„Die Tür ist offen.“ Bernd Pacher ist also schon da. Auch das Licht in der Sporthalle der Rupertsbergschule ist schon an. Wenig später erscheinen die eigentlichen Protagonistinnen: die Tischtennis-Frauen des TV St. Georgen. Auf diese wartet das bisher mit Abstand größte sportliche Abenteuer ihres Lebens.
„Wir haben eine Riesenlust auf diese große Herausforderung“, betont Natalie Obergfell, die noch eine lange Trainingshose trägt. Auch Neuzugang Christiane Hör – von der TTG Furtwangen/Schönenbach in die Bergstadt gewechselt – ist es noch zu kalt an diesem frischen Septemberabend für die Sportshorts. „Ich bin echt super aufgenommen worden“, freut sich Hör auf die ersten Ballwechsel in der Regionalliga Südwest.
Die Vorbereitung
Doch zunächst einmal baut Bernd Pacher die grünen und blauen Platten – es sind genau sechs an diesem Abend (auch die TVS-Männer trainieren noch) – auf. Schnell noch jeweils eine Schüssel mit zahlreichen Bällen bereitgestellt – und schon können auch Saskia Hauser und Jana Bork, die inzwischen eingetroffen sind, mit langen Vorhandballduellen das Aufwärmprogramm starten.
Später kommen noch Mareike Allgeier („Da die Konkurrenz sehr hoch ist, ist es meine persönliche Einstellung, diese einmalige Chance zu nutzen, indem wir um jeden Punkt kämpfen und die positive Energie unserer Mannschaft bestehen bleibt“) und Anastasiia Kozak (Nummer 1). Lara Reinhardt und Anne-Kathrin Abele können an diesem Dienstagabend nicht am Ruppertsberg sein.
Saskia Hauser
„Ich bin aber nur der Joker. Ich springe ein, wenn die Mannschaft nicht vollzählig ist“, betont Saskia Hauser – und lacht. Mindestens einmal in der Regionalliga möchte Hauser aber das Trikot des TV St. Georgen tragen. „Ich freue mich vor allem auch auf die gemeinsame Zeit mit der Mannschaft.“
Christiane Hör
Da geht es Christiane Hör genauso. Die Ex-Furtwangerin spielt sich gerade mit Hauser warm. „Jana (Bork, Anm. d. Red.) hat mich zwei Wochen vor dem Ende der Wechselfrist gefragt, ob ich kommen möchte“, musste die erfahrene Hör dann nicht lange überlegen.
„Ich war zuletzt nicht mehr so glücklich“, reizt es sie zudem nach „vielen Jahren“ wieder hochklassig ihr Können zu zeigen. „In der Regionalliga, das ist die vierthöchste Klasse in Deutschland, das geht es schon zur Sache.“
Natalie Obergfell
Natalie Obergfell und Jana Bork schlagen eine Platte daneben auf. Nun werden per Rückhand die Bälle zurückgeschlagen. Obergfell gehört zum „Inventar“ des TV St. Georgen. „Wir haben die Damenmannschaft neu in der Saison 2010/11 gegründet und unten in der Bezirksliga angefangen“, blickt sie auf die Anfänge – damals gerade einmal zwölf Jahre alt – zurück.
„Das unsere Reise über die Jahre nun bis in die Regionalliga geht und ich hier in meinem Heimatverein auflaufen kann, ist für mich natürlich etwas ganz Besonderes“, betont die nun 26-jährige Punktesammlerin. Obergfell liebt den Tischtennis-Sport. „Das ist eine tolle Abwechslung zum Alltag. Beim Tischtennis muss man sich immer voll konzentrieren.“
Jana Bork
„Es wird wahnsinnig schwer in dieser Liga. Es wird mit mehr Rotatation gespielt, alles ist schneller, härter“, verweist Jana Bork zudem auf die noch größere Bedeutung des Auf- und Rückschlagspiels. Sicher aber sei, dass um jeden Ball gekämpft wird. „Und natürlich feiern wir auch jedes Erfolgserlebnis“, hofft die Nummer 2 „gegen die neuen Gegner, auf die ich mich sehr freue“, auf einige Überraschungen.
Die Ziele
„Wir machen das alles nach dem olympischen Motto. Dabeisein ist alles“, weiß Natalie Obergfell, dass der Regionalliga-Klassenerhalt der größte Erfolg der Vereinsgeschichte wäre. Die Bergstädterinnen hoffen, dass auch einige Fans den Weg zu den Heimspielen finden. „In der Regionalliga geht es so langsam in den Profibereich. Für uns ist aber Tischtennis weiter ein Hobby, bei uns bekommt keiner einen Cent“, sieht Bernd Pacher sein Team als Underdog an. „Wir können unbeschwert auflaufen.“
„Vielleicht lassen wir uns für die Heimpremiere am 13. Oktober gegen Korntal auch noch etwas einfallen“, denkt Pacher aber zunächst an die ersten Auswärtsaufgaben in Frickenhausen (28. September) und Stuttgart (5. Oktober).
„Und natürlich wird uns dann Bernd wieder ohne Navi in die dortigen Hallen führen“, sagt augenzwickernd Jana Bork. Der TV St.Georgen geht also das große Abenteuer Regionalliga auch mit einer großen Prise Humor an.