Handball-Bundesligist TVB Stuttgart setzt in der neuen Saison große Hoffnungen auf Neuzugang Lenny Rubin. Was zeichnet den Schweizer Nationalspieler aus? Was sind seine persönlichen Ziele?
Die Gemütlichkeit und das Genießer-Gen der Menschen aus dem Kanton Bern ist gemeinhin legendär. Lenny Rubin macht da keine Ausnahme. Sein Profilbild zeigt ihn entspannt in seiner Heimat am Thuner See sitzend. Entsprechend passend ist der Ort für das Interview im Trainingslager. Die stilvolle Terrasse des Hotels Theresa in Zell am Ziller bietet einen idyllischen Blick auf die Berge. „Zwischen den strapaziösen Einheiten lässt es sich hier wunderbar chillen“, sagt der Neuzugang des TVB Stuttgart mit einem Lächeln.
Start am 8. September in Leipzig
Am 8. September (15 Uhr) beginnt mit der Partie beim SC DHfK Leipzig der Punktspielernst. Und der Schweizer Nationalspieler ist der Königstransfer des Handball-Bundesligisten. Er übernimmt im linken Rückraum die Rolle des Schweden Adam Lönn (134 Tore in der Saison 2023/24), der zum französischen Erstligisten Pays d’Aix UC wechselte. „Lenny hat vielleicht nicht die Unbekümmertheit von Adam, ich erwarte aber, dass unsere Fehlerquote weniger wird, es nicht mehr so viele Ballverluste gibt“, sagt Trainer Michael Schweikardt.
Vor allem aber erwartet der 41-Jährige auch Tore. 167 Treffer erzielte der 28-Jährige in der vergangenen Saison für den Bundesliga-13. HSG Wetzlar. Mit seinen Torjägerqualitäten soll er Nationalspieler Kai Häfner, seinen Kollegen im rechten Rückraum, entlasten. Der 35-jährige Linkshänder warf 179 Tore. Schweikardt: „Durch Lenny wird unser Angriffsspiel auf mehrere Schultern verteilt, das macht uns unberechenbarer.“
Weiterentwicklung unter Matschke
Rubin ist sich seiner tragenden Rolle bewusst. „Ich wollte nach sechs Jahren in Wetzlar etwas Neues machen, noch mehr Verantwortung übernehmen“, sagt der 2,04-Meter-Riese. Bei der HSG förderten ihn Trainer Kai Wandschneider und vor allem Ben Matschke, der neue Chefcoach von Nachbar und Ligarivale Frisch Auf Göppingen.
Rubin hatte auch zwei, drei andere lukrative Alternativen, doch er entschied sich für Stuttgart. Warum? „Ich habe auf mein Herz gehört. Ich bin näher an der Heimat dran, spiele mit Landsleuten und Freunden zusammen und ich finde das Projekt TVB einfach sehr spannend.“
Freundschaft unter Landsleuten
Seine Schweizer Nationalmannschaftskollegen Samuel Röthlisberger (seit 2017 beim TVB) und Lukas Laube (seit 2023) haben ihm bei jeder Gelegenheit zum Wechsel in die baden-württembergische Landeshauptstadt geraten. „Die Freundschaft macht es schon einfacher, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden“, sagt Rubin. Zumal er mit den beiden Kreisläufern Schulter an Schulter in der Deckung steht. Entweder gemeinsam mit einem der beiden im Innenblock oder neben dem Duo auf der Abwehr-Halbposition.
Lenny Rubin stammt aus einer Handballerfamilie. Sein Vater Martin ist ein zumindest in der Schweiz sehr bekannter Ex-Nationalspieler (239 Länderspiele). Während dessen Zeit als Spieler in Deutschland kam Lenny zur Welt – Geburtsort Dormagen steht im Pass. Später war der Vater sein Trainer beim Schweizer Erstligisten Wacker Thun. „Noch in der Junioren-Nationalmannschaft hieß es immer, das ist der Sohn von Martin Rubin. Der Druck des Namens hat mich lange begleitet“, sagt der Rechtshänder.
Fan des FC Arsenal
Er ging aber seinen eigenen Weg. Sportlich und privat. Trotz der Handball-Gene wechselte der große Fan des FC Arsenal London erst im Alter von 13 Jahren vom Fußball zum Handball. Beruflich wollte Lenny Rubin unbedingt etwas handwerkliches neben dem Handball lernen und absolvierte eine Ausbildung zum Gärtner. Er lernte vieles – vom Bauen eines Teiches bis hin zu 700 Pflanzennamen auf lateinisch. Inzwischen absolviert er ein Sportmanagement-Fernstudium. Mit seiner Freundin Laura hat er sich in der Wohnung in Fellbach bereits bestens eingelebt.
Was seine Ziele sind? „Ich möchte mit dem Verein schon gerne unter die Top Ten kommen“, sagt er zu seinen persönlichen Ambitionen mit dem Vorjahres-Elften – und ergänzt: „Nur allzu gerne würde ich in meiner Karriere auch noch in der Champions League spielen.“ Rubin sagt dies ganz genüsslich und in aller Gemütlichkeit. Wie man es eben von den Menschen aus dem Kanton Bern gewohnt ist.
Termine
Testspiele
TVB – Eulen Ludwigshafen am 7. August, 18.30 Uhr, in der Stadionhalle Marbach; TVB Stuttgart – SG BBM Bietigheim am 10 August, 19 Uhr, in der Sporthalle 1 in Bönnigheim; GC Amicitia Zürich – TVB in Zürich am 23. August (Uhrzeit offen), HSC Suhr/Aarau – TVB – Séléstat Alsace Handball am 28. August, 19 Uhr, in der Sporthalle Alfdorf; TVB – HBW Balingen-Weilstetten am 30. August, 19 Uhr, im Sportzentrum Leonberg.
Turnier
16. August bis 18. August in Altensteig Eichwaldhalle und Justus-Perels Halle. Teilnehmer: SC DHfK Leipzig, Frisch Auf Göppingen, TVB Stuttgart, HBW Balingen-Weilstetten, TV Großwallstadt, TSV St. Otmar Handball St. Gallen, SG Pforzheim/Eutingen und TSV Altensteig.
Bundesliga
SC DHfK Leipzig – TVB (8. September, 15 Uhr), TVB – SG Flensburg-Handewitt (15. September, 16.30 Uhr), HC Erlangen – TVB (20. September, 19 Uhr), TVB – VfL Gummersbach (25. September, 19 Uhr), TVB – HSG Wetzlar (29. September, 16.30 Uhr), THW Kiel – TVB (5. Oktober, 19 Uhr), TVB – MT Melsungen (10. Oktober, 19 Uhr), TBV Lemgo Lippe – TVB (20. Oktober, 16.30 Uhr), TVB – SC Magdeburg (27. Oktober, 15 Uhr), TSV Hannover-Burgdorf – TVB (31. Oktober, 19 Uhr). (jüf)