Hat Spaß bei der Arbeit: Lea Wolber, die derzeit ein FSJ beim Turnverein St. Georgen absolviert. (Archivfoto) Foto: Mengesdorf

Turnverein berichtet über seinen Bundesfreiwiligendienst und das freiwillige soziale Jahr.

Der Sportbetrieb ist derzeit komplett auf Eis gelegt, Vereine können nicht trainieren. Wie unter diesen Umständen Bundesfreiwilligendienste und das FSJ bei einem Sportverein ablaufen, lesen Sie im (SB+)Artikel.

 

St. Georgen - Der Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr ermöglichen es jungen Menschen, in pädagogische Berufe reinzuschnuppern. Auch der Turnverein besetzt jährlich zwei solcher Stellen. Doch dieses Jahr gibt bei ihrer Besetzung Probleme.

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Einmal einen Einblick in soziale und pädagogische Arbeit bekommen – das bieten der Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) jungen Menschen. Auch der St. Georgener Turnverein (TV) besetzt jedes Jahr zwei solcher Stellen – für 2021 allerdings ist die Nachfrage eher gering.

"Wir haben für dieses Jahr nur eine FSJ-Bewerbung – für den Bundesfreiwilligendienst keine", sagt Gerhard Mengesdorf, der erste Vorsitzende des TV St. Georgen.

Er hofft, dass noch weitere Bewerbungen einlaufen. "Es hat sich gezeigt, dass wir mit zwei solcher Stellen am Besten fahren. Drei sind zu viel, eine zu wenig", sagt Mengesdorf und lacht. FSJ und Bundesfreiwilligendienst hören sich zwar gänzlich unterschiedlich an – seien aber "inhaltlich identisch", erklärt er. Doch was beinhaltet eine solche Stelle bei einem Turnverein eigentlich?

Hilfe für Erzieher und beim Kinderturnen

Die FSJler und Bundesfreiwilligen unterstützen üblicherweise Turnstunden in Kindergärten. "Allerdings nicht eigenverantwortlich", ergänzt Mengesdorf. Vielmehr sollen sie als Hilfe für die Erzieher fungieren. Auch im Vereinssport sind sie aktiv, helfen beim Kinderturnen aus – und teilweise auch in anderen Abteilungen, "je nach Interesse", sagt Mengesdorf. Dadurch haben sie am Ende des Jahres auch den Übungsleiter-Schein in der Tasche, wie der TV-Vorsitzende erläutert.

Ein weiteres Tätigkeitsfeld betrifft die Notbetreuung in den Grundschulen. Hier hat der Verein Kooperationen mit der Robert-Gerwig-Schule und der Rupertsbergschule.

Auch in die Verwaltung bekommen die jungen Leute üblicherweise einen Einblick: So unterstützen sie die Geschäftsführerin des Turnvereins bei administrativen Tätigkeiten. Ansonsten helfen die FSJler auch bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen mit.

Doch Veranstaltungen fallen derzeit gänzlich aus und auch der Sport befindet sich bekannterweise in einer Zwangspause. Wie kann man sich das also in Zeiten von Corona vorstellen?

In Corona-Zeiten steht Hallen-Ausmisten auf dem Programm

Lea Strobel ist eine, die das weiß. Sie macht aktuell ihr FSJ beim Turnverein. "Corona hat die Tätigkeitsfelder verändert und dazu geführt, dass Freiwillige im Sportverein nicht eingesetzt werden können", erklärt Mengesdorf. Daher stehen jetzt auch andere Dinge auf dem Programm: "Lea sorgt gerade in der Halle für Ordnung, ist am Ausmisten", erzählt er.

Zudem ist Strobel in der Notbetreuung an der Robert-Gerwig-Schule im Einsatz. Im Sommer half die junge Frau außerdem dem Kinder- und Jugendbüro, unterstützte die Durchführung des Kinderferienprogramms.

Bereits seit fünf Jahren bietet der Turnverein die Freiwilligendienste an, die immer am 15. August beginnen und ein Jahr andauern. "Das hat immer gut geklappt und wir waren stets sehr zufrieden", sagt Mengesdorf. Üblicherweise waren die Anwärter in der Vergangenheit, so Mengesdorf, "sportaffine junge Menschen". Doch wichtig sei natürlich auch der soziale Aspekt. Kann ich mit Kindern umgehen? Möchte ich einen pädagogischen Beruf erlernen? Auf Fragen wie diese könne der Freiwilligendienst Antworten geben. "Das ist genau das richtige Feld, um sich hier auszuprobieren", erklärt Mengesdorf.

Auf den Reifegrad kommt es an

Die Volljährigkeit ist für ihn eigentlich eine Grundvoraussetzung – denn schließlich ginge es hier um "eine verantwortungsvolle Tätigkeit". Aber auch Jüngere könnten sich jetzt, so Mengesdorf, bewerben. "Das hängt vom Reifegrad ab", sagt er.

Dass der Turnverein sich wieder auf seinen eigentlichen Kern – den Sport – besinnen kann, darauf warten derweil alle Mitglieder. Für Mengesdorf ist es unverständlich, dass das aktuell nicht möglich ist: "Ich denke, wir haben im letzten Sommer gezeigt, dass wir Sport machen können, ohne zum Hotspot zu werden." Es gebe im Verein keinen Fall, bei dem sich jemand beim Sport angesteckt hätte.

Das hinge auch mit einem guten Hygiene-Konzept zusammen: Fußwege in der Halle, die Nutzung von Desinfektionsmittel, kleinere Gruppen und Abstand – all das hätte man umgesetzt und es sei "nichts passiert".

"Ich würde sagen, dass wir jetzt in der Lage wären, wieder aktiv zu werden", sagt Mengesdorf. Wichtig sei das vor allem für Kinder und ältere Menschen: "Denen fehlt am meisten das Sportangebot in der Gruppe." Denn so fehlten der Anreiz und die Motivation, sich zu bewegen. "Das tut schon weh", befindet Mengesdorf.