch noch das eigene Medien-Büro. Viele Sponsoren erwarten das.

Als Team-Chef lassen Sie Ihre Equipe für die Funktion als Kommentator immer alleine, wenn die Rennen beginnen. Ist das so nicht problematisch?

Diese Diskussion haben wir auch im Team (lacht). Aber ich glaube, wenn ich neben der Strecke stehe, fahren die auch nicht besser. Außerdem sind das nur sechs oder sieben Weltcup-Rennen und die WM. Wir haben ja Betreuer und Mechaniker. Es gibt außerdem 20 andere Rennen, in denen ich während der Saison an der Strecke stehe.

Mountainbike ist Ihr Leben, kann man das so sagen?

Ja ... ja, das stimmt. Es hat bei mir viele Richtungen. Ich mache auch Incentives für Firmen.

Was motiviert Sie denn, immer noch Rennen zu fahren?

Es ist besser, in Bewegung zu bleiben. Was früher mit Druck verbunden war, ist jetzt aber Entspannung; wie Ferien. Das hat sich gegenüber dem professionellen Sport gedreht. Es ist eine gute Abwechslung, und ich denke, mein Körper braucht das.

Man sagt, Sie seien immer noch sehr ehrgeizig.

Ja, ich fahre mit Ehrgeiz, ich bin immer noch fanatisch. Wenn ich am Start stehe, dann will ich gewinnen, da muss ich ehrlich sein. Den meisten Spaß habe ich aber, wenn ich mit jemand zusammen im Team fahren kann.

Ihr Leben dreht sich um Mountainbikes. Aber zu Hause in Ravenstein gibt es trotzdem noch einen anderen Bart Brentjens.

Ja, wir haben einen alten Bauernhof renoviert. Wir haben Obstbäume und ernten am Anfang des Sommers Erdbeeren bis zu Walnüssen und Äpfel im Oktober. Wir haben auch Gänse. Ich liebe das Arbeiten im Garten und mit Pflanzen.

Bei den vielen Reisen können Sie sich so immer auf zu Hause freuen. Auf was freuen Sie sich denn bei der WM in Albstadt am meisten?

Auf gute Ergebnisse meiner Fahrer (lacht). Nein, Albstadt liegt zentral in Europa, in Deutschland lebt der Mountainbike-Sport, und Albstadt hat viel MTB-Geschichte. Die Strecke würde ich persönlich nicht lieben (schmunzelt), aber es gibt immer spannende Rennen dort, obwohl sie so schwer ist. Und weil die Organisation immer einen guten Job macht, freue ich mich auf die WM in Albstadt.  

Die Fragen stellte Erhard Goller.