Die Athleten – im Bild: die Herren-Elite – gingen pandemiebedingt ohne Zuschauer an den Start. Einzig die Pressevertreter aus aller Welt – allesamt vorher negativ auf Covid-19 getestet säumten die Strecke.  Foto: Eyrich

Allen Unkenrufen, Zweiflern und Kritikern zum Trotz: Der UCI Mountainbike-Weltcup im Cross-Country 2021 in Albstadt ist problemlos über die Bühne gegangen. Mehr noch: Er war ein voller Erfolg – auch in Sachen Sicherheit.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Albstadt-Tailfingen - "Das Hygienekonzept greift" vermeldete Sarah Braun, Pressesprecherin der Stadt Albstadt, schon am Freitagabend, nachdem drei von 2000 Covid-19-Tests im städtischen Testzentrum positiv ausgefallen und die Betroffenen sofort separiert waren. Laut Bürgermeister Steve Mall durften ein Mechaniker und ein Betreuer – aus Frankreich über Freiburg zusammen im Auto angereist – nicht aufs Gelände des UCI Mountainbike-Weltcups im Cross-Country. Für eine italienische Fahrerin war gar mitsamt ihrem Team der Weltcup vorbei, ehe er begonnen hatte. Alle hätten dafür aber Verständnis gezeigt, freut sich Stephan Salscheider, Inhaber der Sportevent-Agentur "Skyder" und Spiritus Rector der Albstädter Weltcups, die seit 2013 Station auf der nun abermals verbesserten Strecke im Bullentäle machen.

Hier gehts zu unserem Blog zum Rennwochenende

Am Samstag fielen alle 1300 Schnelltests negativ aus, am Sonntag nur einer von 1200 positiv – die Veranstalter hatten mit mehr gerechnet und sind dankbar, dass sich alle diszipliniert an die Maskenpflicht und die Abgrenzungen und Laufwege der für sie markierten Bereiche hielten: Auf vier "Bubbles" – Blasen – waren Athleten, Trainer, Betreuer und Funktionäre aufgeteilt. An die Strecke durften alle, und die paar wenigen, die zwischendurch die Maske unters Kinn zogen, hatten die zahlreichen "Marshalls" schnell eingefangen.

"Unglaublich dankbar" dafür, dass Albstadt das Ereignis – wenn auch ohne Zuschauer – ausgerichtet hat, waren die Dienstleister, wie Salscheider, Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und Bürgermeister Mall unisono feststellten. "So etwas habe ich lange nicht erlebt", sagt Salscheider. "Normalerweise gibt es immer welche, die sich über dieses oder jenes beschweren – aber jetzt sind alle nur froh, dass sie mal wieder einen Auftrag haben." Die Veranstaltungsbranche beutele die Coronavirus-Pandemie ja besonders hart und lange, gibt Konzelmann zu bedenken, und Mall hebt hervor, dass die Aufträge zwar ausgeschrieben wurden, die wirtschaftlichsten Angebote aber – zur Freude der Stadt – von Albstädter Firmen kamen: "Sound, Light and More" (SLAM) hatte für Technik, Getränke Biesinger für Zelte und Getränke und "BeSave" für die Sicherheit gesorgt – inklusive Drive-in-Testcenter zur Entlastung des städtischen.

Die Drei von der Stadt sind ein perfektes Team

Unter den vielen Mitarbeitern der Stadt und der Vereine – allen voran die RSG Zollern-Alb, die Ski-Clubs Onstmettingen (SCO) und Truchtelfingen, die Stadtkapelle Tailfingen und der Turnverein Truchtelfingen – lobt Mall besonders das Trio an vorderster Front: Marinus Merz, Hanna Pfaff und Marie Sieber waren gefühlt überall zur Stelle, lösten jedes Problem pragmatisch (siehe "Splitter") und zeichnen maßgeblich verantwortlich für das Funktionieren des Hygienekonzepts: Pfaff schreibe ihre Bachelor-Arbeit an der Dualen Hochschule Ravensburg zu eben diesem Thema und habe das Konzept gut durchdacht.

Beim Feinschliff für die Einstellungen der 21 Kameras von "Red Bull TV" – darunter eine Seilkamera, die mühelos zwischen "Mercedes Benz North Shore" und "Red Bull Devil’s Corner" hin und her flog – achtete Marinus Merz auch darauf, dass die Banner der "Bikezone Albstadt" und von "Albstadt Tourismus" gut zu sehen waren: "Unsere Bikezone stand so im Fokus der TV-Übertragung, und das steigert die Bekanntheit der Marke enorm", freute sich Klaus Konzelmann. "Schon allein deshalb hat es sich gelohnt für die Stadt", sagt er mit Blick auf die gezielt platzierte Werbung in der eigentlichen Zielgruppe – weltweit.

Überhaupt strahlte der Oberbürgermeister am Samstag und Sonntag mit der Sonne, die nach dem nasskalten Freitag mit Macht hervorkam, um die Wette: "Alles passt – sogar das Wetter. Die Helfer sind motiviert, haben Freude, dass sie auch als Verein mal wieder etwas miteinander machen konnten." Damit sende Albstadt auch ein positives Signal nach außen, ergänzt Steve Mall: "Wir sind sehr zufrieden, denn alles war sehr professionell organisiert, ist sachlich und ohne Hektik über die Bühne gegangen, und es ist uns gelungen, die gute Stimmung von Albstadt in die Welt hinaus zu tragen." Und mit Blick auf die Kritik einiger im Vorfeld fügt er hinzu: "Diese Bilder aus Albstadt hinaus in die Welt machen Hoffnung und Mut, dass es geht, wenn man will, und dass auch wieder bessere Zeiten kommen."

Überhaupt seien unter jenen, die für eine Absage gestimmt hätten, nicht wenige, die sich "heute Abend das Fußballspiel im Fernsehen anschauen", gibt SCO-Urgestein Wolfgang Meißburger zu bedenken.

Warum das Ereignis für die Athleten so wichtig war, weiß Stephan Salscheider, selbst ehemaliger Weltcup-Fahrer: "Sie haben heuer nur zwei Chancen, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren: Albstadt und Nove Mesto."

Die Zuschauer fehlen – aber ’s ist jetzt schon so

Eines freilich hat allen gefehlt – die Zuschauer: "Es fühlt sich seltsam an, keinen Kontakt zu den Fahrern zu haben", sagt Salscheider, der sich wie alle an die Grenzen der Bubbles hielt. "Schade ist auch, dass der Erfahrungsaustausch beim Zusammensitzen nach den Rennen fehlt." Die Zuschauer aber fehlen am meisten: "Die Einheimischen, mit denen man schwätzen kann", sagt Meißburger mit Blick auf das babylonische Sprachengewirr der Beteiligten aus aller Welt. "Aber nächstes Jahr gibt es statt des großen Testzentrums wieder eine große Zuschauermasse", hofft Klaus Konzelmann. Und Hans-Ulrich Schmedtlevin, Radsport-Legende der RSG Zollern-Alb, der wie immer stoisch mit seiner Glocke die letzte Runde einläutete, nimmt es schwäbisch gelassen: "Jetzt ist’s schon so!"