Kommunales: Stadt ist mit Zahlen zufrieden / Lange Warteliste für Unterbringung

Trossingen. "Im Vergleich stehen wir gut da." Das sagen sowohl die Flüchtlingsbeauftragte Clara Frankenstein als auch Rudi Kratt von "TroAsyl", wenn man sie nach der hiesigen Flüchtlingssituation fragt. Viele Trossinger engagieren sich noch ehrenamtlich, viele Flüchtlinge haben Arbeit gefunden. Doch eitel Sonnenschein herrscht nicht.

Rund drei Jahre, nachdem die ersten Flüchtlinge ins alte Doktor-Karl-Hohner-Heim in der Händelstraße eingezogen sind, und zwei Jahre nach dem Bau einer zweiten Unterkunft im Gebiet Grubäcker, ist es in Trossingen stiller um das Thema Asylbewerber geworden. Dennoch haben Clara Frankenstein und der Helferkreis TroAsyl weiter alle Hände voll zu tun.

In den Unterkünften in der Gottlieb-Daimler-Straße in Grubäcker und im ehemaligen Hohner-Heim sind laut Landratsamt Tuttlingen derzeit jeweils 47 Flüchtlinge untergebracht. "Es gibt einige Leute, die gerne aus den Heimen in eine Anschlussunterbringung ausziehen würden", sagt Frankenstein, "aber sie finden hier in Trossingen, wo sie gerne bleiben möchten, keine Wohnung." Mehr als 30 Personen stehen auf der entsprechenden Warteliste.

Allzu groß sind ihre Chancen auf eine Unterbringung in Trossingen dabei nicht. Die Stadt Trossingen mietet keine Wohnungen zu diesem Zweck mehr an, da sie die Quote der anerkannten Flüchtlinge, die sie unterbringen muss, bereits erfüllt hat. "Wir suchen nicht aktiv und haben auch keine Angebote mehr bekommen", sagt Frankenstein. "Der Wohnungsmarkt in Trossingen ist bekannterweise leer."

30 Wohnungen habe die Stadt aktuell angemietet, in denen 102 Personen untergebracht seien: 18 Familien, zwei Ehepaare, eine Vierer-Wohngemeinschaft und zehn Einzelpersonen. Zusätzlich seien 72 anerkannte Flüchtlinge privat untergekommen, berichtet sie.

89 der 174 anerkannten Flüchtlinge könnten derzeit einen Job ausüben, erzählt Frankenstein. Nicht miteingerechnet sind beispielsweise Kinder und Jugendliche oder Mütter mit Kleinkindern. "44 davon sind noch in Bildungsmaßnahmen oder Sprachkursen. Es gibt einige, die studieren wollen, und deshalb den Fortgeschrittenen-Kurs C1 belegen, andere sind auf B2-Niveau."

Von den übrigen haben 36 inzwischen Arbeit gefunden. "Das sind rund 40 Prozent – und wenn man das runterrechnet, stehen wir ganz gut da." Einige Flüchtlinge haben ihren Führerschein gemacht und ein Auto, weshalb sie nicht an Jobs in der Musikstadt gebunden sind. "Einige arbeiten in der näheren Umgebung – Aldingen, Tuningen oder Frittlingen", sagt Clara Frankenstein.

Zwischen 45 und 50 Helfer bei "TroAsyl"

Und auch Rudi Kratt vom Helferkreis TroAsyl ist derzeit ganz zufrieden mit der Situation. "Wir haben zwischen 45 und 50 Helfer, die in verschiedenen Bereichen aktiv sind", berichtet er. "Das reicht im Moment noch aus. Und im Vergleich zu anderen Gemeinden stehen wir damit sehr gut da."

Tatsächlich sei Trossingen laut Landratsamt am besten aufgestellt, erinnert sich Clara Frankenstein an die diesjährige Vollversammlung von "TroAsyl". Dass sich noch so viele Trossinger ehrenamtlich engagieren würden, sei nicht selbstverständlich nach der Zeit.

Dass neue Ehrenamtliche zu "TroAsyl" hinzustoßen, sei allerdings rar geworden, stellt Rudi Kratt fest. "Dieses Jahr haben wir fünf oder sechs weitere Helfer hinzugewonnen." Er ergänzt: "Wir können nie zu viele sein."

Am kommenden Samstag, 10. November, findet von 14 Uhr bis 17 Uhr ein Begegnungscafé des Helferkreises TroAsyl im Johannes-Brenz-Gemeindehaus statt, zu dem die gesamte Bevölkerung eingeladen ist.