Immer wieder werde betont, dass nur friedlicher Protest akzeptiert werde: Luisa Neubauer bei einer Kundgebung in Lützerath am 8. Januar. Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Derix

In der TV-Sendung „Anne Will“ rückte die Gewalt bei den Demos in Lützerath in den Mittelpunkt. Der Auftritt von Aktivistin Luisa Neubauer spaltet das Netz.

Wer hat angefangen? Die TV-Talksendung „Anne Will“ hat sich am Sonntagabend mit der Gewalt bei den Demonstrationen im nordrhein-westfälischen Lützerath beschäftigt. Während Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer betonte, dass es sich um einen friedlichen Protest handle, warf NRW-Innenminister Herbert Reul den Demonstranten vor, die Ausschreitungen provoziert zu haben.

Es habe Absprachen gegeben zwischen Demonstranten und der Polizei, sagte Reul in der Sendung. „Plötzlich haben sich eine ganze Menge an Menschen nicht mehr daran gehalten und sind durchgebrochen.“ Gerichte hätten entschieden, dass niemand das Abbaugebiet mehr betreten dürfe. Die Protestierenden hätten sich nicht an diese Gerichtsentscheidungen gehalten.

Dann seien Steine und Molotowcocktails geflogen. Reul geht von rund 100 verletzten Polizisten aus. Den friedlich protestierenden Aktivisten wirft der CDU-Politiker vor, die aggressiven Demonstranten nicht aufgehalten zu haben. Allerdings habe es auch einzelne Strafanzeigen gegen Polizisten gegeben, die zu hart vorgegangen seien.

Luisa Neubauer eckt an

Moderatorin Anne Will hakte nach und fragte Luisa Neubauer, wie man verantworten könne, dass sich Menschen auf dem Abbau-Gelände in Gefahr bringen. Neubauer wehrte sich gegen den Vorwurf und erklärte, dass immer wieder klar gemacht werde, dass nur ziviler Protest in Ordnung sei. Gewalt gegen Menschen werde nicht akzeptiert.

„Der große Kompromiss, an den sich die Bundesregierung halten muss, ist das Pariser Abkommen“, sagte Neubauer. Mit dem Ziel, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten, sei der Abbau in Kohle-Abbau in Lützerath nicht vereinbar. „Wir werden weiter dafür kämpfen, dass die Kompromisse eingehalten werden.“

Beim Twitter-Kurznachrichtendienst bekommt Neubauer viel Zuspruch.

"Der große Kompromiss, an den sich die Bundesregierung zu halten hat, ist das Pariser Abkommen!"
...und nicht irgendwelche Hinterzimmerdeals mit #RWE.@Luisamneubauer bei #AnneWillpic.twitter.com/Jciij4N9xh

— Tino Pfaff (@TinoPfaff) January 15, 2023

Einige werfen Moderatorin Anne Will vor, die Klima-Aktivistin im Gegensatz zum Innenminister zu sehr in die Zange zu nehmen.

Doch so ganz einig sind sich die Twitter-Nutzerinnen und Nutzer offenbar nicht. Dieser Nutzer hält den Fragestil für angebracht:

Es gibt aber auch zahlreiche kritische Stimmen zum Auftritt der Klimaaktivistin. Unter anderem wirft ihr der stellvertretende FDP-Vorsitzende Alexander Lambsdorff vor, bewusst unpräzise zu antworten:

Auch andere vermissen klare Antworten und einen Plan für den Einsatz alternativer Energien:

Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt hatte hingegen die Sendung bereits vor der Ausstrahlung kritisiert. Er bemängelt die Auswahl der Gäste.

In der Nacht zum Montag ist es ruhig geblieben im Protestdorf. Doch noch immer halten sich zwei Aktivisten in einem Tunnel auf, wie ein Sprecher des Energiekonzerns RWE am Montagmorgen sagte. Man sei in Kontakt mit ihnen. Derweil laufe der Rückbau weiter und sei bereits „weit fortgeschritten“.