„Der Bremerhaven-Krimi“ über die Arbeit einer Sondereinheit des Zolls ist ein fesselnder Auftakt zu einer möglichen neuen ARD-Krimireihe.
Radio Bremen bewirbt diesen Auftakt einer möglichen neuen Krimireihe mit den Worten: „So haben die Zuschauenden den Norden noch nicht gesehen.“ Die Aufnahmen vom Containerterminal haben zwar bereits den letzten Bremer „Tatort“ bereichert, aber die Bilder der vollautomatisch funktionierenden Anlage sind immer wieder faszinierend. Wenn die wie von Geisterhand gesteuerten Container-Carrier durch die Reihen der gestapelten Großraumbehälter flitzen und tonnenschwere Kästen von A nach B transportieren, drängt sich unwillkürlich die Vorstellung auf, dass die Maschinen auch in ferner Zukunft noch ihren Dienst verrichten werden, wenn die Menschheit längst nicht mehr existiert. Schon allein der Schauplatz des „Bremerhaven-Krimis“ ist also das Einschalten wert, aber die Geschichte (Buch: Nils-Morten Osburg, Rainer Butt) ist ebenfalls interessant: Bislang ist das Kokain aus Südamerika über Rotterdam nach Europa gelangt, doch nun haben die niederländischen Behörden die Kontrollen verschärft; daher weichen die Kartelle nach Bremerhaven aus.
Auf eigene Faust
Der Film von Nicolai Rohde beschreibt die Arbeit einer kürzlich gegründeten Sondereinheit Organisierte Kriminalität. Deren Mitglieder verfügen nicht nur über jeweils spezielle Fähigkeiten, sondern auch über unterschiedliche Temperamente. Lisa Cunningham (Cynthia Micas) ist neu dabei, was Katta Strüwer (Elena Uhlig) die Gelegenheit gibt, die Kollegin und somit auch das Publikum über die Aufgaben des Teams zu informieren. Lisa ermittelt gern auf eigene Faust und geht dabei oft gewisse Risiken ein. Der erfahrene Zollfahnder Gero von Bernbeck (Bernd Hölscher) muss ihr gleich mal das Leben retten, als sie beinahe von einem Carrier erfasst wird. Viertes Teammitglied ist IT-Experte Sven-Erik (Lukas Zumbrock).
Eindrucksvolle Szenen
Die zentrale Figur außerhalb der Ermittlungsgruppe ist Dmitri (Bogdan Iancu) aus Moldawien. Der Junge hält sich illegal in Deutschland auf und wird bereits im Prolog eingeführt, als er offenbar einen Mann erschießt; dann folgt eine lange Rückblende. Das Opfer ist ein Spediteur (Steve Windolf), der einen Pakt mit dem Teufel beenden will; selbstredend ein frommer Wunsch. Ziemlich kühl und distanziert beschreibt der Film, wie kaltblütig der hiesige Gangsterboss (Michael Pink) reagiert, wenn Menschen nicht so funktionieren, wie ihm das vorschwebt.
Vom ohnehin wenig originellen Arbeitstitel „Grenzland – Der Nordsee-Krimi“ musste sich Radio Bremen verabschieden, weil sich RTL ein „Nordsee-Krimi“-Copyright gesichert hat, aber davon abgesehen ist der Film allein wegen des spektakulären Drehorts etwas Besonderes – Normalsterbliche haben keinen Zutritt zur Containerwelt; das macht die dort gedrehten Szenen noch eindrucksvoller. Ob es eine Fortsetzung geben wird, hängt vom Erfolg des Pilotfilms ab.
Der Bremerhaven-Krimi: Tödliche Fracht. Do, 14. 12., ARD, 20.15 Uhr