Bei der Sanierung offenbaren sich einige Bausünden aus der Vergangenheit. Foto: Reimer

Die Preise steigen weiter und gleichzeitig offenbaren sich immer mehr Bausünden aus der Vergangenheit. Die Kosten für die Turnhallensanierung schießen in die Höhe. Wäre ein kompletter Neubau günstiger gewesen?

Oberndorf - 4,8 Millionen Euro sollte die Sanierung der Turnhallen kosten. So war zumindest die Schätzung vor zwei Jahren. Inzwischen steuert man auf etwa 7,6 Millionen Euro zu.

Stephan Ruff vom Hochbauamt gab in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats einen Einblick in den derzeitigen Stand der Arbeiten und erklärte, worauf die Kostensteigerungen zurückzuführen sind.

Größter Brocken

Die bisher vergebenen Arbeiten wie Rückbau, Gerüstarbeiten oder Elektroarbeiten machen rund 43 Prozent der Gesamtkosten aus. Am Dienstag entschied der Gemeinderat über die Vergabe der Betonsanierungsarbeiten in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro. Dieser Arbeitsschritt macht mit rund einem Viertel den größten Brocken der Gesamtkosten aus. Im Anschluss stehen unter anderem noch die Dachabdichtung, der Fensterbau und weitere kleinere Posten an.

Preise um 30 Prozent gestiegen

Die steigenden Preise in der Baubranche machen mit über einer Million Euro den größten Anteil der Mehrkosten aus. In den vergangenen eineinhalb Jahren seien die Kosten um etwa 30 Prozent gestiegen.

Doch ein weiter großer Punkt sind die Bausünden der 70-Jahre, die der Stadt nun teuer zu stehen kommen. Diese zusätzlichen Arbeiten machen rund 800 000 Euro aus. Das Problem: Die meisten Mängel würden sich erst offenbaren, wenn man mit der Grundsanierung beginnt, erklärte Ruff. Aus den Plänen oder bei vorhergehenden stichprobenartigen Untersuchungen seien diese nicht ersichtlich gewesen.

Lücken in den Wänden

Als Beispiel nannte er die Turnhallenwand. Diese ist in den Plänen zwar als durchgehende Wand eingezeichnet, doch in Wirklichkeit wurde sie an den Stellen unterbrochen, an denen die Regenfallrohre angebracht sind. Die Folge: Die Wand hat an diesen Stellen eine etwa 20 Zentimeter breite Lücke. Hier müsse aus statischer Sicht nachgebessert werden. Allein dieser Punkt mache bereits rund 100 000 Euro aus.

Die restlichen Mehrkosten seien auf weitere Faktoren zurückzuführen wie der Umstand, dass die Bauarbeiten zu Beginn dieses Jahres pausierten.

Ähnliche Probleme beim Gymnasium

Auf ähnliche Probleme stieß man bereits bei der Sanierung des Gymnasiums, sagte Bürgermeister Hermann Acker. "Wenn man die Grundsanierung angeht, zeigen sich zahlreiche Mängel, die man einfach ausmerzen muss", so der Schultes. Dennoch seien beide Sanierungsprojekte eine sinnvolle Investition gewesen: "Ein Neubau wäre keine Alternative gewesen".

Allein der Neubau hätte schätzungsweise wohl mindestens acht Millionen Euro gekostet – ohne Abriss der derzeitigen Hallen, so Ruff. Heute würde man wohl auf das Doppelte der derzeitigen Sanierungskosten gekommen.

Wann sind die Arbeiten abgeschlossen?

Wie geht es nun weiter mit den Turnhallen? Falls es das Wetter zulässt, soll bis Weihnachten durchgearbeitet werden. Danach wird in den kältesten Monaten des Jahres eine Pause eingelegt, so Ruff. Nach der Fasnet soll es dann weitergehen. Doch man werde flexibel auf die Temperaturen reagieren. Sollte im November das Thermometer bereits deutlich in den Minusbereich fallen, werden die Arbeiten unterbrochen. Umgekehrt wird bei milden Temperaturen im Februar weitergearbeitet. Derzeit gehe man davon aus, dass die Maßnahme Ende 2023 abgeschlossen sein wird.

Beschluss

Der Gemeinderat beschloss in der Sitzung einstimmig die Firma BWS Rhein-Neckar (Heidelberg) mit den Betonsanierungsarbeiten für rund 1,9 Millionen Euro zu beauftragen. Das Angebot ist damit rund zehn Prozent höher als der Kostenanschlag, der bei etwa 1,7 Millionen Euro lag. Die Firma war der einzige Bieter.